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Wegen der chronischen Gefahrlosigkeit meiner Stürmer zuletzt stellte ich gegen SönderjyskE im ersten Spiel der zweiten Runde mit Böðvarsson den dritten Stürmer im laufe der letzten Spiele auf, denn auch wenn der Isländer nach wie vor unser treffsicherster Stürmer war, so befand er sich dennoch nach seiner Verletzung in einer Formkrise. Ansonsten nahm ich zudem offensiv mit Antipas für Jessen einen weiteren Wechsel wahr.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Egholm, Bøge – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Antipas, Bersang – Böðvarsson
Aufstellung SönderjyskE: Skender – Marxen, Lodberg, Kanstrup, Paulsen – Absalonsen, Guira, Salami, Beck – Pourié, Bechmann
SönderjyskE war von Beginn an darauf erpicht, die Niederlage zu Beginn der Saison heute wieder auszugleichen und hatte dazu erneut in einem flachen 4-4-2-System die besten Optionen, denn gerade die linke Seite der Gäste war immer wieder brandgefährlich. So spielten diese auch die erste Chance des Spiels heraus, als Marvin Pourié am langen Pfosten eine Flanke von Marxen in die Arme von Rask köpfte. Doch auch wir hatten unsere Gelegenheiten: Nygaard wurde von Thomsen geschickt und setzte sich gegen Marxen durch, doch in der Mitte verpasste Antipas die Flanke knapp. Insgesamt war SönderjyskE aber die schlichtweg bessere Mannschaft im ersten Durchgang mit mehr Ballbesitz, mehr Torschüssen und vor allen Dingen mehr zwingenden Torchancen. Gerade Marvin Pourié war immer wieder gefährlich und löste sich gut von seinem direkten Gegenspieler Egholm, so dass es beinahe verwunderlich war, dass zur Pause noch das Remis stand. Denn der Ex-Schalker kam in Durchgang eins gleich viermal selber zum Abschluss, scheiterte jedoch ein ums andere Mal an unserem Schlussmann Jesper Rask.
Nach der Halbzeitpause erhöhte SönderjyskE den Druck sogar noch, woran auch mein Wechsel von Martin für Jonas Thomsen nichts änderte. Die Gäste bauten gerade über die Flügel immer wieder Druck auf und ließen uns kaum Platz zum atmen, und folgerichtig fiel dann der Führungstreffer. Marxen bediente den ihn hinterlaufenden Absalonsen, der kurz Maß nahm und das Leder dann gefühlvoll ins lange Eck schlenzte. Diese Führung schien den Gästen vorerst zu genügen, denn sie stellten ihr intensives Pressing vorerst ein und wir kamen ein wenig ins Spiel, auch weil wir auf ein klares 4-2-2-2 umstellten: Für Ruben Nygaard kam mit Dennis Høegh eine zweite echte Spitze. Der eingewechselte hatte auch gleich die erste Chance, sein Kopfball nach einer Ecke war aber eher jämmerlich als gefährlich. Doch SönderjyskE lies uns weiter angreifen, und wir gingen dem natürlich voll auf den Leim. Tjørnelund und Bøge spielten eher im Mittelfeld als als Außenverteidiger und so wurde uns ein unnötiger Ballverlust im Mittelfeld zum Verhängnis. Thomsen spielte einen Fehlpass in den Fuß von Guira, der den durchstartenden Marvin Pourié bediente. Der deutsche Stürmer nahm Tempo auf und legte am Strafraum quer auf Absalonsen, der eiskalt flach einschoss und mit dem 2:0 alles entschied. Zwar kamen wir durch einen indirekten Freistoß, bei dem Thomsen für Antipas auflegte, noch zum Anschlusstreffer, doch diesmal forderte unsere Stürmerflaute ein Opfer ein und wir mussten uns geschlagen geben.
Absalonsens Treffer entschied das Spiel heute
Es war ein ruhiger Mittwochnachmittag in meinem Büro. Die zweite Trainingseinheit des Tages war gerade zu Ende gegangen, ich saß in meinem Büro und brütete über einer Möglichkeit, Brøndby IF ein zweites Mal in dieser Spielzeit zu knacken. Es klopfte an meine Tür.
„Herein?“ sagte ich unwirsch und als die Tür sich öffnete, sah ich zwei meiner Spieler im Türrahmen stehen – Rasmus Christensen und Thomas Hansen.
„Was wollt ihr beide denn?“ fragte ich verwundert. Die beiden warfen sich einen kurzen, unsicheren Blick zu.
„Wir würden gerne mit ihnen über unsere sportliche Situation reden.“ ergriff Hansen schließlich das Wort.
Darauf hatte ich fast schon gewartet und das war der mit Abstand schlimmste Teil am Beruf – man musste sich mit unzufriedenen Spielern auseinandersetzen.
„Ihr seid vermutlich nicht zufrieden mit eurer aktuellen Anzahl von Einsätzen?“ fragte ich geradeheraus und umging so die eigentlich üblichen und nötigen Höflichkeitsfloskeln.
„Nun, wenn sie das so direkt ansprechen... Nein, bin ich nicht.“ sagte Rasmus Christensen. „Ich sehe mich sicherlich nicht als Stammspieler, aber ich habe in dieser Saison nur in einem Viertel der Spiele im Kader gestanden und ich finde das unfair. Ich habe meiner Meinung nach die Chance verdient, mehr zu spielen und zumindest ein paar Einwechslungen zu bekommen, um sie zu überzeugen.“
„Um mich zu überzeugen?“
„Naja, sie sehen mich scheinbar nicht stark genug für die Startelf, obwohl ich das für meine Begriffe bin. Also hätte ich zumindest gerne ein Paar Minuten von der Bank, damit sie sich vielleicht umentscheiden oder so.“
War der Mensch noch zu retten? Vorsichtig nach Gründen zu fragen wäre in so einer Situation angebracht, nicht aber hier reinzuplatzen und Forderungen zu stellen.
„Nun, du hast recht. Ich sehe dich nicht stark genug für die Startelf und nicht stark genug für den Kader momentan. Und daran solltest du im Training arbeiten, nicht in den Spielen. Denn wer im Training überzeugt, der spielt nunmal. Am Anfang der Saison hast du das auch und wurdest zweimal eingewechselt. Seitdem gibst du nicht mehr alles unter der Woche, dann brauchst du dich auch nicht zu wundern das andere Spieler eher spielen.“ sagte ich. „Und du, Thomas –“ wandte ich mich nun an den mit unruhigem Blick neben ihm stehenen Thomas Hansen „weswegen bist du hier?“
„Naja, eigentlich wegen der gleichen Sache...“ druckste der Innenverteidiger herum.
„Du spielst für deine Begriffe also auch zu wenig und willst jetzt mehr Spielzeit fordern?“
„Naja, nicht direkt fordern...“ druckste der Routinier weiter. Sehr gut, zumindest das schien er kapiert zu haben.
„Aber ich verstehe nicht genau, warum ein Østergaard so viel mehr spielt als ich. Ich denke, ich dränge mich im Training durchaus genug auf und habe trotzdem erst eine Einwechslung vorzuweisen.“
„Naja, das liegt einfach daran, dass Christoffer sich mehr anzustrengen scheint. Er zeigt vollen Einsatz und vor allen Dingen ist er der einzige Innenverteidiger, der vom Tempo her mit schnellen Stürmern einigermaßen mithalten kann.“
„Aber ich bin dafür erfahrener als er und ich habe im Team ein höheres Ansehen.“ protestierte Hansen.
„Für die Erfahrung spielt ja meist Justesen oder Egholm neben ihm. Aber ich habe jetzt wirklich keine Lust, mich für meine Aufstellungen vor meinen Spielern zu rechtfertigen. Wisst ihr was – wir werden das im Winter besprechen. Dann gibt es eine lange spielfreie Phase, in denen ihr euch in Testspielen und im Training aufdrängen könnt und vor allen Dingen reden wir dann über eure auslaufenden Verträge.“ sagte ich, um diese leidige Debatte zu beenden. „Ihr habt alleine reingefunden, ihr findet auch wieder alleine raus. Wir sehen uns dann morgen früh beim Training.“ sagte ich und versuchte, mein angenervt sein unter einem höflichen Tonfall zu verstecken. Aber wenn ich die Gesichter der beiden richtig deutete – und etwas anderes vorauszusetzen fand ich höchst verwerflich – dann hatte das nicht besonders gut geklappt. Dennoch nickten mir beide höflich zu und verließen ohne Wiederworte mein Büro – immerhin schienen sie noch Respekt vor mir zu haben, wenn sie ihn schon nicht vor meinen Aufstellungsentscheidungen hatten.
Rasmus Christensen zählt diese Saison nicht zu den Stammspielern
Quellen: Absalonsen, Christensen
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