"Ein globaler Klub - Beckham wird der MLS erhalten bleiben"
"Ich will einen globalen Klub kreieren", so Beckham. "Einen, den nicht nur die Leute in Miami lieben, sondern Millionen auf der ganzen Welt." Was auf den ersten Blick wie Größenwahn anmutet, entpuppt sich auf den zweiten als realistischer Plan, für den Beckham Experten um sich schart und sein über den ganzen Erdball verzweigtes Netz an Kontakten exzellent nutzt.
Fußballtempel soll entstehen
Das Quartett wird komplettiert von Tom Leiweke, dem CEO von Maple Leafs Sports and Entertainment, einem gigantischen Sport- und Marketingunternehmen, Eigentümer des NHL-Teams Toronto Maple Leafs, des NBA-Teams Toronto Raptors und MLS-Teams FC Toronto. Im Sommer verlässt er MLSE und wird sich der Aufgabe widmen, mit Beckham zusammen eine neue Franchise aufzubauen.
Auf dem Weg dorthin hat das Quartett, das sich als gleichgestellte Partner sieht, bereits einige Hürden überwunden. Es wurde ein Grundstück mitten in Miami gekauft, auf dem das Stadion entstehen soll, für das bereits Pläne präsentiert wurden. Es soll ein Fußballtempel werden, mit modernster Technik, einem Schiebedach und umweltfreundlicher Solarenergie. 2018 soll der Bau abgeschlossen sein.
Millionen vom PSG-Milliardär?
Für den Bau der millionenschweren Arena sollen keine öffentlichen Gelder beansprucht werden, wie Beckham auf der Pressekonferenz unter dem Jubel einiger Fans, die es gar nicht erwarten können, den Ball rollen zu sehen, verkündete. Stattdessen nutzte Beckham seine Kontakte zu PSG. Im Februar reiste er zu Gesprächen mit der staatseigenen Investment-Gruppe Qatar Sports Investment (QSI) nach Katar. PSG gehört der Gruppe, Nasser Al Khelaifi soll Beckhams Pläne mit großer Begeisterung aufgenommen haben und bereit sein, das Stadion zu großen Teilen zu finanzieren - und weit mehr als das.
Gelingt es Beckham, den Finanz-Giganten dauerhaft ins Boot zu holen, ist der bisher im Raum stehende finanzielle Haken aus der Welt geschafft und der große Plan nimmt immer mehr Konturen an. Gelingt das nicht, stehen Alternativen bereit. Aus Russland, China, den USA und England gab es Angebote. Bis allerspätestens 2018 soll die Franchise, die bisher den Arbeitstitel "Miami Vice" trägt, fertig sein und in die MLS einsteigen.
"Wir wollen von ganz vorne anfangen, ich will mein eigenes Team kreieren", sagte Beckham. "Miami ist eine vibrierende Stadt mit sehr viel Leidenschaft." Und auch er selbst steckt seine ganze Leidenschaft in das Projekt. Er will ganz nach Miami ziehen, seine Familie mitnehmen. "Ich will einen Klub für das Volk", lautete ein wichtiger Satz Beckhams. Was er wohl eher meinte: Ich will einen Klub für die Welt.
Miami soll das MLS-Aushängeschild werden
Denn das Projekt hat sich nicht weniger auf die Fahne geschrieben, als der Aushängeschild der MLS zu werden und sie vom Stempel der mittelklassigen Liga als lukrativer Standort für Stars im Karrierespätherbst zu befreien. "Fußball ist der aufregendste Sport der Welt. Viele Amerikaner sehen das inzwischen so. Es fehlen ihnen aber die Stars und die Strahlkraft in Europa."
Jene Strahlkraft soll Miami in die Staaten holen. Mit großen Namen natürlich. Als Trainer wurde zuletzt Beckham-Kumpel Roberto Carlos gehandelt. Spieler sollen mit den Katar-Millionen zudem auch schon vor dem Geburtstag in den mittleren Dreißigern, also auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft, nach Florida geholt werden. Um eine Vielzahl an qualitativ hochwertigen Stars im Kader zu haben, will Beckham sogar das Regelwerk aus den Fugen heben. Acht Ausländer dürfen pro Team im Kader stehen, dieser Wert soll angehoben werden, um die Liga schnell attraktiv zu machen und dann wieder gesenkt werden, wenn die Popularität des Sports mehr amerikanische Top-Talente zu Tage fördert.
Zudem soll die Anzahl der Designated Players angehoben werden, also jene Spieler, die mehr verdienen dürfen und nicht auf den 2,55 Millionen US-Dollar betragenden sogenannten Salary Cap Einfluss nehmen.
"Jedes Spiel soll ein Event werden"
Wer nun meint, die Franchise strebe eine Monopol-Position an, der irrt. Vielmehr geht es Beckham darum, der gesamten Liga zu helfen nicht eine, sondern gleich vier Ebenen auf einmal nach oben zu klettern. Er will den seit Jahren aufstrebenden Fußball endlich ans Limit führen. In eine Liga mit Europa. Die sportlich hervorragend ausgestatteten Universitäten bergen Tausende potenzielle Fußballstars. Zu oft entscheiden sie sich aber gegen den Fußball und für American Football. Wenn nicht schon als Kind, dann spätestens an der Grenze zum Leistungssport.
Beckham will das nicht nur ändern, er traut es sich auch zu: "Ich glaube schon, dass Fußball so groß wie American Football werden kann. Denn Fußball ist etwas globales, Football kennt man dagegen nur hier." Die Amerikaner lieben Spektakel. Deshalb sind Männer wie Fuller dabei. Als Produzent weiß er genau, worauf es ankommt. "Jedes Spiel in diesem Stadion soll ein Event werden. Die Leute sollen sich darauf freuen, die Spiele im TV zu gucken", so der 55-Jährige, der auch Jennifer Lopez oder die britischen Sportstars Lewis Hamilton oder Andy Murray vertritt.
Klub für die Ewigkeit
Miami Beckham United heißt die Investment-Gruppe unter der Schirmherrschaft Beckhams. Die Franchise, für die MLS-Boss Don Garber grünes Licht geben wird, wenn der Bau des Stadions konkret geplant ist, soll Beckhams Namen nicht tragen. Der Brite will einen Klub schaffen, der die Jahrhunderte überdauert. Der groß ist, selbst wenn Beckham selbst nicht mehr da ist.
"Die MLS wäre heute nicht da wo sie jetzt ist, wenn er sich nicht entschlossen hätte zu kommen", sagt Garber. In 50 Jahren soll man das wieder sagen, so der Wunsch Beckham. Gelingt ihm dies, dann ist der gesamte amerikanische Fußball eine Macht. Denn nicht weniger als das ist der Plan. Und David Beckham meint es verdammt ernst.
Beckham war bereits als Spieler Botschafter für den amerikanischen Fußball. Wenn er diese Rolle als Teamleiter ähnlich erfolgreich meistert, könnte er den Fußball in den USA auf ein noch höheres Level hieven.
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