Wenn man sich den Norden Polens anschaut, wird man kaum sportliche Erfolge vorfinden können. Mit Pogoń Szczecin, Arka Gdynia und Lechia Gdańsk findet man zwar gleich drei Mannschaften in der Region Westpommern und Pommern wieder, die in der Ekstraklasa kicken, darunter gibt es allerdings eine dicke Kluft und kaum Vereine, die entsprechend hohes Niveau aufzeigen können. Anlässlich meiner jüngsten Reise entlang der Osteeküste bietet sich dennoch eine passende Gelegenheit, diese Region mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Pogoń Szczecin
Gleich hinter dem Grenzübergang findet man mit Pogoń Szczecin ein langjähriges Gesicht der polnischen 1. Liga, welches sich jedoch nie den Titel hat sichern können. Nach einigen Auf- und Abstiegen hat man sich mittlerweile wieder fest im Mittelfeld der Liga etabliert und auch in der aktuellen Spielzeit tut man gut daran, die Saison ohne große Abstiegsangst im gesicherten Mittelfeld abzuschließen. Trotz der Nähe zu Deutschland gab es bei Szczecin relativ wenig bekannte Spieler bei Pogoń, auf deutscher Seite wäre das Ex-Aachener Emil Noll. Ansonsten wird wahrscheinlich nur noch Kult-Keeper Radosław Majdan einigen Kennern ein Begriff sein. Der aktuell größte Promi Szczecins sitzt auf der Bank und heißt Kosta Runjaic, der seit gut einem Jahr in Stettin trainiert. Prominenteste Spieler sind Torhüter Łukasz Załuska (Ex-Celtic und Darmstadt), Radosław Majewski (lange Zeit bei Nottingham) und Soufien Benyamina (u.a. Dresden und Rostock). Bester Spieler ist Mittelfeldregisseur Kamil Drygas, interessanteste Talente sind Stürmer Adam Buksa sowie Innenverteidiger Sebastian Walukiewicz. Letzterer wird bereits mit Interessenten aus Italien (u.a. Cagliari) in Verbindung gebracht und könnte schon bald ins Ausland wechseln.
Flota Świnoujście
Wenn man sich Vereine aus Westpommern aus den Fingernägeln ziehen muss, ist Flota Świnoujście wahrscheinlich der erste Name der hinter Pogoń Szczecin fallen wird. Der Verein aus Swinemünde war selber nie Teil der ersten Liga, war aber zwischen 2008 und 2014 mehrere Male im Aufstiegskampf um einen Platz in der Ekstraklasa vertreten, ehe man in der Saison 2014/15 aufgrund finanzieller Probleme den Spielbetrieb einstellen musste und sich danach in der 8. Liga gestellt hat. Aktuell dümpelt Flota in der 6. Liga rum, wird aber wahrscheinlich erst in Dekaden wieder an alte Zeiten anknüpfen können. Eine weitere Akte im Ordner „abgestürzte Mannschaften“.
Chojniczanka Chojnice
Im tiefen Westen Pommerns findet man in der Kleinstadt Konitz mit Chojniczanka Chojnice nicht nur einen guten Zungenbrecher, sondern auch einen aktuellen Zweitligisten. Seit fünf Jahren spielt man in der zweiten Liga Polens und war letztes Jahr mit dem dritten Platz auch knapp dran am Aufstieg in die Ekstraklasa.
Bytovia Bytów
Bytów ergänzt Chojnice als pommerscher Verein in der zweiten Liga, in der man seit 2014 mitspielt, aber eher im hinteren Mittelfeld. Auch Bytów hat keine großen Erfolge zu verweisen, im deutschen Wikipedia-Eintrag erwähnt man den Einzug in das Pokal-Achtelfinale. Auch 2018/19 wird es nichts mit dem Aufstieg, weshalb Arka Gdynia und Lechia Gdańsk die einzigen Pommern in Liga 1 bleiben werden.
Arka Gdynia
Wenn man an der Ostseeküste entlang fährt, ist Arka Gdynia der erste wirklich große Verein aus der Woiwodschaft Pommern. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ist der Gewinn des Pokals, zuletzt im Jahr 2017. 2018 konnte man auch ins Finale einziehen, verlor dort allerdings gegen Legia. Nach einigen Auf- und Abstiegen steht man erst seit 2016 wieder in der Ekstraklasa, man dümpelt aber immer im hinteren Teil der Liga herum und ist somit aktuell kein wirklicher Gegner für Lechia Gdańsk. Im aktuellen Kader gibt es keinen wirklich außerhalb Polens bekannten Spieler, in der Vergangenheit spielten hier mal Dariusz Żuraw (bekannt aus Hannover) und wie schon in Szczecin Emil Noll.
Lechia Gdańsk
Spricht man über Lechia Gdańsk spricht man zeitgleich auch über die aktuell beste Mannschaft Polens. Nach 20 Jahren Abstinenz konnte man 2008 wieder in die Ekstraklasa aufsteigen, seit dem hat man sich mit starken Leistungen etablieren können. Jahrelange harte Arbeit bringt in dieser Saison zum ersten Mal die erhofften Erfolge, will man am Ende der Spielzeit 2018/19 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Meisterschaft gewinnen. Im Bereich der ehemaligen Spieler gibt es kaum Bekannte, Thomas von Heesen war hier mal kurz Trainer gewesen. Der aktuelle Kader darf in polnischen Verhältnissen durchaus als Star-Ensemble bezeichnet werden, schon seit einigen Jahren versucht man sich darin, gescheiterte Spieler aus der Bundesliga zu verpflichten. Aktuelle Beispiele sind: Zlatan Alomerović (BVB und Lautern), Filip Mladenović und Sławomir Peszko mit Kölner Vergangenheit, sowie Artur Sobiech den man aus Hannover und Darmstadt kennt. Dazu gibt es einige Personalien aus der Jugendschmiede von Legia Warszawa, die nach erfolglosen Zeiten im Ausland mit Lechia Gdańsk auf Erfolgsjagd gehen - dazu wird aber noch ein Bericht folgen.
Lesezeichen