„Ich hasse Mannschaften mit Fünferkette.“ stieß ich entnervt aus und stand von meinem Schreibtisch auf, um mir Kaffee zu holen.
„Oh ja.“ pflichtete Niels mir bei. „Das, und Menschen. Und Tiere. Atmende Lebewesen im Allgemeinen.“ fügte er sarkastisch hinzu.
„Klappe. Oder hast du sonst noch was sinnvolles beizutragen?“ fragte ich ihn genervt.
„Nur, dass ich denke, dass du die Lösung für eine Fünferkette nicht zwingend auf Emmas Facebookseite finden wirst.“ meinte er mit einem süffisanten grinsen. „Sigurður ist verliiieeebt.“ trällerte er, ohne sich vom Fernseher wegzudrehen.
„Halt die Klappe.“ antwortete ich nur genervt und schritt mit dem Kaffee in der Hand wieder zum Schreibtisch.
„Ernsthaft, Köln spielt nicht einmal mit Fünferkette in dieser Saison. Oder planst du jetzt schon mehrere Spiele im Voraus?“ fragte Niels siegesgewiss.
„Nein, ich lese Zeitung.“ antwortete ich trocken. „Und in der aktuellen Personalsituation wird Köln entweder mit Fünferkette spielen oder Peter Stöger hat ein gewaltiges Kompetenzdefizit.“
„Sprichst du nicht grundsätzlich anderen Trainern ein Kompetenzdefizit zu?“ fragte Niels und hob eine Augenbraue.
„Kein so großes, jedenfalls nicht allen. Wir reden von Peter Stöger und nicht von Michael Frontzeck oder so.“ meinte ich nur und setzte mich wieder.
„Was nichts daran ändert, dass dein Hauptproblem ein ganz anderes ist.“ meinte Niels nur. „Dein Hauptproblem ist deine Situation mit Emma.“
„Du scheinst dich von deiner Trennung jedenfalls genug erholt zu haben, um mich wieder mit deinem Beziehungsgeschwafel zu nerven.“ antwortete ich nur. „Und ignorierst dabei auch recht geschickt die Tatsache, dass ich nicht auf ihrer Facebookseite bin.“
„Netter Konter, aber so wirst du mich nicht los.“ meinte Niels.
„Weißt du was? Du lässt mich jetzt in Ruhe zu Ende arbeiten, und danach darfst du mich eine halbe Stunde zulabern. Deal?“ fragte ich genervt.
„Deal.“ antwortete Niels, der das wohl als Sieg verbuchte.
Ich wandte mich missmutig wieder meinem Laptop zu – Köln würde ob der Personalsituation vermutlich mit Dreierkette auflaufen, und insbesondere Frederik Sørensen war in der letzten und in dieser Saison zu einem der besten Innenverteidiger der Liga gereift und würde eine schwer zu überwindende Aufgabe darstellen. Doch nach knapp zwei Stunden hatte ich dann eine Lösung gefunden, die mir erfolgversprechend schien: Mit zeitweisem Umstellen auf ein 3-5-2 mit Wolf oder Pereira als zweiter Spitze und dafür einem der Außenverteidiger auf dem Flügel wollten wir für Überzahlsituationen in der Mitte sorgen, um so eine Manndeckung eines unserer zentralen Spieler zu verhindern. Doch in meiner Euphorie beging ich einen Fehler – ich klappte den Laptop zu, was Niels bemerkte und aufsprang.
Frederik Sørensen war in Köln zum Abwehrchef gereift
„Also, du bist fertig?“ fragte er süffisant grinsend.
„Mhm.“ grummelte ich und machte mich abermals auf den Weg zur Kaffeemaschine.
„Dann darf ich dich jetzt nerven?“ fragte er siegesgewiss.
„Mhm.“
„Eine volle halbe Stunde lang?“ fragte er weiter.
„Treib es nicht zu weit.“ blaffte ich ihn an.
„Na gut.“ meinte Niels nur und schwieg für eine Weile.
„Nicht, dass ich dein Schweigen abwürgen will – aber das geht schon von deiner Zeit ab.“ meinte ich nur und er nickte.
„Ich weiß, aber es ist hoffnungslos. Und wenn ich dir tausend Gründe aufzählen würde, warum du mit ihr ausgehen würdest, würdest du es trotzdem nicht machen, einfach weil du keine Idee akzeptierst, die nicht von dir ist.“ meinte er.
„Klingt logisch.“ antwortete ich. „Also willst du mir jetzt einreden, dass ich mit ihr ausgehen will?“
„Nein.“ meinte Niels nur.
„Klingt auch logisch.“ antwortete ich.
„Das ist ziemlich deprimierend.“ kam es zurück.
„Ich weiß nicht, ob ich den Sinn dieses Gesprächs vollständig verstehe.“ erwiderte ich, mittlerweile etwas genervt.
„Dann lass es mich dir so erklären, dass du es auch verstehst: Sie tut dir gut, sie ist bisher dein einziger Vorgesetzter, der dich nicht am liebsten unangespitzt in den Boden rammen würde und sie sieht gut aus. Also solltest du mit ihr ausgehen. Aber wenn ich dich dazu überreden will, dann blockst du ab.“ kam es von Niels zurück.
„Also sagst du, ich soll sie nach einem Date fragen?“
„Nein.“ antwortete Niels nur
„Ich soll sie also nicht nach einem Date fragen?“
„Nein.“ kam es wieder zurück.
„Also viel mehr Möglichkeiten gibt es da ja wohl nicht.“ stellte ich fest und schüttelte genervt den Kopf.
„Stimmt. Aber ich werde dazu nichts mehr sagen. Weil du es eh nur so verdrehst, wie es dir in den Kram passt und letzten Endes alles tun wirst, außer dem, was ich dir empfehle.“
„Das ergibt Sinn.“ antwortete ich nickend.
„Wirklich?“
„Nein.“ antwortete ich und stand auf.
„Was machst du?“ fragte Niels etwas irritiert.
„Ich frage sie nach einem Date, ist doch logisch.“ antwortete ich und griff nach meinem Handy.
„Wirklich?“
„Nein.“ antwortete ich erneut und begann, zu tippen.
„Du bist ein Idiot, das weißt du schon?“ fragte Niels und ich nickte nur. So langsam platzte mir wirklich der Kragen ob dieser Selbstgefälligkeit. Ich wusste ja wohl am besten, was gut für mich war.
„Stimmt wohl. Aber dafür gehe ich nicht das Risiko ein, dass meine Frau irgendwann wie ein Brathähnchen aussieht.“ antwortete ich trocken. Niels sah mich entgeistert an.
„Wow.“ sagte er schließlich. „Ich bin dein bester Freund und nicht mal ich kann dich leiden.“
„Ist ok.“ antwortete ich. „Willst du auch ne Pizza?“ fragte ich und drehte den Handybildschirm zu ihm um. Niels sah mich an, als hätte ich ihn gerade um einen Lapdance gebeten.
„Salami?“ fragte ich und nickte dann. „Ich denke, Salami ist gut.“ beantwortete ich mir die Frage selbst und schickte die Bestellung ab. „Geht auf mich.“ fügte ich hinzu und ließ mich aufs Sofa fallen.
„Sehr freundlich.“ antwortete Niels nur und schüttelte den Kopf.
Quellen: Sørensen, Emma |
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