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  1. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #11
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Da hätte ich dich ja fast vergessen. Wieder sehr kurzweilig geschrieben, auch wenn nicht viel passiert ist, zieht einem jedes deiner Worte wahrlich in den Bann. Ich wünschte, ich würde das auch so beherrschen.
    Man stelle sich die Szene mit Peng mal in Wien vor, da wäre das einfacher, weil sich wohl alle ducken würden, wenn man 'Peng' ruft, außer Peng selbst.
    Bin gespannt, wer das den Stoß ausgeteilt hat, du hast ja nicht geschrieben, ob es ein normaler Stoß oder ein Kopfstoß war, bei zweiterem wäre es zu 100% Zidane.....
    So tippe ich auch mal auf den Vater, oder doch die Mutter?

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  2. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #12
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Danke für euer Feedback. Momentan ist es ziemlich stressig, weil wir vor kurzem Inventur hatten und da kaum Zeit blieb, nun beginnt bald das Weihnachtsgeschäft und es wird auch nicht viel besser werden zeitlich. Ich bemühe mich aber, zumindest einmal pro Woche einen Teil zu bringen, versprechen kann ich es nicht. Mit dem Spielen habe ich schon zwei Teile fertig, da muss es storytechnisch aber erst hingehen, daher geht es dann auch ein wenig schneller. Ich weiß im letzten Part ist wenig passiert, aber ich wollte es nicht mit diesem hier zusammen bringen, wäre sonst zu lange geworden und der schöne Cliffhanger wäre mit abhanden gekommen. Hat übrigens keiner erraten, wer da jetzt wirklich Xiaodong gestoßen hat. Das Ding mit Zidane war aber geil.




    Durch die Wucht des Stoßes fiel ich halb über meinen Teppich und konnte mich gerade noch so mit aller Körperbeherrschung und einer geschickten Verrenkung auf mein Bett fallen lassen, alles andere hätte auch die restlichen Familienmitglieder geweckt. Ich rechnete mit dem schlimmsten und schützte mein Gesicht instinktiv mit gekreuzten Armen. Es war stockfinster in meinem Zimmer und als ich von meinem Bett aufstehen wollte, spürte ich, wie sich jemand auf mich legte und mich daran hinderte. Ich fauchte ein paar chinesische Worte, bis ein grelles Licht anging und ich geblendet die Arme vor meine Augen hielt. Ich dachte nach, mein Vater konnte es nicht sein, unter seinem Gewicht würde ich kaum Luft bekommen, meine Mutter war es auch nicht, es war schon gut eine halbe Minute vergangen und ich hatte noch keine Schläge kassiert, Onkel Li wog auch mehr, allmählich gingen mir die Optionen aus. 'Wer bist du?' rief ich nicht zu laut, in der Hoffnung, dass alle noch schlafen würden. Mein Gegenüber drehte das grelle Licht in seine Richtung und sofort wusste ich, wer da auf mir lag. 'Shu...' konnte ich nur herausbringen, bevor sie mir ihre Hand auf den Mund presste und mit einem deutlichen Zischen zu verstehen gab, leise zu sein. 'Shuai!' flüsterte ich, ein paar Momente später, umarmte sie und drückte sie so fest ich konnte an mich. Minutenlang lagen wir so da, bevor wir aufstanden und sie mich an der Hand nahm. Vorsichtig öffnete sie die Tür, ich schnappte meinen Rucksack, den ich im Flur abgestellt hatte und sie führte mich am Stall vorbei in eine kleine Scheune am Grundstücksrand, die schon seit Jahren nicht mehr genutzt wurde. Sie leuchtete mit ihrem Licht den Weg frei, wir setzten uns auf eine erhöhte Plattform und sie begann zu erzählen.
    'Xiaodong, endlich habe ich dich wieder, du kannst dir ja nicht vorstellen, wie es mir in den letzten 2 Wochen ging. Ich habe seit mehreren Stunden auf dich hier gewartet, musste mich verstecken, wo bist du gewesen?'
    Ich schluckte und lächelte sie an.
    Ich kramte mein Zugticket aus der Hosentasche, nahm ihre Hand und legte es in ihre Hand: 'Ich war in Shanghai, ich wollte dich umbedingt sehen, weil ich dich nicht erreichen konnte, was ist passiert, geht es dir gut?'
    'Ja, jetzt geht es mir wieder gut. Ich habe mein Handy im Bus verloren, als ich nach dem Streit zurück nach Shanghai fuhr, ich wusste deine Nummer nicht auswendig und ich habe mir Weibo geholt und dich gesucht, aber dich nicht gefunden.'
    'Weibo? Ist das ansteckend?' fragte ich sie, während ich etwas zur Seite rutschte.
    Sie kicherte. 'Das erklärt einiges' begann sie, 'kennst du Weibo nicht? Renren? Nichts davon?'
    Ich starrte sie nur komisch an, für mich hörte sich das alles chinesisch an, natürlich, doch was bedeutete es?
    Tatsächlich war Weibo die chinesische Alternative zu Twitter und Renren vergleichbar mit Facebook, was in China ja gesperrt war, da ich aber ohnehin einen rammelvollen Terminkalender hatte, wüsste ich auch nicht, woher ich die Zeit dafür nehmen sollte. Sie erzählte, dass sie bereits letztes Wochenende versucht hat, hierher zu fahren, da aber ein Feiertag war, waren sämtliche Busse am Samstag ausgebucht, weshalb sie bis zu diesem Wochenende warten musste. Wir redeten noch lange, glücklich, endlich wieder zusammen zu sein und überlegten, wie es nun weitergehen sollte. Abermals kamen wir zu dem Thema, warum ich nicht mit ihr nach Shanghai gehen würde, anders als beim letzten Mal war ich dieses Mal allerdings wirklich fast soweit, ihr in die große Stadt zu folgen, meine erste Angst darüber, dort erdrückt zu werden, war nach dem ersten Besuch dort zumindest teilweise verflogen, aber wir wussten nicht, wie wir das finanzieren sollten, zumal in der Wohnung von Shuai und Peng kein Platz für eine dritte Person mehr war und ich nur mit ihr zusammen dort wohnen wollte. Anders ging es mit meinen 17 Jahren auch nicht. Ich versprach ihr, dass ich gerne mit ihr zusammen dorthin gehen wollte, aber nur wenn wir auch zusammen wohnen würden, was sie verstand. Ebenso war es mir auch wichtig, meine Schulbildung abzuschließen und wie würde ich das meinen Eltern beibringen? Bevor wir uns wieder in mein Zimmer zurückschlichen, stimmten wir noch unsere Versionen für die Ausrede am Morgen ab. Shuai bot mir an, dass sie die Schuld auf sich nehmen würde, sie hätte mich vor der Schule abgepasst und ich sei den ganzen Tag mit ihr zusammen gewesen, von Shanghai solle ich nichts erwähnen. Ich war einverstanden, Shuai hatte nichts zu befürchten, ebenso gestand sie mir etwas, was ich bisher noch nicht wusste. Sie litt unter Siderodromophobie, kurz, der Angst Schienen, Schienenfahrzeugen und die Fahrt mit solchen. Das erklärte auch, warum sie mich belogen hatte, dass es mit dem Zug so schnell ging, es war ihr peinlich. Ich sicherte ihr zu, dass ich sooft ich konnte, sie in Shanghai besuchen kommen würde, und auch wenn es vermutlich nicht jedes Wochenende sein würde, wir waren froh, das endlich ausgesprochen zu haben, als wir uns gemeinsam in meinem Bett schlafen legten.


    Am nächsten Morgen, also eigentlich waren es nur ein paar Stunden später, wurde ich unsanft von meiner zugeworfenen Zimmertüre geweckt. Mein Vater, meine Mutter und Onkel Li standen in meinem Zimmer und musterten uns mit strengem Blick und verschränkten Armen. Verschlafen blinzelte ich sie an und bat um 5 Minuten, um richtig munter zu werden, danach würde ich alles erklären, ein Wunschdenken. Ich brachte mit Mühe die richtige Erklärung heraus, die wir am Abend zuvor besprochen hatten und Shuai nickte nur artig und hielt meinem Vater ihr Busticket hin. Zum Glück blieb es bei einer ernsten Ermahnung, das nie wieder zu tun und der Anweisung, sofort aufzustehen und Onkel Li zu helfen, die Tiere auf die Weide zu treiben. Zum Glück war heute Sonntag und ich hatte danach bis zum Mittag frei, denn wir brauchten dringend Schlaf, was mir Shuai nur allzu deutlich klar machte, indem sie sich unter der Bettdecke verkroch. Mit ihrer Hilfe konnte ich also nicht rechnen, also zog ich mich flott an, putzte mir die Zähne und schlang ein Joghurt hinunter, danach erwartete mich Onkel Li schon vor der Türe. Zum Glück war er nicht nachtragend und verstand mich, dass ich lieber den Tag mit Shuai verbringen wollte. Er fragte mich über meinen Tag und den Fortschritt im Fußball nach und auch wenn es nicht viel zu erzählen gab, war ich froh, dass ich nicht mehr Ärger bekommen hatte. Den restlichen Tag gab mir Onkel Li frei, er hatte sonst nichts weiter zu tun und so verbrachte ich den Sonntag mit Shuai zusammen. Es sollte für längere Zeit der letzte sein.........


    'Xiaodong, bist du verletzt?' hörte ich die Stimme meines Coaches. Ich blickte kurz um mich, mein Kopf brummte, aber sonst schien es mir gut zu gehen. 'Nein, Coach, es ist nicht so schlimm, aber wenn es ok ist, würde ich eine kurze Pause einlegen, mir ist etwas schwindlig.' 'Klar, setz dich kurz hin und trink etwas, das war ein heftiger Aufprall!'
    Mit der Zeit verstummte auch das Pfeifen iin meinen Ohren und mein Gesicht fühlte sich nicht mehr so an, als wäre gerade ein LKW darüber gerollt. Beim Versuch einen Freistoß von Li Jinbin zu blocken hatte ich den Ball genau ins Gesicht bekommen. Ich drückte etwas aus meiner Wasserflasche in mein schmerzendes Gesicht und trank einen großen Schluck. Beim weiteren Training hielt ich mich etwas zurück, doch mein Coach war dennoch zufrieden mit meiner Leistung. 'Also Jungs, die Aufstellung hätten wir besprochen, Xiaodong, ich nehme an, du bist morgen topfit, das ist ein wichtiges Spiel für uns, ruh dich aus und erhol dich, ansonsten gibt es keine Änderung für das morgige Spiel, Bettruhe ist um 22 Uhr!'
    Ich trottete sichtlich gezeichnet in Richtung Umkleidekabine und öffnete meine Spindtüre. Das letzte gemeinsame Foto von Shuai und mir hing darin und wie jedes Mal betrachtete ich es und fragte mich, wie es ihr wohl gehen würde. 4 Jahre waren vergangen seit jenem Zeitpunkt, es war eine Erinnerung an eines der wenigen glücklichen Wochenenden seitdem. Kaum war Shuai nach diesem Wochenende abgereist bekam ich zuhause den vollen Ärger von meinen Eltern zu spüren, welchen sie vor Shuai zurückgehalten hatten, bereits am folgenden Montag wurde mir mein Handy abgenommen und mein Vater brachte mich in ein geschlossenes Sportinternat. Nur mit den wichtigsten Sachen im Gepäck und einem langen Gesicht kämpfte ich mich durch die ersten Wochen, konnte mich aber schnell mit meinem Zimmerkollegen Dong anfreunden, ein junger Vietnamese, der ebenfalls hoffte, hier eine bessere fußballerische Ausbildung als daheim zu bekommen. Mit seiner Hilfe gelang es mir auch, Shuai auf Weibo zu finden und ihr eine kurze Nachricht zu hinterlassen, was passiert war. Leider war es nicht möglich, dass sie mich besuchte, oder umgekehrt, Besuch war lediglich von der Familie erlaubt und die hielt es meist kurz und kamen meistens nur einmal alle zwei Wochen. Anfangs kam Onkel Li fast täglich, doch seit seinem Bandscheibenvorfall vor zweieinhalb Jahren konnte er den langen Weg leider nicht mehr zurücklegen. Das Verhältnis zu meinen Eltern war ziemlich zerrüttet und auch wenn es mir anfangs schwer fiel, ganz auf mich alleine gestellt zu sein, so hatte ich mit der Zeit gelernt, damit umzugehen. Ich musste hart weitertrainieren und arbeiten, um mein Ziel, Profi zu werden zu erreichen.
    Nun, vier Jahre später spielte ich in unserer Reserve, ich hoffte jedoch, dass ich für die kommende Saison endlich einen Platz in unserer ersten Mannschaft bekommen würde. Leider verlief das Spiel am nächsten Tag alles andere als gut, ich war zu sehr abgelenkt, dass ich ständig an Shuai denken musste, dass ich keine gute Leistung zeigte und wir eine bittere 1:4 Niederlage kassierten. Damit mussten wir ein weiteres Jahr in der zweiten Jugendliga bleiben. Mein Coach versuchte mich aufzubauen, aber er wusste genauso wie ich, dass er mir in dieser Situation nicht wirklich helfen konnte.
    Eine Woche später, am letzten Spieltag der Saison zeigten wir eine Trotzreaktion, gewannen gegen Wuxi mit 5:0, dabei gelang mir ein Hattrick, doch in der letzten Minute wurde ich von einem Gegenspieler getackelt und fiel so unglücklich, dass ich mir den Knöchel brach. Unter starken Schmerzen wurde ich ins Krankenhaus nach Shanghai eingeliefert, was ich bis dahin nicht wusste. Mein erster Gedanke war nur der, dass mir das womöglich die Chance nahm, nächste Saison in der ersten Mannschaft zu spielen.


    Ich bekam Schmerzmittel und musste ein gute halbe Stunde warten, bevor mich der Arzt untersuchte. Die gute Nachricht war zwar, dass keine Operation notwendig sei, aber mir eine Pause von etwa 3-4 Monaten sicher war. Zumindest würde ich keine hässliche Narbe behalten, und immerhin hatte ich nun etwas mehr Zeit, mit Shuai zu schreiben. Bereits am nächsten Tag kam mich mein Coach besuchen und wünschte mir gute Besserung und eine schnelle Genesung, auch meine Mannschaftskollegen und Dong waren da und wir vertrieben uns die Zeit bei etwas Mahjong und Mau-Mau. Am Abend schickte ich Shuai ein Selfie aus meinem Krankenzimmer und hoffte, dass es mir etwas besser gehen würde, wenn ich mit ihr schrieb. Aber sie schien schon zu schlafen, denn ich erhielt erst am nächsten Tag eine Antwort von ihr und die verwunderte mich etwas. Offenbar hatte sie etwas im Hintergrund erkannt und so fragte ich nach, in welchem Krankenhaus ich denn sei. Huashan Hospital bekam ich als Antwort zu hören, ich kannte die Krankenhäuser in Nanjing nicht und ich schrieb Shuai, wo ich lag. Keine 10 Minuten später vibrierte mein Handy und ich hatte Shuai am anderen Ende. Bevor ich irgend etwas sagen konnte, brach es direkt aus ihr heraus: 'Xiaodong, welcher Flügel, welches Zimmer, ich bin so schnell ich kann da!' Gerührt über ihre Sehnsucht nach mir und einem Blick auf die Uhr, die kurz nach 10 Uhr anzeigte, fragte ich sie, ob sich das ausgehen würde, dass sie rechtzeitig hier wäre, die Besuchszeiten wären nur bis 17 Uhr. 'Xiaodong, Schatz, Huashan Hospital, du bist in Shanghai!' antwortete sie mir und mir war klar, was das bedeuten würde. Ich blickte um mich, sah allerdings nirgendwo eine Zimmernummer oder den Flügel, also fragte ich meinen linken Nachbarn, einen Herren, etwa Mitte 30, der mir glücklicherweise Auskunft geben konnte. Ich teilte Shuai meine Zimmernummer und den Flügel mit und konnte es kaum mehr erwarten, dass es 11 Uhr wurde.

    Nach 4 Jahren würde ich sie also endlich wieder sehen, in all den Jahren hatte sie immer zu mir gehalten und gehofft, dass sie mich bald wieder sehen würde, genauso sehr wie ich auch. Auch wenn es günstigere Umstände gab als ein Krankenhaus, ich war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen. Die Sekunden fühlten sich wie Stunden an, die immer langsamer vergehen wollten, je näher der Zeiger zur 12 rückte. Dann öffnete eine Schwester die Türe und Shuai war die erste, die ins Zimmer stürmte und unter Tränen auf mein Bett zulief. Sie fiel mir um den Hals, umarmte und küsste mich und ließ all ihre aufgestauten Emotionen heraus. Auch ich konnte nicht mehr inne halten und ließ mich von meinen Emotionen übermannen, zu schön war dieser Augenblick, auf den ich solange gewartet habe. Sie wich in den folgenden Stunden keinen Zentimeter von mir, schließlich hatten wir uns auch so viel zu erzählen. Sie hatte mittlerweile ihren ersten Teil des Studiums abgeschlossen und würde vermutlich bereits im Sommer ihren Abschluss machen. Ich erzählte ihr, dass ich wohl drauf und dran war, in der ersten Mannschaft von Jiangsu Suning zu spielen, aber durch diese Verletzung wäre diese Chance wohl dahin. Es brauchte dann letztendlich einiges, als es 17 Uhr wurde und es Zeit war, sich wieder zu verabschieden. Aber zum Glück dieses Mal nur für die Nacht, denn wir schworen uns, dass nichts uns daran hindern würde, morgen um 11 Uhr wieder gegenseitig in die Arme zu fallen. Diese Nacht schlief ich zum ersten Mal seit langem wieder richtig gut. Am nächsten Morgen teilten mir die Ärzte mit, dass die Schwellung im grünen Bereich lag und ich mir keine Sorgen machen bräuchte, es würde zwar noch eine Zeit lang schmerzen, aber ich bekam Schmerzmittel und sie waren zuversichtlich, dass die Heilung ohne Komplikationen ablaufen würde. Bevor die Besuchszeit dann losging, wurden die Betten gewechselt und ich fand mich in einem Exemplar wieder, in dem auch ein Elefant bequem Platz gefunden hätte. Pünktlich um 11 Uhr ging wieder die Türe auf und Shuai war sicherlich genauso schnell wie gestern. Nachdem die Schwestern gegangen waren, rückte ich vorsichtig ganz nach links, die Seite, auf der mein Knöchel gebrochen war und deutete Shuai, sich neben mich zu legen, was ich nicht zweimal zu sagen brauchte. In dem großen Bett hatte sie problemlos neben mir Platz und wieder vergingen die Stunden mit ihr viel zu schnell. Die nächsten Tage und Wochen verliefen allesamt gleich, immer war sie pünktlich um 11 Uhr bei mir, zumindest solange sie Ferien hatte, denn in der dritten Woche begann die Universität wieder und so konnte sie erst kurz nach halb 3 bei mir sein. Zweimal die Woche musste sich auch um 16 Uhr schon wieder weg, doch ich war glücklich über jede Minute mit ihr.
    Nach der dritten Woche wurde ich dann in ein anderes Zimmer verlegt, ein Einzelzimmer, und ich bekam das extra große Bett wieder. Pünktlich zum Wochenende war das natürlich mehr als passend. Zudem wurde mir eine andere Schwester, nämlich genauer gesagt ein junger Pfleger mit dem Namen Wu zugeteilt. Wu war höchstens Mitte 20, ich hatte von Anfang an einen super Draht zu ihm, er blieb oft sehr lange bei mir, wenn Shuai gerade nicht da war. Wir redeten viel über Fußball, er erkannte mich zu meinem Erstaunen, unser gemeinsames Lieblingsteam und sontiges, was wir gemeinsam hatten. Das hatte auch den Vorteil, dass er es mit dem Besucherschluss nicht so genau nahm, meistens durfte Shuai bis kurz vor 18 Uhr bleiben und am Freitag kam Wu erst kurz vor 21 Uhr und meinte mit einem Lächeln, dass es nun aber genug sei.


    In der nächsten Woche hatte Shuai eine wichtige Prüfung und trotzdem kam sie mich besuchen, zwar bestand unsere Zeit dann daraus, dass sie neben mir im Bett lag und lernte, aber es gab schlimmeres, nicht wahr? Sie meisterte ihre Prüfung souverän und war dementsprechend gut gelaunt am Samstag, als sie mich wieder besuchen kam. Doch ihre Laune sollte sich schnell noch bessern, denn ich hatte ein weitere Überraschung für sie, die ich aber aber noch nicht erzählte. So verbachten wir viele Stunden zusammen und es wurde schon dunkel draußen. Kurz vor 21 Uhr kam dann Wu und Shuai war schon im Begriff aufzustehen und zu gehen, da hielt ich sie zurück. Wu brachte mir eine extra große Portion Abendessen, eine Flasche Mineralwasser und wünschte uns dann eine gute Nacht. Shuai lag verwirrt neben mir und ich sagte ihr, dass Wu erlaubt hat, dass sie heute hier schlafen dürfte, denn morgen seien in diesem Stock keine Ärzte und deshalb auch keine morgendliche Visite. Ich konnte sehen, was das für sie, für uns, bedeutete, unsere erste gemeinsame Nacht seit 4 Jahren.

    Shuai blieb bis Sonntag spät abends, erst kurz vor 22 Uhr kam Wu und bat sie, zu gehen, er wusste, dass sie morgen nicht kommen konnte, da sie einen Praktikumstag hatte und erst spät abends Zeit hat. Dafür kam mein Coach zu Besuch und auch wenn ich weiterhin den Traum hegte, Fußballprofi zu werden, ich wollte nicht mehr in dieses Internat zurück, getrennt von Shuai, ich wollte hier bei ihr sein. Aber ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dem, was mir mein Coach sagte: 'Xiaodong, genau deshalb bin ich hier, deine Eltern haben damals für 4 Jahre unterschrieben und sie sind nun nicht mehr dazu bereit, deinen Aufenthalt in unserer Einrichtung zu verlängern und zu bezahlen. Das heißt, dass du nicht mehr zurück kommen musst, ich weiß, dass es eine schwere Zeit für dich war, aber du hast immer alles gegeben und ich, nein wir, werden dich als Teil unseres Teams schmerzlich vermissen, Xiaodong. Ich wünsche dir das beste für deine Zukunft, ich habe keinen Zweifel, dass du es schaffen wirst, deinen Traum zu verwirklichen und da ich weiß, was du willst, habe ich das hier für den Anfang für dich, es ist nicht viel, aber ich hoffe, dass dir das für den Beginn hilft!' Er überreichte mir einen kleinen Schlüssel und fügte hinzu: 'Ich besitze eine kleine Hütte am Stadtrand von Shanghai, sie ist nicht groß oder luxuriös, aber man kann da prima abschalten und fürs erste ist es eine Notlösung!'
    Mir fehlten die Worte, das hatte ich nicht erwartet, ich war überglücklich und konnte es kaum erwarten, Shuai die Nachricht zu erzählen und in ein paar Wochen mit ihr dort einzuziehen, der Coach meinte, sie wäre groß genug für zwei. Später am Nachittag kam dann auch Shuai und ich platzte sofort mit der Nueigkeit heraus: 'Shuai, Schatz, ich hatte heute Vormittag Besuch von meinem Coach und habe zwei gute Neuigkeiten. Ich muss nicht mehr zurück nach Nanjing ins Internat, meine Eltern bezahlen den Aufenthalt dort nicht mehr, ich werde also sofort nachdem ich hier raus bin hier bei dir in Shanghai bleiben. Und die zweite gute Nachricht ist das hier,' ich ließ den kleinen Schlüssel vor ihr baumeln, 'der Coach hat hier eine kleine Hütte, in die wir ziehen können, zusammen. Nur wir zwei! Was sagst du?'
    Ich blickte in Shuai's Gesicht, sah allerdings kein Funkeln in ihren Augen, welches sonst zu sehen war, wenn sie sich besonders freute. Ihr Gesichtsausdruck hieß auch nichts gutes und ihre Reaktion war komplett anders, als ich erwartet hätte...........


    Quellen: Shuai, Wartesaal Krankenhaus, Chinesischer Arzt

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    Geändert von Edouard1990 (02.11.2018 um 03:51 Uhr)
    Toti tarani din costesti tin cu Steaua București!


  3. Die folgenden 3 Benutzer sagen Danke Edouard1990 für deinen sinnvollen Beitrag:

    GAD777 (02.11.2018), Kanaryaemre (03.11.2018), RichardBarcelona (07.11.2018)

  4. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #13
    Stammuser
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Aalter, ein Monsterteil. Auf einmal geht es drunter und drüber, das Ausreißen schien nicht ohne Konsequenzen geblieben zu sein, Xiaodong wurde ins Internet gesteckt und von seiner Shuai getrennt. Dann auf einmal der Zeitsprung von 4 Jahren, das macht das ganze jetzt erst recht interessant, nun ist er also schon 21, gelingt es ihm nun, in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen, wo sein Vertrag im Internet endet, oder wechselt er sogar nach Shanghai. Ebenso finde ich hochinteressant, mit welcher wohl schlechten Neuigkeit Shuai jetzt auf ihn wartet, kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn betrügt, sonst hätte sie die 4 Jahre zuvor nicht auf ihn gewartet. Nach dem letzten ereignislosen Part wieder einer mit voller Action, dass du das einfach so plötzlich wechseln lässt, großartig.

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  5. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #14
    Inaktiv Avatar von MW2020
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Extrem langer Teil....dass ich diesen jetzt ganz gelesen habe, kannst du in meiner derzeitigen zeitlichen Situation als Megakompliment interpretieren
    es geht wahrlich drunter und drüber...ein extremer Zeitsprung, wahnsinnige Eltern , die große Liebe, Herz Schmerz (für mich schon ein wenig Zuviel), und ein großzügiges Angebot deines Coaches...und dann natürlich der obligatorische Cliffhanger... was da wohl jetzt das große Problem wird?...muss dein heißer Chinesenfeger vlt jetzt ihr Studium abbrechen? bin schon gespannt...

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  6. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #15
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Was für ein krasser Bericht aber sehr geil, hat mir gut gefallen. Es ging zuletzt drunter und drüber aber das macht diese Story hier, so mein Empfinden, aus bzw. so wird das Ding hier aufgebaut. Was mir persönlich extrem gut gefällt ist die Tatsache, dass du sehr ins Detail gehst und das Privatleben des Protagonisten genau beleuchtest. Da machen andere den Fehler und konzentrieren sich bei Spieler- oder auch Trainerstorys zu sehr auf das sportliche. Das ist zwar auch wichtig aber eine Spieler- oder Trainerstory, wo es um eine bestimmte Person geht, sollte genau in die Richtung gehen, die du einschreitest. Das Privatleben der Person sollte im Vordergrund stehen. Das machst du gut und gefällt mir. Dennoch sollte das sportliche nicht untergehen und darf auch nicht vergessen werden. Mal schauen, wie es hier weitergeht?! Bisher macht das Ganze hier einen sehr guten Eindruck und hebt sich von anderen Spieler- bzw. Trainerstorys extrem ab. Textlich super, gute Arbeit!

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  7. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #16
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Habe mir ebenfalls alles durchgelesen und finde den Cliffhänger auch sehr interessant. Ich bin sehr Neugierig.

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  8. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #17
    Legende Avatar von Edouard1990
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Danke euch. Ich weiß, war schon recht lange, vielleicht hätte ich ein wenig weglassen können, aber es werden keine so extrem lange Teile in der nächsten Zeit mehr kommen.
    Am Wochenende oder vielleicht schon am Donnerstag geht es weiter, der letzte private Teil, dann kommen endlich die ersten Spiele.

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    Toti tarani din costesti tin cu Steaua București!


  9. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #18
    Legende Avatar von Edouard1990
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.



    Ich wälzte mich in meinem Bett hin und her und fand einfach keinen Schlaf. Ich stand auf, wusch mein Gesicht mit kalten Wasser und blickte in den Spiegel. Was würde die Zukunft bringen und sollte ich diesen Schritt wirklich gehen? Zusammen mit Shuai nach Deutschland gehen, ohne wirkliche Ausbildung und Job? Die Nachricht, dass sie von einer großen deutschen Firma ein Jobangebot bekommen hat, wo sich nach ihrem Abschluss arbeiten könne, welches so gut ist, dass sie es nicht ablehnen könnte, traf mich vor einigen Tagen wie ein Schlag ins Gesicht. Der Schritt in die Millionenstadt Shanghai war schon ein großer für mich, aber auswandern in ein anderes Land? Meine größte Sorge galt vorerst aber der nächsten Zeit, ich würde in drei Tagen endlich aus dem Krankenhaus entlassen werden, doch ich wusste nicht wirklich wohin. Shuai hatte sich die Hütte angesehen, da ich es noch nicht konnte und kam mit einem Gesichtsausdruck zurück, als hätte sie dort einen zusätzlichen Raum, voll mit Geistern und Zombies gefunden. Zugegeben, ein zusätzlicher Raum hätte so einiges besser gemacht, denn die Hütte war kaum größer als das Krankenhauszimmer, zudem gab es kein Gas, nur einen kleinen Ofen und das Dach war an zwei Stellen undicht. Undenkbar, dort zu wohnen. Ebenso konnte und wollte ich nicht zu meinen Eltern zurück, in Shuai's Wohnung war kein Platz für mich, also musste ich mich notgedrungen nach Wohnungen umsehen, was mit meinen finanziellen Möglichkeiten alles andere als einfach war.
    Die Tage vergingen und zu meinem Glück hatte ich in der Physiologie gute Fortschritte gemacht und konnte das Krankenhaus ohne die Hilfe von Krücken verlassen. Die folgenden Tage verliefen kompliziert und erinnerten mich an meine Jugendzeit. Ich verbrachte die Tage bei Shuai, da Peng neben ihren Studium an der Univeristät jobbte und erst spät abends nach Hause kam. Dann hieß es für mich Abschied zu nehmen, ich borgte mir Shuai's Rad und fuhr damit zu der kleinen Hütte meines Coaches, wo ich notgedrungen übernachtete. Früh morgens radelte ich zurück zu Shuai's Wohnung, schließlich fuhr sie mit dem Rad zur Universität und nach etwa einer Woche begann ich die Fußballplätze der Gegend zu erkunden. Ich musste mich schonen, da ich noch nicht bei 100% war, aber für kurze Spiele reichte es schon. Shuai war die nächste Zeit ziemlich beschäftigt, sie schrieb ihre Abschlussarbeit und da ich mir ziemlich sicher war, dass sie bestehen würde, hieß es für mich, nun allmählich eine Entscheidung zu treffen, gehe ich mit ihr nach Deutschland oder würde ich hier bleiben? Ich erwägte die Vor- und Nachteile von beiden Möglichkeiten, doch das half mir nicht, meine Unentschlossenheit zu beseitigen, im Gegenteil.


    Unter der Woche bekam ich auch einen Anruf von meinem Coach, er hatte leider keine gute Neuigkeiten für mich, mein Heimatverein, Jiangsu Suning hatte leider keine Verwendung für mich, doch der Coach hatte vereinbart, dass ich mich beim Viertligisten Shanghai Sunfun fit halten könne. Am selben Abend konfrontierte mich Shuai mit der Tatsache, dass sie das Jobangebot aus Deutschland angenommen hatte, da sie bereits ihr Studium positiv abgeschlossen hatte, sie wartete nun noch auf ihre Benotung und würde bereits in 3 Wochen nach Deutschland fliegen. Obwohl sie mein Lieblingsessen gekocht hatte und in Feierstimmung war, kam in mir nichts dergleichen auf, als ich ihr sagte, dass ich nicht mitkommen würde. Damit schien sie auch nicht gerechnet zu haben, denn aus der guten Stimmung wurde schlagartig ein Streit und sie verließ fluchtartig die Wohnung. Doch etwa eine Stunde später kam sie wieder, sie hatte sich beruhigt, hatte schwarze Streifen ihres Mascara im Gesicht verteilt und gerötete Augen. Ich brauchte keinen Doktortitel um zu wissen, dass das keine allergische Reaktion war. Ich nahm sie in den Arm und wir sprachen uns aus, was ich auf keinen Fall wollte, war im Streit auseinander zu gehen. Wir waren uns ungewiss, wie es weitergehen sollte, die Beziehung beenden wollten wir beide nicht, doch wir wussten, dass eine Fernbeziehung kaum zu schaffen sei, gerade auf diese Distanz und mit dem Zeitunterschied, wie würden uns vermutlich unter der Woche kaum hören und sehen. Ich rang mich durch und versprach ihr, nachzudenken und dass ich es mir nur momentan nicht vorstellen könnte und Angst vor so einer großen Veränderung hätte, aber womöglich würde alles in einem Jahr anders aussehen......


    Nun, das tat es nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir etwas vorgemacht hatte, da ich Shuai auf keinen Fall verlieren wollte, oder die Tatsache, dass der Kontakt mit ihr mit der Zeit mehr und mehr abebbte und schließlich abbrach, aber auf die Zeit zurückgeblickt waren meine Entscheidungen in den letzten 4 Jahren wohl nicht die schlechtesten. Ich hatte mich bei Shanghai Sunfun behaupten können und war maßgeblich daran beteiligt, dass wir in zwei Jahren von der vierten in die zweite Liga aufstiegen. Ich wurde als das neueste chinesische Talent gefeiert und bekam einen Leihvertrag mit Kaufpflicht bei Guangzhou Evergrande. Damit hieß es auch Abschied nehmen von Shanghai, von Peng, mit der ich die letzten zwei Jahre zusammengewohnt hatte, da ich etwas gesucht hatte und sie sich nach Shuai's Umzug die Wohnung nicht alleine leisten konnte. Der Abschied fiel mir schwer, denn ich verstand mich von Anfang an großartig mit ihr, sie half mir über die schwere Anfangszeit hindurch und wir hatten Spaß und unternahmen viel zusammen, ich hatte einen wirklich guten Freund in ihr gefunden. Der Umzug nach Guangzhou bedeutete für mich eine erneute Veränderung, welche ich ungern eingehen wollte, aber es war notwendig. Der Anfang verlief wenig erfolgversprechend, in einer mit Stars gespickten Mannschaft fand ich meist Platz auf der Tribüne, als jedoch nach etwa einem Drittel der Saison unser Coach gefeurt wurde und ein chinesischer Coach interimistisch übernahm bekam ich bei 4 Spielen in Folge die Chance, zwei Mal davon von Beginn an. Zwar gelang mir kein Treffer, doch ich konnte einen Assist verbuchen. Als dann der Spanier Jose Miguel Zuñiga Martiarena unser neuer Coach wurde, war mir schnell klar, dass der Rest der Saison ähnlich enttäuschend verlaufen würde, wie zuvor. Ich verbrachte die meiste Zeit der Saison auf der Tribüne, hin und wieder auf der Bank, aber außer einem Pokaleinsatz über 25 Minuten und einem Kurzeinsatz im vorletzten Saisonspiel gegen Jiangsu Suning, wo ich ebenfalls einen Assist lieferte war die Saison ein Reinfall. Man ließ die Kaufpflicht verstreichen, da ich dafür 10 Einsätze gebraucht hätte und so kehrte ich zu Shanghai Sunfun zurück, die leider den Klassenerhalt nicht geschafft hatten und in die dritte Liga abgestiegen waren.
    Zurück in Shnaghai führte mich mein erster Weg zu Peng, die überglücklich war, dass ich wieder hier war und auch ich war glücklich, auch wenn der Alltag dritte Liga hieß, Shanghai war mittlerweile zu meiner Heimat geworden und ich fühlte mich wohl. Die ersten 5 Ligaspiele gewannen wir alle, dabei fand ich wieder zu alter Stärke und Form und steuerte 4 Tore und 2 Assists dazu bei. Am sechsten Spieltag gab es eine empfindliche 0:3 Heimniederlage gegen Mitabsteiger Hunan Billows, doch das kurze Zwischentief ließen wir schnell hinter uns. Während wir uns in der Liga einen Zweikampf mit Hunan Billows um die Tabellenführung lieferten, hatten wir im Pokal einen wahren Lauf. Wir schalteten nicht nur Ligakonkurrent Jiangxi Liansheng aus, sondern auch zwei Zweitligisten, bevor es dann einen wahren Brocken als Gegner gab, Shanghai SIPG. Mein Lieblingsteam, ein komisches gefühl, gegen sie aufzulaufen, zudem war es ein kleines Derby, was uns zusätzlich motivierte.
    Zweieinhalb Wochen später war dann der Tag gekommen, als Drittligist hatten wir das Heimrecht bekommen und das Stadion war restlos ausverkauft. Unsere Fans peitschten uns nach vorne, doch der übermächtige Gegner machte und bereits früh klar, wer hier das Sagen hatte. In Minute 4 traf Oscar zum 0:1, keine 5 Minuten später war der Brasilianer abermals zu gut für unsere Defensive und erhöhte auf 2:0. Wir steckten aber nicht auf und kämpften, kurz vor der Pause servierte ich meinem Sturmpartner den Ball, doch er traf nur die Außenstange. Immerhin hatten wir noch einen kleinen Funken Hoffnung, das sagte auch unser Coach in der Pause. Motivierter als je zuvor gingen wir in die zweiten 45 Minuten und hatten das Momentum auf unserer Seite. In der 54. Minute gab es einen Eckball, ich verpasste die Flanke knapp und ein gegnerischer Verteidiger konnte klären, zumindest kurz, denn kaum hatte ich mich umgedreht zischte der Ball Zentimeter an meinem Kopf vorbei und landete mit vollem Karacho an der Unterkante der Latte und sprang hinter die Linie. Wir rissen die Hände in die Luft und fanden Ling Fu außerhalb des Strafraums knieend, ungläubig blickend. Sein Gewaltschuss hatte nicht nur für ein Traumtor gesorgt sondern plötzlich stand es nur noch 1:2. Die Fans waren nun wieder voll da und wir gaben alles. Die Zeit tickte und unser Gegner verteidigte nun und verlegte sich auf das Kontern. Es war die 87. Minute, die ich nie vergessen werde. Ling Fu hatte den Ball und schaute auf, packte dann wieder den Hammer aus. Unser Nationalkeeper Junliang Yan hatte gerade noch seine Fingerspitzen dran, lenkte den Ball an die Latte und dann ging alles schnell. Wie automatisiert hielt ich meinen rechten Fuß hin, umklammert von zwei Gegenspielern und scherzelte den Abpraller unhaltbar für den noch am Boden liegenden Keeper zum 2:2 ab. Nun gab es kein Halten mehr, ich riss mich los und rannte über den halben Platz und schrie alles hinaus. Unser Gegner war nun wie perplex und sah in der Nachspielzeit einen weiteren Angriff auf sich zurollen. Ich bekam den Ball vom linken Flügel, ließ einen Verteidiger aussteigen und spürte dann einen Schlag. Noch bevor ich hart auf dem Boden aufschlug hörte ich einen Pfiff und sah aus den Augenwinkeln, wie der Schiedsrichter auf den Punkt zeigte. Ich rappelte mich auf, zum Glück fehlte mir nicht, deshalb schnappte ich mir den Ball und übernahm die Verantwortung.


    Die folgenden Augenblicke werde ich nie vergessen, ich blickte ins Publikum und sah feiernde, betende und hoffende Landsleute, die darauf hofften, dass ich diesen Strafstoß im Tor unterbringen würde. Konfrontiert mit der Tatsache, dass ich mich einem Duell mit dem besten Torhüter unseres Landes gestellt hatte, nahm ich tief Luft, nahm Anlauf und versetzte Yan, der Ball zappelte im Netz und keine Sekunde später befand ich mich begraben unter einer Traube von Spielern in Himmelblau.
    Wir feierten unsere Pokalsensation noch bis spät in die Nacht, doch nun hieß es vorallem volle Konzentration auf die Liga, dort lautete unser Ziel Wiederaufstieg und bereits am nächsten Spieltag waren wir in Sichuan bei Sichuan Longfor zu Gast. Der Tabellendritte war der einzige, der mit dem Führungsduo noch halbwegs mithielt und mit einem Sieg könnten wir weitere Punkte zwischen uns legen. Am Ende wurde es nur ein 1:1, aber da auch unser schärfsten Konkurrent nur Remis gespielt hat, hatten wir keinen Boden verloren.
    Der Rest der Saison war ebenso gut, aber wie konnten den Rückstand auf Hunan Billows nicht gut machen und mussten so in die langen und schweren Playoffs. Dort kämpften wir uns bis ins Finale vor und hatten es fast geschafft, nun mussten wir uns mit dem 14. der zweiten Liga messen, doch das war mit Beijing Enterprises ein wahres Kaliber. Die Hauptstädter hatten schon mehrere Saisonen in der CSL gespielt und waren klarer Favorit. Aber wir gaben einmal mehr alles, holten im Auswärtsspiel in Peking ein 2:2 und mussten zuhause nur noch das 0:0 halten. Das gelang uns aber nur 10 Minuten lang, dann lagen wir zurück. Unser unbändiger Wille starb allerdings nicht und bis zur Pause konnte wir dank eines Doppelpacks von mir das Spiel noch drehen. Kurz nach der Pause glich Beijing erneut aus, nun stand alles auf Null, es stand wie schon im Hinspiel 2:2. 10 Minuten vor dem Ende wurden wir jedoch bilderbuchmäßig ausgekontert und plötzlich stand es 2:3. Keine fünf Minuten später bekam ich den Ball von Ling Fu perfekt zugespielt und konnte mit meinem dritten Tor erneut ausgleichen, aber das 3:3 war letztendlich zu wenig. Geknickt verließen wir das Stadion und als ich mich auf mein Rad schwang und davonradeln wollte, kam ein junger Mann auf mich zu und deutete mir, zu warten......


    Quellen: Kleine Hütte, Shanghai Sunfun

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  10. Folgender Benutzer sagt Danke zu Edouard1990 für den nützlichen Beitrag:

    GAD777 (22.11.2018)

  11. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #19
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Schöne Hütte, da kann man doch wohnen, weiß gar nicht, was Shuai hat, ein bisschen edel die Prinzessin?
    Wird mit dem Fußballspielen halt schwer, weil da das Spiel nur in eine Richtung geht.....
    Bin mir mittlerweile fast sicher, dass du bei SIPG landen wirst, oder steht da schon wieder Shuai vor dir, zieht dir einen Sack über den Kopf und entführt dich nach Deutschland? Geil geschrieben wieder, jetzt ist Xiaodong aber wieder 4 Jahre gealtert, oder? Beim nächsten Teil gehts dann aber los, weil wenn du noch einige schreibst ist er bei deinen Zeitsprüngen bald reif für die Pension.

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  12. AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    #20
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    Standard AW: Xiaodong Zhang - One of a billion.

    Wollte eigentlich heute weiterschreiben, aber da ich morgen noch Nachmittags, sondern gleich in der Früh um 5:40 Uhr arbeiten muss, wird das leider nichts, werde dann gleich schlafen gehen. Geht dann am Mittwoch hier weiter.

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