Alternativer Titel: Nonnen bis aufs Blut gequält
Originaltitel: Flavia, la monaca musulmana
Produktionsland: Italien
Produktion: Raniero di Giovanbattista, Gianfranco Mingozzi
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Gianfranco Mingozzi
Drehbuch: Sergio Tau, Francesco Vietri, Bruno Di Geronimo, Raniero Di Giovanbattista, Gianfranco Mingozzi, Fabrizio Onofri
Kamera: Alfio Contini
Schnitt: Ruggero Mastroianni
Musik: Nicola Piovani
Länge: ca. 96 Minuten
Freigabe: juristisch geprüft
Darsteller: Florinda Bolkan, Maria Casarès, Claudio Cassinelli, Anthony Higgins, Spiros Focás, Diego Michelotti, Raika Juri, Jill Pratt, Franca Grey, Laura De Marchi





Flavia wurde gegen ihren Willen ins Kloster geschickt. Dort kommt sie mit den Regeln und Anweisungen nicht sonderlich zu Recht. Aber auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft ist Flavia zu wider. Als das Land von den Moslems überfallen wird, schließt sie sich den Eindringlingen an um Rache zu nehmen.

FLAVIA – LEIDENSWEG EINER NONNE oder CASTIGATA, DIE GEZÜCHTIGTE – egal welchen der zahlreichen Namen wir dem Film geben – ist ein Beitrag der so oder so zur Sperrspitze des Nunsploitation-Cinema gehört. Gianfranco Mingozzis Film übt nicht nur Kritik an Kirche und Religion, sondern an der Gesellschaft und dem System welches dahinter steht. Von den Lüsten einer jungen Nonne hinter Klostermauern ist hier nicht viel zu sehen. Mingozzi tritt mit wehenden Fahnen gegen die gesellschaftlichen Normen und dessen angebliche Werte an.

Florinda Bolkan spielt die Rolle der Flavia. Eine junge Frau, die gegen ihren Willen zur Nonne wird und die das herrisch, herrschende Wesen des Mannes verabscheut. Allerbeste Vorraussetzungen um ernsthafte Probleme mit den Folterknechten zu bekommen. Denn die Vasallen der Inquisition gehen bei CASTIGATA, DIE GEZÜCHTIGTE zumindest zweimal äußerst übel zu Werke. Demnach kein Wunder, dass das Lexikon des internationalen Films mit FLAVIA besonders hart ins Gericht ging und den Film als „ein unmotiviertes Durcheinander von Grausamkeit und Perversion, welches an Scheußlichkeiten kaum etwas ausspare“, bezeichnet.

In erster Linie sollten uns jedoch nicht erwähnte Grausamkeiten interessieren, sondern das was hinter dem Film steckt. Die eindeutige Anklage gegen das Christentum sowie den Islam. Mingozzi lässt hier an keiner der beiden Weltreligionen ein gutes Haar und geht mit diesen knallhart ins Gericht.

Der Charakter Flavia zeigt sich als eine anarchistische Bastion gegen die Gesetze und die Macht der Obrigkeit. Eine Person die nicht einsieht warum Vater, Sohn und Heiliger Geist männlich sein müssen. Weiterhin interessant und sehr auffällig ist Flavias Charakterwandel, da sie sich auf ihrem Rachefeldzug genau an den Mitteln bedient, die sie einst so sehr verachtete.

Ob man fernab dieser Tatsachen noch den Namen Jeanne d’Arc ins Spiel bringen soll… na ja, wir wollen es nicht übertreiben…

In technischer Hinsicht bietet der Film eine gute Kameraarbeit die auch bei Folter und Vergewaltigung stets auf „Augenhöhe“ ist. Dieses kann sehr unangenehm wirken, da Mingozzi in keiner Weise eine Verherrlichung der Gewalt praktiziert, sondern diese als widerlich und ekelhaft darstellt.

Dieses hat zur Folge dass der Film als Beleidigung angefasst werden kann. Eine Beleidigung für Glauben, Gesellschaft und System. Denn Mingozzi geht seinen Weg konsequent zu Ende.

Fazit: Ein ganz starker Vertreter im Bereich von Nunsploitation. Hart, böse, intelligent und mit einer derbe gewürzten Gesellschaftskritik ausgestattet.