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Die Lage spitzt sich zu: In der Affäre um den angeblichen Betrug beim GP von Singapur hat sich Renault jetzt gegen die Beschuldigungen zur Wehr gesetzt und Strafanzeige gegen Nelson Piquet Sr. und Jr. gestellt. Renault wirft den Piquets "falsche Anschuldigungen im Zusammenhang mit einem Erpressungsversuch" vor, um in dieser Saison im Team bleiben zu können.
Der Präsident des Internationalen Automobil-Verbandes (FIA), Max Mosley, hat den Fall als "vielleicht sogar schlimmer" als den Spionage-Skandal um McLaren vor zwei Jahren bezeichnet.
"Wenn, und ich meine hier ein großes Wenn, Renault einer Schuld überführt werden sollte, dann handelt es sich dabei um ein schwerwiegendes Vergehen", sagte der Brite der online-Ausgabe des Fachmagazins auto motor und sport. "Wir kennen aber bis jetzt nur eine Seite der Geschichte und warten nun auf die Darstellung von Renault. Erst danach können wir ein Urteil fällen. Solange es keinen eindeutigen Beweis ihrer Schuld gibt, sind sie unschuldig." Der Motorsport-Weltrat der FIA verhandelt am 21. September in Paris über die Affäre.
Gegenseitige Beschuldigungen
Hintergrund der Renault-Anzeige ist der Vorwurf eines angeblichen Betrugs beim Singapur-Grand-Prix vor einem Jahr. Teamverantwortliche sollen den Brasilianer angewiesen haben, absichtlich in eine Mauer zu fahren, um eine Safety-Car-Phase zu erzwingen. Fernando Alonso hatte das Nachtrennen im zweiten Renault gewonnen. Der zweimalige Weltmeister profitierte als Einziger von der Neutralisierung nach 14 Runden: Der von weit hinten gestartete Spanier konnte nach dem Tanken die Spitze übernehmen.
Briatore und die Piquets beschuldigen sich seit Wochen gegenseitig, Drahtzieher des möglichen Skandals zu sein. Der am 26. Juli entlassene Fahrer bezeichnete den Teamchef unter anderem als "Henker" und Initiator der Aktion. Briatore warf Piquet Jr. vor, die Idee gehabt zu haben, und sprach von "hanebüchenen Lügen".
Renault droht Ausschluss
Sollte der Motorsport-Weltrat den Rennstall als schuldig verurteilen, droht Renault der WM-Ausschluss. Lassen sich die vom Piquet-Lager erhobenen Vorwürfe nicht belegen, ist ein Freispruch sicher. "Wir haben noch nicht genug Beweise in der Hand, weil wir die Geschichte aus der Sicht von Renault nicht kennen", warnte Mosley vor einer Vorverurteilung. "Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Das sollten wir respektieren."
Der FIA-Präsident erklärte, Piquet Jr. drohe keine Bestrafung, selbst wenn er das Auto absichtlich in die Mauer gefahren habe: "Wir haben ihm Straffreiheit zugesichert, wenn er auspackt". Das Gleiche haben wir vor zwei Jahren mit Alonso im Spionagefall getan." Der damals im Streit mit McLaren-Mercedes gelegene Spanier hatte den illegalen Datentransfer zu Ferrari publik gemacht und damit den Stein ins Rollen gebracht.
Alonso überrascht
Für eine Verwicklung Alonsos in den "Singapur-Skandal" gibt es laut Mosley "keinerlei Beweis, dass er von der Sache etwas wusste". Der zweifache Weltmeister hatte in Monza versichert: "Ich bin überrascht von den Entwicklungen der vergangenen Tage. So eine Situation hätte ich mir nicht ausmalen können." In der Weltrat- Anhörung werde alles geklärt. "Bis dahin müssen wir abwarten. Ich konzentriere mich nur auf die Rennen und denke gar nicht an diese Geschichte", sagte Alonso.
Eine Verurteilung Renaults hätte keine sportliche Konsequenzen. "Das Sportgesetz erlaubt es uns nicht, das Ergebnis des Rennens zu ändern", verwies Mosley auf die Regel, dass eine WM mit dem 30. November beendet ist. "Nachträgliche Korrekturen sind dann selbst bei einer nachgewiesenen Manipulation nicht mehr möglich."
Großer Imageschaden befürchtet
Der Imageschaden für die Königsklasse wäre dafür umso größer. Nach den zahlreichen Skandalen will der Dachverband weitere Negativ-Schlagzeilen möglichst klein halten. Eine solche Geschichte schade der Formel 1, falls die FIA nichts tue.
"Deshalb unternehmen wir alles, um Missstände aufzudecken", versicherte der Jurist. "Was glauben Sie, wie viel Zeit und Geld wir aufgewendet haben, um den Spionagefall von McLaren aufzulösen? Bei Renault ist es jetzt das Gleiche. Wir bekamen von einem Fahrer den Hinweis, und wir gehen ihm mit all unseren Möglichkeiten nach."
'Singapur-Skandal': Ausmaß der Vorwürfe bekannt
Sechs Tage vor der Anhörung des Motorsport-Weltrats zum sogenannten 'Singapur-Skandal' ist das ganze Ausmaß der Vorwürfe gegen das Renault-Team öffentlich geworden. Das Internetportal motorsport-total.com veröffentlichte Passagen aus einer schriftlichen Stellungnahme des inzwischen entlassenen Renault-Piloten Nelson Piquet Jr., in der dieser seine Anschuldigungen gegen seinen Ex-Rennstall Ende August gegenüber dem Automobil-Weltverband FIA ausgeführt hatte. Die FIA soll laut Medienberichten neben Piquet nun auch Renault-Chefingenieur Pat Symonds Straffreiheit angeboten haben, sofern er umfassend aussagt.
Quelle:http://www.sportal.de
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