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  1. Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #1
    Legende Avatar von Edouard1990
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    曉東, 走開! - Xiǎodōng, zǒu kāi! Wie ein Feuer brannte sich dieser Satz in mein Gedächtnis, ein Überbleibsel aus einer Kindheit, die für viele als traumatisch angesehen werden würde. Doch ich lernte damit umzugehen, ich konnte es ohnehin nicht ändern. War es dieses Mal mein Onkel, der mich von seinen guten Vasen wegscheuchte, so war dieser Satz für mich zumeist mit Gewalt und Schmerzen verbunden, Disziplin aneignen nannte man es hier. Ich erhaschte also einen schnellen Blick auf Onkel Li's wertvolle Ming-Vasen und machte mich zurück an die Arbeit.

    Zwei Tage später feierte ich meinen 17. Geburtstag, zugegeben sollte es ein fröhlicher Tag werden, aber nach feiern war mir heute nicht zumute. Vorgestern Abend hatte ich einen heftigen Streit mit meiner Freundin Shuai und seitdem ignorierte sie meine SMS und Anrufe. Zugegeben, es war nicht einfach, sie war 5 Jahre älter als ich, studierte in Shanghai und kam immer nur für kurze Zeit in meine, unsere Geburtsstadt, Sanchengxiang, westlich von Nanjing, die knapp 350 Kilometer Entfernung ließen das an einem normalen Wochenende auch nicht zu. Auch wenn wir erst seit knapp 7 Monaten ein Paar waren, merkte ich, wie sie die Großstadt veränderte und sie sich immer mehr distanzierte, anfangs sprachen wir täglich, mittlerweile war sie unter der Woche nur 2 Mal zu kurzen Gesprächen zu erreichen und am Wochenende meistens gar nicht. Sie verstand es nicht, warum ich nicht mit ihr nach Shanghai gegangen war, sondern es vorzog, hier zu bleiben und dieses Leben weiter zu führen. Doch auch wenn es nicht das ist, was man unter einem schönen Leben verstand, ich kannte nichts anderes, war bei meiner Familie und hatte ein Dach über dem Kopf und zu essen. Und ich konnte meiner Leidenschaft, dem Fußball nachgehen. Mein Zeitplan hatte zumeist nur kleine Lücken, ich stand morgens um 5 Uhr früh auf, half meinem Vater die Kühe zu melken, fütterte die Schafe und trieb mit meinem Vater zusammen die Kühe auf die Weide. Dort hatte ich unter einem Baum ein klappriges altes Fahrrad abgesperrt, mit welchem ich im Anschluss in die Schule radelte. Bis 3 Uhr nachmittags war ich dann dort, lernte, sprach mit meinen Freunden und trainierte. Seit 4 Jahren ging ich nun auf diese Schule, es war eine gut angesehene Sportschule, dort hoffte ich, meinen Traum, Profifußballer zu werden, verwirklichen zu können. Bevor es aber so weit war, hieß es nach der Schule wieder mit dem Rad zum Baum, die Kühe alleine zurück zu unserem Hof zu bringen und dann holte mich mein Onkel ab, dem ich bei der Ernte half. Er baute alles selbst an, Mais, Getreide, Gemüse, Obst und vieles mehr, es war wie ein großer Supermarkt, den meine Familie ganz alleine betrieb. Weiters hatte er noch einen großen Fischteich, den er mir zu meinem 10. Geburtstag 'geschenkt' hatte, ich kümmerte mich gerne darum und da er von der Scheune oder dem Haus nicht einsehbar war, war es auch eine willkommene Abwechslung, an heißen Sommertagen schnell mal hinein zu springen und sich etwas abzukühlen. Bis spät abends, als es schon dunkel war, arbeitete ich, meine Hausaufgaben, es war niemals viel, erledigte ich in den kurzen Pausen dazwischen. 2 Mal unter der Woche und am Wochenende erlaubte mir mein Vater, mich zum Fußballtraining abzumelden, ich spielte in der Jugend von Jiangsu Suning, dem städtischen Verein.


    Hier wollte ich einmal spielen, im Nanjing Olympic Stadium, wo die erste Mannschaft von Jiangsu Suning in der CSL ihre Spiele absolviert.

    Ich sah beinahe jedes Spiel unseres Teams, mein Vater war ein großer Fan des Vereins und das war mein Glück, sonst würde er vermutlich meinen Traum, Profifußballer zu werden, nicht unterstützen und meine Laufbahn als Erntehelfer wäre quasi vorbestimmt gewesen. Mit meinem Vater hatte ich nicht nur dank des Fußballs einen guten Draht, er unterstützte mich dabei und motivierte mich weiter hart zu trainieren, auch wenn ich so wie momentan keine große Lust verspürte und traurig war. Allerdings war mein Lieblingsverein nicht Jiangsu, was ich natürllich streng geheim hielt. Mein Vater prägte den Satz, dass man 'im Wettkampf die Emotionen und schlechte Gedanken ausblenden muss', schafft man das, kann man es weit bringen, den eisernen Willen, den hätte er mir vererbt. Meine Mutter war sehr streng und es gefiel ihr gar nicht, dass ich Fußballer werden wollte, weshalb ich früher oft mit ihr in Streit geriet und in Folge oft von ihr oder meinem Vater gezüchtigt wurde. Doch er erkannte, dass das nicht nur eine Phase war, wo ich alles ausprobieren wollte, sondern, dass es mir wirklich ernst war. Damals war ich 11, ich hatte bereits Jahre verpasst, um ernsthaft mit dem Fußballspielen im Verein azufangen und hatte Angst, hinterher zu hinken.

    Eine weitere Woche war vergangen und ich hatte noch immer nichts von Shuai gehört. Kurzerhand beschloss ich, meine wichtigsten Sachen zu packen und nach der Schule mit dem Zug nach Shanghai zu fahren um eine Antwort von ihr zu bekommen. Ich wusste, dass ich großen Ärger bekommen würde, weil ich nach der Schule nicht wie vereinbart die Kühe nach Hause brachte, aber ich wollte Gewissheit. Ich wollte Klarheit, ob es sich noch lohnte, um die Liebe zu kämpfen, oder ob die Mühe dafür nur noch verschwendete Zeit war. Mit meinem letzten gespartem Geld kaufte ich mir ein Ticket, ohne zu wissen, wie ich die Heimfahrt finanzieren sollte, doch daran hatte ich noch keinen Gedanken verschwendet, ich musste zu Shuai. Am Bahnhof hatte ich Glück, als ich einen Mann kennen lernte, der das Trikot meines Lieblingsvereines trug und ich konnte nicht glauben, was ich auf der Rückseite erblickte. Schnell unterhielten wir uns, er erzählte mir, dass er fast täglich nach Shanghai pendelte und man mit dem High-Speed-Train nur etwas mehr als eine Stunde brauchte. Ein Schlag ins Gesicht für mich, ich hatte immer damit spekuliert, dass es viele Stunden dauert, um nach Shanghai zu gelangen und das der Grund war, dass Shuai nicht an den Wochenende kommen konnte. Der Mann lud mich ein, mit dem High-Speed-Train zu fahren, er bezahlte mein Ticket und gab mir zudem mehr als genug Geld, um mir ein Ticket für die Rückfahrt zu kaufen. Als der Zug einfuhr, kam ich mir vor, als hätte man mich in eine komplett andere Welt entführt, Nanjing hatte zwar ein modernes Zentrum, da wir aber außerhalb der Stadt lebten und die Schule auch nur am Stadtrand lag, bekam ich davon nicht allzu viel mit, ich hatte schlicht keine Zeit, einmal die Stadt zu erkunden. Ich stieg die 3 Stufen hoch, meinen kleinen Rucksack auf dem Rücken und blickte in das futuristische Innen des Zuges. Es hatte Ähnlichkeit mit Zügen aus Deutschland, wie ich sie von Fotos kannte, aber nie hätte ich gedacht, dass wir so etwas in unserer Nähe hatten.


    Kaum mehr als eine Stunde dauerte die Fahrt nach Shanghai und mit Geschwindigkeiten jenseits von 300 km/h rumorte es in mir, ich war dieses Tempo nicht gewohnt und mir wurde flau im Magen. In Shanghai angekommen staunte ich über die gewaltige Skyline, die mir beim Blick aus dem Fenster ins Blickfeld fiel, als der Zug langsam Richtung Bahnhof fuhr. Es war gewaltig, Wolkenkratzer standen Seite an Seite mit anderen gewaltigen Bauten. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und konnte den Mund vor Staunen nicht schließen, doch ein großer Zug des frischen Smogs, welchen ich einatmete, als der Zug seine Türen öffnete, holtemich auf den Boden der Tatsachen zurück, dass auch das Shanghai war. Um mich herum füllte sich der Bahnsteig, Tausende Menschen mit Schutzmaske vor Mund und Nase passierten mich, als ich wie in Trance im Kreis um mich blickte. Der Bahnsteig hatte sich geleert, als ich hastig in meiner Hosentasche kramte und einen kleinen Zettel entknitterte. Es war der letzte Brief, den mir Shuai schrieb und ganz unten fand ich ihre Adresse, hierhin würde mich also nun mein Weg führen........





    Quellen: Nanjing Olympic Stadium, Zug, Zettel mit chinesischen Zeichen

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    Geändert von Edouard1990 (09.10.2018 um 20:11 Uhr)
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  2. Die folgenden 6 Benutzer sagen Danke Edouard1990 für deinen sinnvollen Beitrag:

    forza juve (09.10.2018), GAD777 (09.10.2018), Heintje (10.10.2018), Kanaryaemre (11.10.2018), MW2020 (09.10.2018), RichardBarcelona (12.10.2018)

  3. AW: Managerstorys und Karrieren (Updates)

    #2
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    Standard AW: Managerstorys und Karrieren (Updates)

    So, auch meine Story ist on, hier geht es zum

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  4. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #3
    Inaktiv Avatar von MW2020
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Edouard is back...und natürlich mit einer Spielerstory...zwei, drei Zeilen und du hast mich schon wieder gehabt...irgendwie hast du ein Talent, dass man sich in deinen Texten verliert und endlos weiterlesen könnte...
    ich freue mich auf die Fortsetzung

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  5. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #4
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Spielerstory.
    Kann Reinhard nur zustimmen, als ich gesehen habe, dass du wieder was startest, war ich voller Vorfreude und die Erwartungen hast du voll erfüllt. Man ist mit wenigen Sätzen so drinnen in der Story, dass man am liebsten von vorne beginnen würde, sobald es aus ist. Diesmal also kein durchgedrehter Rumäne sondern ein bodenständiger(?) disziplinierter Chinese, da nimmst du dir viel vor, Sorin konnte ja die ganze Palette an Eklats liefern, bei diesem Charakter grenzt sich das arg ein. Bin sehr sehr gespannt drauf. Zudem auch schon die zweite Story aus China.

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  6. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #5
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Zunächst einmal freut es mich sehr, dass du wieder mit einem neuen Projekt am Start bist. Dieses mal präsentierst du uns eine Spielerkarriere mit einem jungen Mann Namens Xiaodong Zhang aus der chinesischen Super League. Ich denke, das ist genaue dein Ding. Der Start war schon mal ziemlich gut und interessant, so dass man sich auf eine Fortsetzung freuen darf. Die CSL und das Land an sich bieten sicherlich viel Potential und gute Möglichkeiten, für eine schöne und coole Story. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß du werde hier sicherlich weiterhin reinschauen!

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  7. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #6
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Was soll man bei dir schon großartig sagen außer....... Meine Fresse einfach geil.
    Deine Art zu schreiben fesselt mich immer wieder und es macht Spaß in deine Geschichten einzutauchen.
    Mach weiter so.

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  8. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #7
    Only Skill ... Avatar von LiLCheesy91
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Bei dir kann man sich jedes Jahr auf eine coole Spielerstory freuen.

    Irgendwie dachte ich mir schon, dass es dich diesmal nach China. Die neue Liga birgt bei FIFA 19 natürlich Potenzial und als junger Spieler kann man von den zahlreichen Stars sicherlich einiges lernen. Der Text ist bei dir natürlich gewohnt gut. Ich muss erstmal lernen den Namen einigermaßen aussprechen zu können

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  9. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #8
    Legende Avatar von Edouard1990
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Wow, danke für die Komplimente und die Rückmeldungen, hat mich echt gefreut. Hatte die Woche leider viel zu tun, weil in unserer Filiale eine Diebesbande erwischt wurde und die verdammt viel gestohlen haben. Aber wie heißt es so schön, besser spät als nie, jetzt geht es jedenfalls weiter, allerdings wieder ein kurzer Teil.....




    Aufgeregt starrte ich auf ein schier nie aufhörendes Gebäude an einer stark befahrenen Hauptstraße. Der Blick nach oben verursachte in mir einen Hauch von Höhenangst, insgeheim hoffte ich jedoch, dass es im Inneren einen Aufzug gab. Doch noch bevor ich mich in Bewegung setzen konnte, gab es einen lauten Krach und es begann, wie aus Eimern zu schütten. Mit ein paar schnellen Schritten sprang ich in den Eingang und drückte die Taste für Appartment 142. Ich wartete auf eine Antwort, doch als hätte ich es geahnt, blieb die Gegensprechanlage stumm. Ich versuchte es fünf weitere Male, bis ich enttäuscht abzog und mir in einem nahen Imbiss eine Kleinigkeit zu essen kaufte. So kurios es auch klang, aber ich hatte nicht in Erwägung gezogen, dass Shuai möglicherweise gar nicht zuhause sei. Ratlos futterte ich mein Sandwich und überlegte, was ich weiter tun sollte, bis zur Rückfahrt hatte ich noch gut 3 Stunden Zeit.
    Mein erster Weg führte mich dann doch nicht zurück zu Shuai's Appartment, sondern da ich schon einmal in Shanghai war, zum Stadion meines Lieblingsvereines. Der lange Fußmarsch war es allerdings wert, als ich dann vor dem großen Komplex stand und für einige Minuten im Gedanken versank und alles rund um mich unwichtig wurde. Nun war es aber an der Zeit, wieder zurück zu gehen und als ich erneut an Shuai's Appartment ankam ergriff ich die Möglichkeit und eilte durch die offenstehende Tür ins Innere des Gebäudes. Tür an Tür reihte sich in dem kleinen Vorraum, wo auch das Stiegenhaus und ein Aufzug war, wie man hier leben konnte, konnte ich mir kaum vorstellen, ao enge Räume war ich nicht gewohnt. Ich fuhr mit dem Aufzug in den 18. Stock und auch wenn hier alles gleich wie unten aussah bemerkte ich an der Tur direkt vor mir ein bekanntes Symbol. An der Eingangstür hing das rote Seidentuch, dass ich Shuai bei unserem ersten Date geschenkt hatte, ein Hoffnungsschimmer.


    Ich lauschte, ob ich von drinnen Geräusche vernehmen konnte und klopfte. Mehrmals. Doch es war dasselbe enttäuschende Gefühl wie beim ersten Mal, die Türe öffnete sich und allmählich wich meine Enttäuschung der Angst. War Shuai etwas passiert? Ich wartete noch eine gute halbe Stunde, versuchte erneut Shuai zu erreichen, aber kein Zeichen von ihr. Auch an den Türen der Nachbarn stieß ich auf Ahnungslosigkeit, keiner wusste etwas von Shuai, sie erinnerten sich nur an eine junge Frau mit blau-pinkem Haar, klein und quirlig. Ich wusste, dass das Shuai's Mitbewohnerin Peng war, die mir die Nachbarn beschrieben, aber ich wusste weder, wo ich sie antreffen konnte, noch wie sie mit Nachnamen hieß. Ein letzter Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich kaum noch Zeit hatte, in 35 Minuten würde mein Zug zurück nach Nanjing, es war die letzte Möglichkeit, heute noch nach Hause zu gelangen. Instinktiv sträubte sich alles in mir, als ich mich auf den Weg zum Bahnhof machte, ich machte mir Sorgen um Shuai, wusste aber auch, dass ich nicht hier bleiben konnte, ich hatte kein Geld für ein Hotel und morgen war wieder Schule. Kaum auszudenken, was mich erwarten würde, wenn ich auch den noch verpassen würde, mir blühte ohnehin schon genug Ärger, dass ich einfach so ohne Ankündigung abgehaut war. Vor mir tauchte das Gebäude des Bahnhofs auf und plötzlich erblickte ich auf der anderen Seite Peng. Ich schrie ihren Namen, doch sie trug Kopfhörer und war in ihr Smartphone vertieft, vermutlich hätte sie mich aber auch ohne die Kopfhörer in diesem Gemisch aus Motorenlärm, Gehupe und Gerede der anderen Menschen nicht gehört, wenn ich ein Megafon benutzt hätte. Ich blickte fast schon panisch um mich, als ich gefühlte Ewigkeiten an der roten Ampel stand und mich konzentrieren musste, Peng nicht in den Menschenmassen zu verlieren. Endlich schaltete das Licht der Ampel dann auch auf Grün, ich sprintete los, schlängelte mich in Rekordtempo durch die Menschenmassen in die Richtung, in die Peng gegangen war und blickte um mich. Mit dieser Zeit hätte ich vermutlich den Slalom von Kitzbühel gewonnen, doch Peng hatte ich verloren, ich konnte sie nirgendwo sehen.

    Ich konnte nicht weiter nach ihr suchen, wie in Trance wandte ich mich in die inverse Richtung und marschierte Richtung Bahnhof, ich hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Ich erreichte den Zug ohne Probleme, wenn wir in China sagen, dass wir kaum noch Zeit hätten, würde in Deutschland bedeuten, dass noch Zeit für einen Kaffee, einen Imbiss und den Gang zur Toilette wäre. Pünktlich setzte sich der Zug in Bewegung und ich hatte nun gut eine Stunde Zeit. Zum einen brauchte ich nun eine verdammt gute Ausrede, mit der ich das Ausreißen begründen konnte, andererseits wusste ich, dass mir wohl nicht mal die beste Ausrede etwas bringen würde, ich würde großen Ärger bekommen. Fast menschenleer war der Zug nach dem ersten Halt nach etwa 15 Minuten, ich blickte aus dem Fenster in die regnerische Nacht und meine Gedanken schweiften erneut zwischen Shuai und der Reaktion meiner Familie.


    Etwa 50 Minuten später erreichte ich Nanjing, schnell eilte ich über den Bahnsteig aus den Bahnhofsvorplatz und hoffte, noch einen der Busse an den Stadtrand zu erwischen. Tatsächlich hatte ich Glück und den fast leeren Anzeigetafeln zu urteilen, schien es einer der letzten Busse gewesen zu sein. Der ersparte mir zum Glück einen mehrstündigen Fußmarsch. Es regnete leicht, als ich von der Endstation des Busses über eine dunkle Straße nach Hause ging. Immer wieder kam mir die Situation mit Peng in Shanghai in den Sinn und ich bezweifelte allmählich, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist, trotzdem nach Hause zu fahren. Wäre ich nochmals zurück zu Shuai's Wohnung gegangen, hätte ich dort ziemlich sicher auch Peng angetroffen und hätte nun Gewissheit, denn diese Ungewissheit nagte an mir. Langsam ging ich die Straße entlang, zum einen war ich erschöpft von dem langen Tag und zum anderen hoffte ich, dass so spät nachts keiner mehr zuhause wach sein würde. Kurz vor Mitternacht erreichte ich dann mein Zuhause und hatte Glück, dass schon alle schliefen, so könnte ich zum einen noch über eine passendere Ausrede als die Wahrheit nachdenken, andererseits wollte ich so schnell wie möglich ins Bett, in nicht einmal 5 Stunden musste ich bereits wieder aufstehen. Als ich mich leise in mein Zimmer begab bekam ich von hinten einen Stoß und hörte Schritte, ehe die Tür hinter mir ins Schloss fiel.


    Quellen: Türe, Verregneter Ausblick

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  10. Folgender Benutzer sagt Danke zu Edouard1990 für den nützlichen Beitrag:

    Heintje (03.11.2018)

  11. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Schön, dass es weitergeht mit dem jungen Xiaodong Zhang. Der Ausflug nach Shanghai war allerdings ziemlich erfolglos. Ein Blick auf das Stadion, eine verschlossene Tür, ein kleiner Snack und Shuai's Mitbewohnerin Peng auf der Straße, das hatte sich der Protagonist sicherlich anders vorgestellt. Kurzer aber dennoch schöner Bericht. Mal schauen, wie es weitergeht!

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  12. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #10
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    ein Teil in dem jetzt nicht allzu viel passiert...braucht man aber unbedingt bei solchen Geschichten, da sich ansonsten gewisse Inhalte später wohl nicht erklären ließen...
    Von wem er da wohl einen Stoß bekommen hat? Wohl sein Vater...Nun steht Züchtigung am Programm...

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