Sylvain Chavanel hat im belgischen Spa die 2. Tour-Etappe gewonnen und sich das Gelbe Trikot gesichert. Der Franzose kam nach einer 191-Kilometer-Flucht als Solist mit 3:56 Minuten Vorsprung auf das geschlossene Feld ins Ziel, das wegen eines Sturzes nicht um den zweiten Rang sprintete.
"Das ist das reine Glück, was ich hier erlebe", freute sich der 31-Jährige vom belgischen Quick-Step-Team, der erst im April bei Lüttich-Bastogne-Lüttich in dieser Gegend schwer gestürzt war und sich einen Schädelbruch zugezogen hatte. "Alles was ich mir vorgenommen habe, hat heute funktioniert."
Bereits am Morgen hatten Chavanel und sein Teamkollege Jerome Pineau am Eurosport-Mikrofon im Startort Brüssel angekündigt, es mit einer Flucht probieren zu wollen. "Man weiß nie, vielleicht kann ein Ausreißer durchkommen", hatte der spätere Sieger, dem als einer der ersten die Rad-Legende Eddy Merckx gratulierte, da bereits prophezeit.
Pineau krönt Tag mit dem Bergtrikot
Gemeinsam mit Pineau, der sich im Verlauf der Etappe das erste Bergtrikot dieser Tour de France erkämpfte, und sechs weiteren Fahrern hatte Chavanel bereits bei Kilometer Zehn attackiert. Die achtköpfige Gruppe, zu der auch der deutsche Marcus Burghardt vom BMC-Rennstall gehörte, fuhr schnell einen Vorsprung von knapp sieben Minuten heraus, drohte dann aber knapp 30 Kilometer vor dem Ziel vom Feld unter dem Diktat des Schweizer Cervelo-Teams gestellt zu werden.
Doch Chavanel rettete sich mit 56 Sekunden Vorsprung als Solist über die Bergwertung an der berühmten Cote de Stockeu und profitierte anschließend von einem Sturz bei den Verfolgern:
Gavazzi-Sturz löst Chaos aus
Der Italiener Francesco Gavazzi stürzte kurz vor dem Feld in der regennassen Abfahrt von der "Stockeu". Sein Rad blieb mitten auf der engen Straße liegen und wurde so zum schwer zu umkurvenden Hindernis für das gesamte Feld. Reihenweise purzelten die Fahrer von der Straße - darunter auch viele Favoriten.
Am schlimmsten erwischte es den Vorjahreszweiten, Luxemburgs Andy Schleck. Der 25-Jährige stand lange mit schmerzverzerrtem Gesicht am Straßenrand und hatte anschließend drei Minuten Rückstand auf das Feld um seinen Teamkollegen Fabian Cancellara. Aber auch Lance Armstrong, Alberto Contador, Ivan Basso und Bradley Wiggins wurden aufgehalten und so bildete sich zwischen der Cancellara-Gruppe und Schleck ein großes Favoritenfeld, das durch die Arbeit vieler Helfer wieder nach vorn aufschließen konnte.
Fair Play bei den Favoriten
Doch anstatt Andy und Fränk Schleck, der seinem Bruder zur Hilfe geeilt war, nun mit einer weiteren Tempojagd den Gar aus zu machen, entschlossen sich die Favoriten, motiviert durch den im Gelben Trikot als Chef des Pelotons agierenden Cancellara, auf das Brüder-Paar zu warten.
Mit Hilfe des aufopferungsvollen Jens Voigt schafften die Schlecks schließlich den für unmöglich gehaltenen Anschluss und so rollte das Feld gemeinsam nach Spa, wo Cancellara einmal mehr eindrucksvoll den Chef gab. Der Schweizer untersagte den Sprintern mit einer eindeutigen Geste, den Kampf um die Punkte für Rang zwei. Dass sich der Franzose Maxime Bouet über diese Ansage hinwegsetzte, dürfte nur eines der vielen Themen sein, die am Abend in Spa noch heiß diskutiert werden. Die Jury jedenfalls entschied, nur Chavanel die 25 Punkte für den Sieg gutzuschreiben - alle Fahrer dahinter gingen in der Punktewertung leer aus.
Quelle:
www.eursport.de
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