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Der kleine Disput mit Niels unter der Woche hatte das Training natürlich in keinster Weise beeinflusst und so war ich auch heute wieder guter Dinge, einen Sieg einfahren zu können – Gast war mit dem SV Sandhausen ein nicht direkt unschlagbarer Gegner. Und so begannen wir auch das Spiel, Gary Kagelmacher schickte auf der Rechten Außenbahn den Ungarn Krisztian Simon auf die Reise, der lief seinen Gegenspielern einfach davon, zog einen Haken nach innen und legte den Ball überlegt in die lange Ecke – Führung und das nach nicht einmal Fünf Minuten. „Na bitte.“ sagte ich selbstzufrieden und sah im Augenwinkel, wie auch Niels zum Jubel die Faust ballte. Doch es wurde noch besser, unser Plan, die Gäste durch intensives Pressing früh unter Druck zu setzen und die Spielgestalter Erik Zenga und Alexander Bieler nahezu in Manndeckung zu nehmen, ging perfekt auf und provozierte immer wieder hohe Bälle nach vorne, die wir souverän klären konnten. Doch ein noch größeres Geschenk machte Seyji Olajengbesi uns nach einer guten Viertelstunde: Der Nigerianer drehte sich angelaufen von Rubin Okotie einmal um 360° und schien etwas verwirrt, dass ihm der Österreicher bei seiner doch recht erbärmlichen Finte nicht auf den Leim gegangen war und entsprechend beinahe auf den Füßen stand. Doch anstelle den Ball noch irgendwie ins Aus zu bolzen, versuchte er sich dann mit einem Hackenpass in Richtung des eigenen Torhüters – aus gut 25 Metern und dazu noch aus dem Stand, was die Erfolgschancen irgendwie von vornherein als eher mager erscheinen ließen. Rubin Okotie ließ sich in bester Torjägermanier nicht zweimal bitten, nahm den Kullerball des Afrikanischen Verteidigers mit, ließ den ihm entgegen stürzenden Marco Knaller mit einem Haken nach rechts stehen und schob den Ball ins verlassene Tor – 2:0, damit ließ sich arbeiten. Doch leider schlich sich scheinbar eine gewisse Zufriedenheit bei uns ein, die Gäste fanden besser ins Spiel und erarbeiteten sich zunehmend Chancen: Erik Zenga nahm säbelte mit einem Drop-Kick nach einer Flanke von links noch über das Tor, kurz danach kam Alexander Bieler nach erneuter Hereingabe von Jakub Kosecki frei zum Kopfball und Michael Ortega konnte nur mit einer Glanztat den Anschlusstreffer verhindern. „Blóðugur helvíti! Hol mir Dominik [Stahl] an den Rand, das kann doch nicht sein ernst sein da!” schrie ich und bedeutete Niels mit einem Kopfnicken, dass er gemeint war. Der tat wie geheißen und nachdem ich unseren Mannschaftskapitän an der Seitenlinie kurz neu instruiert hatte – um es höflich zu formulieren – lief die Raumverteilung in der Defensive wieder deutlich besser. Sandhausen kam nicht mehr wirklich nach vorne, überhaupt gab es erst in der zweiten Halbzeit wieder Torszenen: Nach Doppelpass mit Andrew Wooten kam Alexander Bieler im Strafraum zum Abschluss, setzte das Leder jedoch knapp am Tor vorbei. Ich reagierte mit einigen personellen Veränderungen, brachte unter anderem Michael Liendl für die Offensive und der Österreicher zeigte direkt, was er konnte – und setzte einen Versuch aus der zweiten Reihe nur minimal zu hoch an und beglückte den Querbalken. Doch Sandhausen warf weiter alles nach vorne und fing sich dann in der Schlussminute einen Konter. Stahl erkämpfte den Ball von Zenga und bediente Maximilian Wittek auf dem linken Flügel. Der schickte Marius Wolf steil, der Linksaußen überlief im Sprintduell Olajengbesi und legte wieder zurück auf Dominik Stahl, der sich meine Kritik sehr zu Herzen genommen hatte und kraftvoll abschloss – 3:0, keine Chance für Marco Knaller und ein insgesamt auch in der Höhe mehr als verdienter Sieg.
Krisztian Simon leitete den Erfolg ein
Auch das nächste Spiel gegen Union Berlin war wieder ein Heimspiel und obgleich sieben Tage zwischen den Partien lagen, musste ich personell etwas verändern. Maxi Wittek hatte sich gegen Sandhausen wund gelaufen und so startete Jannik Bandowski als Linksverteidiger, im offensiven Mittelfeld übernahm der in seiner kurzen Einsatzzeit überzeugende Michael Liendl für Daniel Adlung. Doch zunächst überzeugten nicht die in der Startelf neuen, sondern die in der Startelf gebliebenen: Daniel Stahl schickte Andreas Pereira rechts in den Strafraum, der spielte einen Doppelpass mit Rubin Okotie und kam völlig ungedeckt zum Abschluss – Union-Keeper Daniel Haas hatte noch nicht einmal Zeit zu reagieren. Union wehrte sich zwar gegen unseren Ballbesitzfußball, brachte es dabei aber vornehmlich nur zu halbherzigen Kontern, abgeschlossen mit ungefährlichen Distanzschüssen – ein Distanzschuss von Fürstner landete auf dem Oberrang, einen Versuch von Mannschaftskapitän Damir Kreilach lenkte Ortega über die Latte. Auf unserer Seite war vor allem Marius Wolf ein Aktivposten, köpfte erst eine Flanke von Andreas Pereira ans Außennetz und kurz vor der Pause schlenzte er den Ball nach schöner Vorarbeit von Krisztian Simon knapp über den Kasten. Nach dem Seitenwechsel gab das Spiel ein ähnliches Bild ab, Dennis Daube und Damir Kreilach feuerten Distanzschüsse ab, wurden jedoch nie wirklich gefährlich. Auch bei uns gab es noch ein paar Angriffe, aber auch hier mangelte es an Präzision im Abschluss und so konnten weder Rubin Okotie, noch der für den heute eher blassen Michael Liendl eingewechselte Daniel Adlung die Vorentscheidung bringen. Stattdessen mussten wir in der Schlussphase nochmal zittern, denn auch wenn Union nicht wirklich Gefahr ausstrahlte, bestand doch immer die Chance auf einen Lucky Punch. Und dann gab es die Chance für Toni Leistner in der Schlussphase, eine Ecke von Damir Kreilach fand den Weg auf den Kopf des Innenverteidigers – doch Ortega war zur Stelle und parierte glänzend. Damit war auch dieser Angriff abgewehrt – und wir hatten den nächsten Sieg in der Tasche.
Mit dem 28. Spieltag stand für uns das dritte Ligaspiel in Serie vor heimischem Publikum an, diesmal gegen den Karlsruher SC und abermals erwischten wir einen wahren Traumstart: Dominik Stahl spielte einen Doppelpass mit dem in die Startelf zurückgekehrten Daniel Adlung, der ließ Jonas Meffert aussteigen und bediente Andreas Pereira in der Spitze. Der Brasilianer nahm den Ball mit, tunnelte Manuel Gulde und stand frei vorm Karlsruher Schlussmann Dirk Orlishausen. Der erfahrene Keeper bekam zwar noch die Fußspitze an den Flachschuss des offensiven Mittelfeldspielers, konnte den Einschlag jedoch nicht mehr verhindern. Zwar war Karlsruhe spielerisch besser und erarbeitete sich auch große Spielanteile, doch wirkliche Chancen kreierte nur einer: Der Japaner Hiroki Yamada, der zentral hinter der einzigen Spitze Hoffer agierte und immer wieder für Furore aus dem Mittelfeld sorgte. Erst kam der Spielmacher nach Steilpass von Meffert aus spitzem Winkel halblinker Position zum Abschluss und scheiterte am Aluminium, kurz danach setzte er einen Freistoß nahezu perfekt in den Winkel – doch Michael Ortega parierte, der Nachschuss von Dimitrij Nazarov kam per Direktabnahme und nur der Pfosten verhinderte den Ausgleich. „Das kann's doch nicht sein!“ schrie Niels aufgebracht. „Was macht denn diese dämliche Wikingerfrise da!“ entfuhr es mir im nahezu selben Moment und ich sprang auf. „DANIEL!“ schrie ich und winkte mit dem Stock nach dem angesprochenen Spieler – der mich aber nicht zu verstehen schien. „Niels, hol Daniel zur Bank!“ sagte ich laut und der tat wie geheißen und holte Daniel Adlung, der eigentlich als Gegenspieler für Nazarov eingeteilt worden war, an die Seitenlinie. Das Gespräch schien Wirkung gezeigt zu haben, denn schon einen Standard später war es ausgerechnet Adlung, der den Ball klären konnte. Die nächste gefährliche Szene gab es dann erst wieder nach dem Seitenwechsel: Nach einem Konter kam Juniorennationalspieler Boubacar Barry zum Abschluss, setzte jedoch viel zu hoch an. Auf der Gegenseite hatte auch Marius Wolf nach einer halbhohen Flanke des eingewechselten Vladimir Kovac eine gute Schusschance, doch Dirk Orlishausen war diesmal zur Stelle. Die Entscheidung fiel schließlich nach einem Konter knappe zehn Minuten vor dem Ende: Adlung bediente Maximilian Wittek auf der linken Seite. Der nahm den Ball mit und schlug aus dem Halbfeld eine Flanke auf den zweiten Pfosten, wo Stefan Mugosa sich gegen Daniel Gordon durchsetzte und den Ball wuchtig in die kurze Ecke köpfte – Orlishausen bekam erneut noch eine Hand an den Ball, konnte aber auch das 0:2 nicht mehr verhindern.
Mit einer traumhaften Flanke leitete Maxi Wittek das 2:0 ein
Quellen: Simon, Wittek
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