Washington - Auf diese Nachricht haben die USA fast zehn Jahre gewartet: Qaida-Chef Osama Bin Laden ist tot. Die USA sind im Besitz seiner Leiche, seine Identität wurde durch eine DNA-Analyse zweifelsfrei bestätigt.
Vor dem Weißen Haus in Washington strömen Menschen zusammen, singen die US-Nationalhyme. Kein Wunder: Dieser Mann wird für die Anschläge des 11. September 2001 verantwortlich gemacht, fast 3000 Menschen kamen bei den Anschlägen auf das World Trade Center, auf das Pentagon in Washington und bei einem Flugzeugabsturz in Pennsylvania damals um.
US-Präsident Barack Obama hat sich mit der Nachricht in einer Rede an die Nation gewendet: Osama Bin Laden ist tot, sagte er am Morgen in einer TV-Ansprache, "Die Gerechtigkeit hat gesiegt", sagte Obama. "Es war eine Kommandoaktion, die am heutigen Tag in Pakistan durchgeführt worden ist." Seit dem vergangenen August haben die USA die Spuren des Topterroristen sehr eng verfolgt. Seit der vergangenen Woche haben sich die Spuren verdichtet, nun sei es möglich gewesen, Bin Laden auszuschalten, sagte Obama. Die Aktion sei in Zusammenarbeit mit Pakistan durchgeführt worden. Er habe den pakistanischen Präsidenten über die Lage informiert. Beide seien sich einig gewesen, dass es eine gute Gelegenheit zum Zugriff sei. Nach Informationen von CNN wurde die Kommandoaktion von Spezialkräften der Navy Seals durchgeführt. Mehrfach hatten sie den Zugriff vorher geprobt. Die Aktion dauerte 30 Minuten, mit Hubschraubern waren die Elitesoldaten eingeflogen worden.
Auch der pakistanische Geheimdienst Inter Services Intelligence (ISI) bestätigte gegenüber SPIEGEL ONLINE den Tod Osama Bin Ladens. Der meistgesuchte Terrorist der Welt sei "in einer hochgeheimen, zwischen pakistanischen und US-Kräften koordinierten Aktion" aufgespürt und getötet worden. Über den Ort und die Art und Weise der Kommandoaktion wolle er zunächst keine Angaben machen.
Ein hochrangiger Taliban-Kommandeur hatte SPIEGEL ONLINE bereits vergangene Woche den Hinweis gegeben, Bin Laden halte sich "in Nordpakistan, ganz in der Nähe der Hauptstadt" auf. Nach Angaben des US-Präsidenten Obama soll Bin Laden sich in der Garnisonstadt Abbottabad aufgehalten haben, etwa 60 Kilometer nördlich von Islamabad. Die pakistanische Regierung hatte bislang bestritten, dass Bin Laden und andere hochrangige Terroristen wie Bin Ladens Qaida-Vize al Zawahiri oder der afghanische Taliban-Chef Mullah Omar sich auf pakistanischem Boden aufhielten. Der frühere US-Präsident Bill Clinton sagte in einer Stellungnahme: "Dies ist ein sehr wichtiger Moment, nicht nur für die Familien derer, die am 11.September ihr Leben verloren, sondern für alle, die für eine gute Zukunft für unsere Kinder arbeiten. Für eine Zukunft in Frieden, Freiheit und Zusammenhalt. Ich gratuliere dem Präsidenten, dem Nationalen Sicherheitsrat und unserem Militär."
Expräsident George W. Bush gratulierte seinem Nachfolger. Obama habe ihn angerufen und gesagt, dass US-Truppen Bin Laden getötet hätten, teilte Bush mit. "Dieser bedeutsame Erfolg markiert einen Sieg für Amerika, für die Menschen, die nach Frieden auf der Welt streben, und für all diejenigen, die Angehörige am 11. September 2001 verloren haben", so Bush. Die USA "haben eine unmissverständliche Botschaft gesandt: Egal wie lange es dauert, der Gerechtigkeit wird Genüge getan", sagte der frühere Präsident.
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