15. Mai 2002. Hampden Park, Glasgow, Schottland. Neben Champagner, eines ChampionsLeague-Finales würdig, gab es sicher auch schottischen Whisky oder Ale. Zwar konnte man in der Saison 01 / 02 keinen Titel gewinnen, spielte aber bis zum Ende um das Triple mit. Wahrlich feuertrunken ob der spielerischen Klasse, welche die Mannschaft damals zeigte, marschierte man durch die ChampionsLeague. Juventus, Liverpool, Manchester United, Finale gegen Real Madrid – Freude, schöner Götterfunken. Doch nach jeder Feierlichkeit folgt auch der Kater. Die folgende Saison sollte eine solche Kater-Saison werden. Ballack und Zé Roberto verließen den Verein, Bayer stürzt in den Abstiegskampf, Vorjahrestrainer Klaus Toppmöller wird entlassen. Erst Klaus Augenthaler konnte den Abstieg mit zwei Siegen an den letzten beiden Spieltagen verhindern und erwies sich als erfolgreiches Anti-Kater-Mittel.
Nun stellt sich die Frage, kann das erneut passieren? Muss man sich nach dem Triumph in der ChampionsLeague Sorgen machen, dass Bayer Leverkusen in der anstehenden Saison nun Probleme bekommen wird, gar gegen den Abstieg spielen muss? Das Magazin 11Freunde hat den
„tiefen Fall Leverkusens“ in einem Bericht dokumentiert und Gründe ausgemacht, weshalb sich die Werkself nach einer starken Saison 01 / 02 so schwer tat. Diese Gründe drängen sich nun für einen Vergleich mit der aktuellen Situation auf.
„Einige Gründe für die Albtraum-Saison 2002/03 lassen sich schon in der Vorsaison finden. Leverkusen spielte die „Vize-Saison“ mit einem relativ kleinen Spielerstamm, so war die Belastung der Spieler außerordentlich hoch“, macht
11Freunde als ersten Grund aus. In dieser Hinsicht braucht man sich dieser Tage keine Sorgen bei und um Bayer Leverkusen machen. Der Kader ist zwar letzte Saison auch nicht sehr groß, dafür aber auch in der Breite qualitativ hochwertig besetzt gewesen. In der Bundesliga konnten so Tolisso, Willems und Correa dem Team helfen, während Castro, Berbatov und Wendell, teilweise nicht ganz freiwillig, ihre Kräfte für die ChampionsLeague sparen konnten. Auch eine kräftezehrende WM oder EM stand in dieser Sommerpause anders als 2002 nicht an.
„Zudem verlor der Kader zur neuen Saison eindeutig an Qualität, da sich der Bayerkonzern entschloss, den Etat zurückzufahren. Für viel Geld verließen mit Michael Ballack und Ze Roberto zwei Eckpfeiler des Vorjahres das Team in Richtung München.“ Etatsenkung anno 2017? Ganz im Gegenteil: Das Gehaltsbudget soll nach Medienberichten gar um 15 Millionen Euro aufgestockt worden sein. Abgänge der Leistungsträger? Mitnichten. Man erwehrte sich der Annoncen aus München, Lars Bender für knapp 20 Millionen Euro abzugeben und auch dem Angebot Dortmunds für Toprak in ähnlichen preislichen Sphären. Das Teamgefüge sollte nicht zerstört werden. Selbst den Angeboten des mittlerweile unrühmlich entlassenen Bayernmanager Bayernfan für Weigl (55 Millionen Euro) und Henrichs (30 Millionen Euro) erteilte man eine Absage. So hat man im Vergleich zur Vorsaison mit den Rückkehrern Brandt und Weigl sowie Neuzugang Leighton Baines noch mehr Qualität im Kader.
Man scheint also aus den Fehlern der 2000er Jahre gelernt zu haben, darüber sollten auch die schweren Spiele in der diesjährigen ChampionsLeague-Saison nicht hinweg täuschen und so kann man Leverkusen ruhigen Gewissens zurufen: Laufet, Brüder, eure Bahn, freudig wie ein Held zum Siegen; freudig wie ihr selbst in der letzten Saison.
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