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Trotsche
01.09.2013, 19:14
Trotsches' Reisen - Timeline



Knipserei & so etwas wie Fotografie:

- Versuche mit HDR (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Fotowildnis?p=648836&viewfull=1#post648836) 2013

- Reise- und Landschaftsfotos (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Fotowildnis/page2?p=674009&viewfull=1#post674009) 2013

- Hundefotos und norddeutsches Landleben (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Fotowildnis/page3?p=746901&viewfull=1#post746901) 2014

- Tier- und Zoofotos (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Fotowildnis/page5?p=763969&viewfull=1#post763969) 2014

- Knipsen in der Biosphäre Potsdam (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page11?p=941006&viewfull=1#post941006) 2017




Mit Rucksack, Zelt und Instagram

- Planung ist eine Karte an die Wand zu pinnen (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page10?p=864340&viewfull=1#post864340) 2016

- Musik im Ohr (Spotify Playlist) (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page11?p=929863&viewfull=1#post929863) 2016

- Westrumänien: Von Timisoara und Arad (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page11?p=940279&viewfull=1#post940279) 2017



Touren auf dem Fahrrad:

- Von Haselünne bis Prag - eine Woche im Fahrradsattel #1 (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Fotowildnis/page4?p=760366&viewfull=1#post760366) 2014

- Von Haselünne bis Prag - eine Woche im Fahrradsattel #2 (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page4?p=760611&viewfull=1#post760611) 2014

- Von Haselünne bis Amsterdam - Zwischen Windmühlen, Frikandeln und Co (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page11?p=905676&viewfull=1#post905676) 2016



Backpacking durch den 'Norden der Welt'

- Winter, Wind & Wetter #1 (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Fotowildnis/page5?p=830512&viewfull=1#post830512) 2015

- Trampen bis zum Nordkapp #2 (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Fotowildnis/page6?p=830846&viewfull=1#post830846) 2015

- Wo Elch und Pottwal sich "Gute Nacht!" sagen #3 (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page7?p=832243&viewfull=1#post832243) 2015

- Über Sofas, Tipis und geliebte kleine Autos #4 (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page9?p=846470&viewfull=1#post846470) 2015

- Pannen, Pech & Kameras #5 (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page11?p=879839&viewfull=1#post879839) 2016





Konzertberichte ab 2016:

- Kraftklub, Agent Fresco, Frittenbude & Villagers (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/1448-Eure-Konzerte/page14?p=877418&viewfull=1#post877418) 2016

- Fufanu, Asbjorn, Adam Angst & Mine (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/1448-Eure-Konzerte/page15?p=890993&viewfull=1#post890993) 2016

- Peace x Peace Festival (Beatsteaks, Seeed, Aloe Blacc uvm.) (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/1448-Eure-Konzerte/page15?p=890993&viewfull=1#post890993) 2016

- Hurricane Festival 2016 (Mumford & Sons, AnnenMayKantereit, K.I.Z uvm.) (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/1448-Eure-Konzerte/page15?p=904223&viewfull=1#post904223) 2016

- Sóley, Thees Uhlmann & Neonschwarz (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/1448-Eure-Konzerte/page16?p=932668&viewfull=1#post932668) 2016

- Rob Lynch, Donots, Feine Sahne Fischfilet, Montreal & das Konzertjahr 2016 (Ein Fazit) (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/1448-Eure-Konzerte/page16?p=937779&viewfull=1#post937779) 2016




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Dann präsentiere ich auch mal meine "Werke".
Ich stehe noch ganz am Anfang, was sowohl Fotografie als auch das anschließende bearbeiten angeht. Auch weil es so viele Möglichkeiten und Ansetzungspunkte gibt, dass man gar nicht weiß, womit man anfangen sollte.
Meine bisherigen Erfahrungen beschränken sich auf Tierfotografie (klappt mittlerweile echt gut) und dieses typische "Tourigeblitze". Das ganze würde ich nun gerne etwas ausweiten.
Als Kamera habe ich die Nikon 3000 mit jeweils einem 18-55mm und einem 55-300mm Objektiv, dazu noch ein Stativ (bis 1,65m). Auf dem PC arbeite ich momentan mit Luminance HDR und einer nicht ganz legalen Version von Photoshop, die ich Mitte der Woche aber noch austauschen werde.
Ich liste hier einfach mal meine momentanen "Übungsbilder" vor. [emoji14] Würde mich sehr über Kritik, Anregungen und vor allem Verbesserungsvorschläge freuen!


Versuche mit HDR



http://www7.pic-upload.de/31.08.13/irvmuard6yp.jpg

http://www7.pic-upload.de/31.08.13/nupzztwq4gze.jpg

http://www7.pic-upload.de/01.09.13/cy8ol9fuuhhd.jpg

http://www7.pic-upload.de/01.09.13/io2d7xlweldh.jpg

xxarminxx11
01.09.2013, 19:16
Wer bist du?

Trotsche
01.09.2013, 19:19
Ich (bzw. Andy) hab mich einfach nur umbennant! Vorher "Troche", jetzt "Trotsche", weils auf TS usw immer Probleme mit der Assprache gab! :sarcastic: Du solltest mich eigentlich kennen! :P

Wolverine
01.09.2013, 19:20
Bin nicht immer so ein Fan von HDR (macht die Bidler immer so "noisy" und gefällt mir mehr bei bunten Motiven) aber die Motive an sich sehen gut aus.

Andy
01.09.2013, 19:32
ich finde die Fotos gut:good:

LM10
01.09.2013, 19:34
das 3. hätte ich gerne mal ohne effekte gesehen. sonst finde ich alle gut, das Schw*** ist richtig gut :good:

Wolverine
01.09.2013, 19:34
Und ich dachte du heißt Troche wegen "Trochowski":sarcastic:

raúl
01.09.2013, 19:55
Und ich dachte du heißt Troche wegen "Trochowski":sarcastic:

Tut er nicht?


Schöne Fotos!! Das mit dem ******* ist super. :D Die anderen auch toll. :yes:

Wolverine
01.09.2013, 19:57
Wenn er sagt, dass es Trotsche ausgesprochen wird, glaub ich nciht dass es wegen Trochowski war :D

Bayernfan96
01.09.2013, 20:04
Doch glaub schon wegen Trochowski ;)

Die Bilder sehen sehr gut aus :good:

Trotsche
01.09.2013, 20:35
Fürs Feedback: Danke!

Wegen dem Namen: Ja, wegen Trochowski! :yes: Fand den Namen aber irgendwie geklaut, deshalb halt "Trotsche" ausgesprochen - blöde Idee, ist aber lange her. Auch weil ich einen Freundeskreis habe, der nicht einen einzigen Spieler des HSV kennt! Deshalb hat sich "Trotsche" als Aussprache durchgesetzt und weil das immer blöd zu erklären ist, hab ich jetzt (nach 4 Jahren :sarcastic:) den Namen von der Schreibweise angepasst.

@LM10: Das ist das Bild ohne Effekte. Ist schon älter, die miese Qualität liegt an meiner alten Kamera :yes:

http://www7.pic-upload.de/01.09.13/ad2duzdeo2qy.jpg (http://www.pic-upload.de/view-20595505/Bodden-2012-322.jpg.html)

Brokkoli
02.09.2013, 11:22
Die Bilder gefallen mit gut! Einzig wirken manche Motive aufgrund der HDR-Bearbeitung einfach ziemlich dunkel. Da könntest du vielleicht noch mehr Farbe rausholen und eher an den Gradiationskurven bzw. der Tonwertkorrektur spielen. An sich sind die Motive gut gewählt.
Eine Frage noch: In welchem Format fotographierst du? ;)

Trotsche
02.09.2013, 14:32
Unterschiedlich. Wenn möglich RAW :yes:

Renão
02.09.2013, 20:31
Mir egal ob Trotsche oder Troche, geht ja um die Bilder hier ;)


Kann am Downscaling hier im Forum liegen, aber bei dem Foto mit dem Metallträger im Vordergrund wirken die Kanten sehr unsauber. Sieht dadurch nicht fotografiert, sondern reingeshopt aus.

Das Schw*** sieht fast aus wie im Computerspiel, durch den harten Wechsel zwischen detailreichem Vordergrundobjekt und unscharfen Hintergrund.

Das "Lofoten"-Bild (ich nenne es mal so, da es dort gemacht sein könnte) wirkt sehr künstlich und bedrückend.



Ich find's gut - lass bei Gelegenheit mehr von dir sehen :)

Wolverine
15.10.2013, 12:54
Kommen auch Norwegen Bilder von dir? Ich will mal wieder träumen....

Trotsche
15.10.2013, 13:18
Klar. Aber da ich gerade zeitlich ein bisschen eingeengt bin und die Bearbeitung dank mangelnder Fähigeiten/Erfahrung nur recht unregelmäßig verläuft dauerts noch etwas... :P Aber dann Norwegen zsm mit Harz und Schottland!

Trotsche
26.10.2013, 14:20
Reise- und Landschaftsfotos 2013



Mal so ein Anfang. Wenig spektakulär, hab mich einfach mal an einigen Sachen ausprobiert. Leider habe ich einfach schlichtweg momentan keine Zeit für mehr. Obwohl ich noch einige schönere Fotos habe, die aber auch eben noch wesentlich intensiver bearbeitet werden müssten. Auch noch die ein oder andere Fotoserie von Edinburgh bei Nacht oder einem See im Sonnenuntergang. :P

Brocken:

http://www7.pic-upload.de/25.10.13/6qo2fgdhrkb.jpg


Brockenbahn:

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/w5krn1b7qhmt.jpg

Kahle Bäume (Harz):

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/ib513ttvvnq.jpg


Wald (Harz):

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/ktq1hdecg61.jpg


Birkenweg (Norwegen):

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/eyxcdz8kjffs.jpg


See mit Herbstlaub (Norwegen):

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/95nx2bxjrhqd.jpg


Pilze (Norwegen):

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/6wggm5hsm77k.jpg


Startende Kanadagänse (Norwegen):

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/2667msh2qi4x.jpg


Gasse in Edinburgh:

http://www7.pic-upload.de/26.10.13/d7oss6erhvyi.jpg

Bayernfan96
26.10.2013, 14:26
Sind ein paar schöne Bilder dabei :good:
Besonders die kahlen Bäume, der birkenweg und der See gefallen mir :good:

Viz-E
27.10.2013, 08:45
Mir gefallen eigentlich alle, schön klar. Besonders aber die Gänse und Edinburgh

Steve-0
27.10.2013, 13:10
Edinburgh ♥

Sind auch ansonsten sehr schöne Fotos :good::good:

Dennynho
01.12.2013, 20:13
Der Harz sehr schön... quasi vor meiner Haustür. :good:

Trotsche
27.05.2014, 12:32
Hundefotos und norddeutsches Landleben


Damit der Thread hier nicht komplett versinkt, 3 Fotos die ich heute morgen aufgenommen habe. :yes: Ein weises Eichhörnchen sagte einmal: "Als Abiturient ist jeder Tag ein Samstag." - ich hab versucht den heutigen mal wieder vernünftig zu nutzen.

Nach 3 Stunden Rehe jagen, Frösche fischen und Libellen fangen darf man dann dementsprechend aussehen - und riechen.


http://www11.pic-upload.de/27.05.14/zd7oc6g1fip.jpg




Landleben :sarcastic:

http://www11.pic-upload.de/27.05.14/2ewctrlsprr.jpg



Kulturbegegnung nach Urs Bitterli. Schön, wenn man das Abiturthema auf das wirkliche Leben projizieren kann.

http://www11.pic-upload.de/27.05.14/4kfkvykb3km.jpg

Viz-E
27.05.2014, 12:48
Das dritte find ich ziemlich cool, langsames antasten beider Tiere. Ist das dein Hund? Wenn ja viel Spaß beim waschen :D

Trotsche
27.05.2014, 12:54
Ja, das ist meine Dicke. :) Also eigentlich offiziell ein so genannter "Familienhund", aber das wird von mir seit Jahren konsequent ignoriert. :D

Och das Waschen war ganz witzig. Mit dem Gartenschlauch macht das sogar Spaß!

Viz-E
27.05.2014, 12:56
Achso im Garten ist das natürlich praktisch. In der Badewanne hättest Du danach noch WOhnungsputz machen dürfen :D

Renão
28.05.2014, 19:47
Mir gefällt das zweite Bild am Besten.

Mit einem reduzierten Bildausschnitt hat der Blick deiner Dicken echt das Potential so ein tierisches Abbild eines Portraits aus den 1930ern zu sein :)

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a6/Tino_Rossi_portrait_ann%C3%A9es_1930.JPG/192px-Tino_Rossi_portrait_ann%C3%A9es_1930.JPG

[Bild: GNU Lizenz; Collection et photo Simonet63]

Wolverine
28.05.2014, 19:52
Das 2. Bild gefällt mir auch am Besten, sehr cool :good:

ralf
28.05.2014, 20:33
mir gefällt auch das 2. bild am besten :good:

Trotsche
28.05.2014, 22:11
Danke für die Rückmeldungen.

@Renao: Mich hat der Blick vor allem an die schlechten Facebookfotos erinnert, die versuchen eben jene 50er-Jahre-Fotos nachzumachen. :D

Renão
29.05.2014, 22:30
Passt auch :)

Ansonsten nächstes Mal vielleicht Duckface?

Trotsche
01.08.2014, 13:54
Weil ich diesen Thread mal erstellt habe, möchte ich ihn dann auch dafür nutzen. Den Urlaubs-Thread überlasse ich Viz-E und Nümmerchen. Mit traumhaften Bildern tropischer Inseln kann ich leider nicht bieten, einen Urlaubsbericht will ich trotzdem mal versuchen. :yes: Die Fots sind nicht bearbeitet, dazu hatte ich einfach noch keine Lust.



Von Haselünne nach Prag (also fast jedenfalls) - eine Woche im Fahrradsattel #1



Ich bin Mitte Juli insgesamt 7 Tage mit einem meiner besten Freunde quer durch Deutschland bis an die tschechische Grenze gefahren. Um das übersichtlicher zu halten, fasse ich das mal in einzelne Tage zusammen. Fotos gibt's leider nicht so viele, zum einen, weil das fahrend schwer ist Fotos zu machen und zum anderen, weil in den Pausen eigentlich immer mindestens einer von uns beiden auf den Fotos zu sehen ist.


Tag 1 - Haselünne bis Porta Westfalica:

An einem Dienstagmorgen um halb 9 sind wir von meinem Wohnort aus, einem kleinen Dorf nahe Haselünne (wer will, kann ja mal googlen) nicht weit entfernt von der holländischen Grenze, losgefahren. Die Fahrräder haben wir bereits am Abend vorher beladen und dabei so ziemlich die Belastungsgrenze erreicht. Erstes Etappenziel war Bramsche bei Osnabrück, wo ich auch einige Jahre gelebt habe. Um ca. halb 12 sind wir dort auf den Mittellandkanal getroffen, dem wir bis Minden folgen wollten. Der erste Tag war von der Strecke her ziemlich gut. Weil wir nur am Wiehengebirge entlang und nicht etwa mittendruch fahren mussten, haben wir gut Strecke gemacht und bis abends in Porta Westfalica gut 150km geschafft.
Wir waren sogar so motiviert unsere Fahrräder noch hoch bis zum Kaiser Wilhelm I.-Denkmal zu schleppen um dort eine Schutzhütte zu suchen. Hat funktioniert, wir konnten hoch auf dem Berg mit Blick auf die Weser auf schmalen Bänken mit Blick auf die Weser gut pennen. Verpflegung bestand aus Brot mit Marmelade oder Nutella, mehreren Litern Wasser und einer kalten Portion Dosennudeln.

http://www11.pic-upload.de/01.08.14/dxoovi85m8v.jpg
http://www11.pic-upload.de/01.08.14/8j528ldmy14.jpg
http://www11.pic-upload.de/01.08.14/3apvgn1p9hmv.jpg



Tag 2 - Porta Westfalica bis Holzminden:

Ein Plan wäre ja auch zu langweilig gewesen. Unsere einzige Navigationshilfe war ein Deutschlandkarte und die Weser, kein Wunder also, dass wir uns am zweiten Tag zunächst mehrmals verfahren haben. Nach zwei Stunden und viel zu vielen völlig überflüssigen Kilometern haben wir uns dann entschieden, zunächst mal dem Weserradweg zu folgen. Der ließ sich zunächst auch wirklich gut fahren, ohne große Steigungen, nur die vielen anderen Fahrradfahrer haben zumindest mich schon ziemlich genervt. Außerdem wird es nach ein paar Stunden dann doch recht öde, die ganze Zeit demselben Fluss zu folgen und nicht anderes mehr zu sehen.
So haben wir aber doch wieder ziemlich Strecke gemacht, 130km über Hameln und Holzminden. Übernachtet haben wir in einem kleinen Kaff einige Kilometer außerhalb von Holzminden auf so einer Art "Wald-Grillplatz". War zumindest regengeschützt und nicht direkt an einer Straße oder so. Am Abends gab's kalte Ravioli.

http://www11.pic-upload.de/01.08.14/zycjp6mjh6e.jpg


Tag 3 - Holzminden bis Werleshausen:

Am nächsten Morgen haben wir uns gedacht, dass es eine gute Idee wäre, die Weser auch mal zu verlassen. Über Neuhaus und Uslar sah es so aus, als könnten wir einen großen Schlenker des Flusses auslassen und eine Abkürzung durchs Umland nehmen. Aber wie das mit Abkürzungen so ist, hat das natürlich nicht funktioniert. Das Weserbergland heißt nicht umsonst WeserBERGland. Darüber hinaus begann an diesem Tag natürlich die Hitzeperiode der nächsten Tage. Wir haben uns also richtig abgestrampelt, Höhenmeter gemacht und alles nassgeschwitzt. Über die MIttagsstunden konnten wir gar nicht fahren. Ich bin da ja ziemlich unempfindlich, aber N. hatte sich schon am ersten Tag einen fetten Sonnenbrand zugezogen. So haben wir es uns im Schatten einer großen Linde gemütlich gemacht und zwei Stunden gedöst.
Am Nachmittag haben wir dann doch wieder Richtung zur Weser eingeschlagen und Hannoversch Münden erreicht. Hier verschmelzen Fulda und Werra zur Weser. Wir mussten um nicht automatisch nach Kassel zu kommen der Werra folgen.
Immerhin 104km haben wir noch geschafft, wobei es hätten wesentlich mehr sein können, wenn wir die Abkürzung seingelassen hätten. Man mag es nicht glauben, aber an solchen Tagen schmeckt selbst der kalte Doseneintopf vom Edeka. Geschlafen haben wir in einer ganz neuen, quasi perfekten Schutzhütte bei Werleshausen. Wunderbare Aussicht auf den Sonnenuntergang und die Werra, dazu John Krakauers "Into the Wild" - das perfekte Leben.

http://www11.pic-upload.de/01.08.14/931gj4n9zsk.jpg
http://www11.pic-upload.de/01.08.14/ofaacp23tj2i.jpg

Rest folgt bei Gelegenheit.

Brokkoli
01.08.2014, 14:13
Interessante Tour! :good:
Ähnliches habe ich für die Zeit nach dem Abi geplant, wobei ich da noch nicht weiß, wohin die Reise gehen soll. Tschechien wäre von mir aus ein wenig zu nah - ein Freund von mir fährt gerade z.B. mit dem Rad nach Norwegen, das wäre bestimmt ganz cool.
Den ersten Abschnitt eurer Stecke kenne ich ganz gut (aufgrund meiner Großeltern) - die Porta ist natürlich der perfekte Abschluss für den ersten Tag. Der Ausblick ist da ist phänomenal, vor allem wenn das Wetter mitspielt. Die Fahrt dann an der Weser entlang Richtung Hameln ist dann eher öde, aber auch relativ entspannt zu fahren. Den Rest der Strecke kenne ich dann nicht, aber dann dürfte es ja langsam in die Mittelgebirge gehen und somit auch etwas bergiger werden.
"Into the Wild" passt natürlich perfekt zu so einer Tour, auch wenn der Schnee ein wenig fehlt. :D

Viz-E
01.08.2014, 16:10
Schöner Bericht und ziuemlich interessant auch mal sowas zu lesen. Die normalen Hotelberichte ähneln sich ja dann doch immer ein bisschen. Hoffe es geht weiter

ralf
01.08.2014, 17:31
cooler Ausflug :good:
hört sich interessant an, sowas will ich auch irgendwann mal machen ;)
in der Gegend Deutschlands/Tschechiens wo du rum fährst war ich auch noch nicht, das macht es auch sehr interessant :)
dazu noch schöne Bilder :yes:

Trotsche
03.08.2014, 10:39
Also, weiter im Text.



Von Haselünne nach Prag (also fast jedenfalls) - eine Woche im Fahrradsattel #2



Tag 4 - Werleshausen bis Heringen:

Eigentlich war der Tag eher wenig spannend. Bis auf die Erkenntnisse, dass der Werraradweg je weiter man die Werra hinauf fährt immer schlechter wird, ist bei mir nichts hängen geblieben. Nachdem wir am Morgen einige Kilometer gemacht hatten, kamen wir an einer Art Kinderwasserspielplatz mit großem Springbrunnen vorbei - wenn man so will die erste Art von Dusche seit vier Tagen, eine Wohltat. Anschließend haben wir Eisenach ins Visier genommen und wollten eigentlich auch auf die Wartburg. Ich selbst bin in den letzten Jahren schon das ein oder anderemal dort gewesen, N. noch nicht. Irgendwie hat uns einige Kilometer davor, Eisenach wäre ein kleiner Umweg gewesen, dann aber die Lust verlassen, einfach weil es so heiß war.
Haben wieder einige Zeit am Mittag gerastet und mussten abends dann versuchen die Strecke wieder gut zu machen. 130km hatten wir bis abends geschafft. Nett und interessant anzusehen sind die vielen Kaliwerke am Wegesrand. Wie auch im Ruhrgebiet kann Industrie und Indurstriekultur wirklich spannend werden. Etwas außerhalb von Heringen haben wir dann nachts mit Sicht auf ein solches Werk auf Parkbänken gepennt.

http://www11.pic-upload.de/03.08.14/8vrl7jp15cjn.jpg


Tag 5 - Heringen bis Veilsdorf

Der fünfte Tag war der erste, an dem meine Kette begann regelmäßig abzuspringen. Die Strecke an der Werra wurde immer schlechter und die Höhenmeter nahmen deutlich zu. Der Werratalweg dort in der Nähe ist ein Witz. Das Tal wird immer enger und irgendwann zu schmal für Weg und Fluß gleichzeitig. Deshalb führt der Weg über die Dörfer auf den Hügeln/Bergen. Damit der Weg aber nicht umsonst "Werratalweg" heißt, "ditscht" der Weg zwischen zwei Dörfern immer einmal im Tal die Werra an, führt 20m an ihr entlang und beginnt wieder zu einer Hügelkuppe aufzusteigen. Auf Dauer ist das nicht nur wahnsinnig anstrengend, sondern schlicht auch nervtötend. Die Strecke ist landschaftlich dazu auch nicht besonders schön.
Am Abend haben wir eine Art Aussichtspunkt gefunden mit überdachten Bänken, wo wir nach 117km todmüde in die Schlafsäcke gefallen sind. Um halb 9 wohlgemerkt, wenn noch viele andere unterwegs waren oder mit den Hunden spazieren gegangen sind - war uns aber herzlich egal!


Tag 6 - Veilsdorf bis Hof

An Tag 6 konnten wir die Werra endlich verlassen, mussten dafür aber das Schiefergebirge auf öffentlichen Straßen durchqueren. Bei über 35°C eine Tortur. Dementsprechend sind wir auch kaum vorran gekommen. Besonders angenehm war, dass je näher man der tschechischen Grenze kommt, je weniger Fahrradwege und Ausschilderungen vorhanden sind. So findet man sich auf einmal am Ende eines kleinen Weges an einer Schnellstraße wieder und muss der einige Kilometer folgen. Am Ende haben wir dann einen mittelgroßen Umweg über Kronach in Kauf genommen, um das Schiefergebirge zu umfahren.
In Kronach gab's dann das erste warme Essen der Woche (Pizza bzw. Schnitzel) mit einem halben Liter Pils. Nach den spartanischen Mahlzeiten der letzten Tage doppelt lecker. Danach sind wir dann ganz entspannt Richtung Hof geradelt.
Nach 107km haben wir dann in einem unbekannten Örtchen einige Kilometer vor Hof auf einer langen breiten Bank gepennt, die leider nicht überdacht war. Natürlich gab's ausgerechnet diese Nacht den ersten Regen - war aber eigentlich sehr angenehm.

http://www11.pic-upload.de/03.08.14/li9ft6iw2cp.jpg
http://www11.pic-upload.de/03.08.14/sn4wywprlej4.jpg


Tag 7 - Hof bis ... tja ... Hof

Tag 7 begann eigentlich gut. Nach dem Regen in der vorrangegangenen Nacht waren die Temperaturen wieder erträglich und das Wetter gut. Wir hatten geplant etwa gegen Mittag die Grenze nach Tschechien zu überqueren und hatten uns deshalb vormittags nochmal mit allem eingedeckt (Brot, Aufstrioch, Wasser, Dosenfutter, etc). Zwar soll das alles in Tschechien ja sehr billig sein, aber von uns beiden war noch keiner dort gewesen und wir wussten nicht, wie schnell wir an einen Supermarkt kommen würden.
Nach Hof sind wir wieder über Bundesstraße gefahren - selber Schuld, wenn die keine Schilder aufstellen. Die Polizei hat's auch nicht interessiert, die sind noch an uns vorbeigedüst. In Hof sind wir dann auf den Saaleradweg gewechselt und wollten von dort aus einen Abstecher nach Mödlareuth machen. Das ist ein kleines Dorf an der Thüringisch-Bayrischen Grenze, in dem die alten Grenzanlagen aus DDR-Zeiten noch stehen gelassen und zu einem Museum umfunktioniert wurden.
Ein paar Kilometer nach Hof, hat uns dann ein Gewitter überrascht. Innerhalb von fünf Minuten war alles durchnässt, weil es direkt an der Saale keine Unterstellmöglichkeit gab. Erst nach einer Viertelstunde haben wir ein kleines Tannenwäldchen gefunden, da war's aber schon zu spät. In Hof war außerdem noch meine Fahrradtasche gerissen, so dass ich viele Dinge noch direkt oben auf den Gepäckträger hatte schnallen müssen - die waren natürlich jetzt klitschnass.
Zwei Stunden haben wir dort gewartet und uns dann entschlossen, zumindest noch die 15km nach Mödlareuth zu fahren und dort zu entscheiden, wie es weitergeht. Auf diesen 15km (mit ordentlich Steigung und damit verbundenen Gangwechseln) ist mir die Fahrradkette dann ein halbes Dutzend Mal abgesprungen. Damit war dann letztendlich auch klar, dass wir in Mödlareuth Schluss machen mussten. Und das obwohl wir uns gerade mit allem eingedeckt und viel Zeit mit dem Planen der Strecke in Tschechien verbracht hatten - weil wir dort nicht einfach so daruf los fahren wollten, wenn sich keiner von uns irgendwie auskennt. Wieviele Kilometer wir an dem Tag gemacht hatten, konnte keiner sagen, weil im regen auch noch unsere Tachometer kaputt gegangen sind.
Sehr schade einfach, weil, egal wem wir von unserer Tour erzählt haben, alle sagten: "Bis nach Prag schafft ihr's eh nicht." Und wir hättens geschafft, wenn nicht Wetter und Fahrrad dazwischen gekommen wären. Körperlich ist das nämlich eigentlich ganz gut zu bewältigen.
Wir sind dann also nach Hof zurück und von dort aus um 16:00 mit dem Zug Richtung Niedersachsen losgefahren. Nachdem wir dann des nachts noch auf dem Braunschweiger Bahnhof schlafen mussten, waren wir mittags um 14.00 Uhr wieder zuhause. Endlich.


http://www11.pic-upload.de/03.08.14/y7mtkz83u6kp.jpg
http://www11.pic-upload.de/03.08.14/jx5xn1bd94xk.jpg




Fazit:

Das ganze hat unheimlich Spaß gemacht und ich werde das auf jeden Fall wiederholen. Obwohl 800km in 6 bzw. 7 Tagen schon schlauchen - das Gefühl in den Beinen ist an Tag 6 aber dasselbe wie an Tag 2. Beim nächsten Mal vielleicht nicht ganz so lang und wenn möglich nicht bei 35°C durch irgendwelche Mittelgebirge. N. macht sein FSJ irgendwo in Berlin, ich glaube das ist ein gutes Ziel. :sarcastic:
Insgesamt liegt mir das Wandern aber mehr. Mit Rucksack und Wanderschuhen fühle ich mich doch wohler, als auf einem Fahrradsattel. Deshalb wir Norwegen zu Fuß erkundet. Wenn man ein gebiet durchwandert hat, hat man danach auch das Gefühl es zu kennen. Man hat mehr Ruhe um Sehenswürdigkeiten (Wartburg zB) mitzunehmen und ist ein bisschen freier was die Wegewahl betrifft, bzw. auch die Wege hier und da zu verlassen.
Btw, wir haben ein Zelt mitgehabt und nicht einmal aufgestellt. Die Tagesausgaben für Essen und alles weitere was doch mal anfällt, lagen bei knapp 4€ für jeden - wenn man wie wir auf Zeltplätze verzichtet. So eine Tour lässt sich also bestimmt auch zur Studentenzeit mal einschieben.

Brokkoli
03.08.2014, 10:56
Auch der zweite Teil klingt sehr interessant, die Strecken in Bayern kenne ich zumindest rudimentär, nach Mödlareuth wird noch eine Studienfahrt führen. Ist natürlich sehr schade, wenn dann die Kette bzw. das Wetter nicht mehr mitspielt - das sind so Dinge, die kann man nicht planen oder berücksichtigen. Wäre ja schon cool gewesen, wenn ihr am Ende mit euren Fahrrädern auf dem Wenzelsplatz gestanden wärt. Aber gut, die Möglichkeit, eine solche Tour zu unternehmen, besteht ja immer noch und Berlin klingt für mich wie ein gutes Ziel.
Ich bereue es gerade ein wenig, dass ich meinen Besuch bei einem Freund in Kiel, der dort sein FÖJ macht, entspannt mit der Bahn mache und nicht mit dem Fahrrad.
Hattet ihr dann irgendein besonderes Training (also zum Kraftaufbau in den Beinen) dafür oder seid ihr einfach darauf los gefahren? Inwiefern hattet ihr die Strecke geplant (insbesondere die Zielorte) oder hing das immer von den örtlichen Gegebenheiten ab?
Und wenn du schon das Studium ansprichst: Hast du jetzt eigentlich einen Studienplatz in dem Bereich, den du wolltest, gefunden? ;)

Trotsche
03.08.2014, 11:26
Training: Ich fahre seit ca. 2 Jahren regelmäßig Rennrad, wenn ich keine Lust auf mein Lauftraining habe. Das sind dann aber meist 2Stunden-Fahrten irgendwo durch's Emsland. Nicht lang, aber regelmäßig. N. macht gar keinen Sport und war fast fitter als ich. :D
Planung: So gut wie gar nichts. Wir wollten bis nach Porta Westfalica (bis dahin kenne ich mich aus) und dann die Weser/Werra hinunter und uns an die ehemalig deutsch-deutsche Grenze halten. Hatten ein bisschen spekuliert, dass es da wohl große Fahrradwege gibt und wurden nicht enttäuscht. Das ist in Deutschland allerdings auch wirklich einfach, zumindest im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Unsere einzige direkte Orientierung war eine Deutschlandkarte.
Als Zielorte hatten wir dementsprechend nur Porta Westfalica, Hameln, Göttingen (gar nicht da gewesen), Eisenach (ebenfalls nicht dort gewesen), Hof und natürlich Prag.
Ein bisschen mehr PLanung wäre im Endeffekt aber nicht unbedingt verkehrt gewesen, das hätte einiges erleichtert.
Studiumsplatz: Ääh ... zumindest so gut wie. Ich habe mich entschieden zunächstmal mal Deutsch und Geschichte zu studieren um damit nach meiner Studienzeit als Lehrer vielleicht eine Zeit ins Ausland gehen zu können. Das ist momentan eine Möglichkeit, die mich sehr reizt. Deutsch/Geschichte ist eine der beliebtesten Fächerkombinationen und kann fast überall in Deutschland auch auf "Nichtlehramt" sondern rein Bachelor/Master of Arts studiert werden. Die Zulassungskriterien wie NC uä sind dabei recht locker, durch Norwegen im herbst habe ich dann ja auch noch ein Jahr Wartezeit obendrauf. In der näheren Auswahl sind momentan die Unis in Kiel, Hannover, Rostorck und Osnabrück. ;) Eins wird wohl klappen.

Mödlareuth ist zwar nur klein, aber dafür wirklich interessant. Hatte das mal in einer AndreasKieling-Dokumentation gesehen, da aber irgendwie imposanter in Erinnerung. Ich finde das Thema aber einfach spannend, so dass wir dort sogar einer Schulklasse hinterhergeschlichen sind, die eine Führung bekam. :D
Kiel hört sich super an. Vor allem weil du dann ERST die MIttelgebirge hättest und erst nach einigen Tagen, wo man dann schon erschöpft ist, die norddeutsche Tiefebene. Das wäre Streckentechnisch natürlich super.
Danke für's Feedback!

Brokkoli
03.08.2014, 12:25
Trotsche;760618']Training: Ich fahre seit ca. 2 Jahren regelmäßig Rennrad, wenn ich keine Lust auf mein Lauftraining habe. Das sind dann aber meist 2Stunden-Fahrten irgendwo durch's Emsland. Nicht lang, aber regelmäßig. N. macht gar keinen Sport und war fast fitter als ich. :D

Training geht bei dir natürlich etwas besser als bei mir, Strecken, auf denen man frei und ohne Verkehr fahren kann, gibt es hier fast nicht. Regelmäßig fahr ich dann schon Rad, aber vor allem kurze Strecken (10-20 km), das aber quasi jeden Tag. Die Ausdauer dürfte ich mir dann übers Schwimmen und Fußball geholt haben.


Trotsche;760618'] Planung: So gut wie gar nichts. Wir wollten bis nach Porta Westfalica (bis dahin kenne ich mich aus) und dann die Weser/Werra hinunter und uns an die ehemalig deutsch-deutsche Grenze halten. Hatten ein bisschen spekuliert, dass es da wohl große Fahrradwege gibt und wurden nicht enttäuscht. Das ist in Deutschland allerdings auch wirklich einfach, zumindest im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Unsere einzige direkte Orientierung war eine Deutschlandkarte.
Als Zielorte hatten wir dementsprechend nur Porta Westfalica, Hameln, Göttingen (gar nicht da gewesen), Eisenach (ebenfalls nicht dort gewesen), Hof und natürlich Prag.
Ein bisschen mehr PLanung wäre im Endeffekt aber nicht unbedingt verkehrt gewesen, das hätte einiges erleichtert.

Ich denke mal, dass man in Deutschland allgemein eher wenig Planung braucht: Man spricht die Sprache und die Radinfrastruktur ist doch ziemlich gut. Tschechien wäre für euch dann wohl eine Herausforderung geworden, aber von der Grenze bis Prag hättet ihr ja maximal drei Tage gebraucht und die übersteht man dann auch irgendwie.


Trotsche;760618']Studiumsplatz: Ääh ... zumindest so gut wie. Ich habe mich entschieden zunächstmal mal Deutsch und Geschichte zu studieren um damit nach meiner Studienzeit als Lehrer vielleicht eine Zeit ins Ausland gehen zu können. Das ist momentan eine Möglichkeit, die mich sehr reizt. Deutsch/Geschichte ist eine der beliebtesten Fächerkombinationen und kann fast überall in Deutschland auch auf "Nichtlehramt" sondern rein Bachelor/Master of Arts studiert werden. Die Zulassungskriterien wie NC uä sind dabei recht locker, durch Norwegen im herbst habe ich dann ja auch noch ein Jahr Wartezeit obendrauf. In der näheren Auswahl sind momentan die Unis in Kiel, Hannover, Rostorck und Osnabrück. ;) Eins wird wohl klappen.

Mödlareuth ist zwar nur klein, aber dafür wirklich interessant. Hatte das mal in einer AndreasKieling-Dokumentation gesehen, da aber irgendwie imposanter in Erinnerung. Ich finde das Thema aber einfach spannend, so dass wir dort sogar einer Schulklasse hinterhergeschlichen sind, die eine Führung bekam. :D
Kiel hört sich super an. Vor allem weil du dann ERST die MIttelgebirge hättest und erst nach einigen Tagen, wo man dann schon erschöpft ist, die norddeutsche Tiefebene. Das wäre Streckentechnisch natürlich super.
Danke für's Feedback!

Deutsch/Geschichte klingt gut, ist für mich auch eine Option, sollte es mit dem dualen Studium nicht klappen. Und durch dein Auslandsjahr - was genau machst du da? Einfach das Land besichtigen? Au-Pair? - klappt das ja mit Sicherheit, du dürftest sogar Auswahl haben. Zu Kiel kann ich dir dann im September Rückmeldung geben, wie es sich dort wohnen und leben lässt. Leider ist die Bahnfahrt schon gebucht und alles geplant, sonst hätte ich mich jetzt noch umentschieden und wäre mit dem Rad gefahren. Von Strecke hätte das auch für mich machbar sein können.

Mödlareuth besuchen wir erst nächstes Jahr, habe aber bisher von den vorherigen Stufen nur Gutes gehört. Vor allem passt es sogar ein wenig zu meiner Seminararbeit :D

Viz-E
04.08.2014, 09:29
Sehr cooler Bericht, schade dass es kein besseres Ende gab. Nächstes Jahr dann Tour de France? :D
In Hof hättet Ihr auch bei Andy schlafen können und der hätte Euch armen jungs mal was warmes zu Essen machen können :D

Trotsche
05.08.2014, 10:12
@Brokkoli: Auslandsjahr sieht so aus, dass ich im Herbst zunächst mal für 6 Monate auf einen landwirtschaftlichen Betrieb komme und dort arbeite - der Lohn dabei ist wirklich ziemlich fair. Danach, im Frühling, werde ich das Land dann selbst mir Wanderschuhen und Rucksack bereisen. Die Lofoten und die Finnmark sind auf jeden Fall unter den Zielen bisher ganz oben eingetragen.
Eine Rückmeldung zu Kiel wäre wirklich cool. Habe niemanden dort um mir Infos zu holen und Kiel zählt neben Osnabrück zu meinen Favoriten. :yes:

@Viz-E: Tour de Norge wahrscheinlich eher. :D Hätten wir das mal gewusst mit Andy. Dann hätten wir uns auch mein Fahrrad reparieren und die Sachen trocknen lassen können.

Domosch
08.08.2014, 17:18
Du warst hinten bei Uslar und Holzminden in der Ecke? Hättest ja vorbei kommen können wohne gleich um die Ecke :sarcastic:

Trotsche
08.08.2014, 17:47
Du warst hinten bei Uslar und Holzminden in der Ecke? Hättest ja vorbei kommen können wohne gleich um die Ecke :sarcastic:

Ich glaube das nächstemal brauche ich keine Parkbänke mehr - ich such' mir die Leute aus dem Forum raus. :D

Trotsche
17.08.2014, 12:10
Tier- und Zoofotos


Habe heute morgen mal die Zeit gefunden ein paar Bilder fertigzumachen. Teilweise sind die schon ein paar Jahre alt und von niedriger Qualität, weil wegen alte Kamera, dementsprechend anstrengend war die Bearbeitung. Bin mit dem Ergebnis aber ganz zufrieden. :)

Einer meiner Favouriten - ein Anolis in Burger's Zoo diesen Frühsommer:
http://www11.pic-upload.de/17.08.14/k3xi6341z5a.jpg

Ein fressender Präriehund im Zoo Osnabrück aus dem letzten Sommer:
http://www11.pic-upload.de/17.08.14/jwysjs63p4z7.jpg

Ein Gorillababy in Burger's Zoo im Frühsommer:
http://www11.pic-upload.de/17.08.14/ki3sayuk7eq.jpg

Ein ziemlich altes Foto von vermutlich einer Felsenpython (deXXXa?) im Zoo Osnabrück:
http://www11.pic-upload.de/17.08.14/dx6yk98ehz58.jpg

Schmusende Warzenschweine in Burger's Zoo diesen Frühsommer:
http://www11.pic-upload.de/17.08.14/d2f3hyc1yz7.jpg

Neben dem Anolis mein persönlicher Favourit - die Schneeeule "Layla" (bennant nach Eric Claptons Song, aber iegntlich ein Männchen), einer meiner Schützlinge im Naturzoo Rheine. Foto kommt irgendwann aus dem letzten Jahr. Bearbeitung hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, aber viel Spaß gemacht:
http://www11.pic-upload.de/17.08.14/jx8sv4gxxiet.jpg

Die Osnabrücker Wolfsfamilie spielend im letzten Sommer. Leider hatte ich damals mein neues Objektiv noch nicht, sonst wäre vielleicht noch mehr dabei herumgekommen.
http://www11.pic-upload.de/17.08.14/nha19y14iolp.jpg

Mehr folgt vielleicht demnächst!

Wolverine
17.08.2014, 12:37
Babygorilla-Bild ist Bombe!

Brokkoli
17.08.2014, 13:16
Die ersten Drei gefallen mir richtig gut, da passt der Fokus und die Komposition perfekt! :good:
Die Warzenschweine sind auch sehr stark, bei der Schlange (ich wage mal keine genaue Benennung) stört mich persönlich der Blitz ein wenig. Ich selber versuche ja so gut es geht ohne Blitz aus zu kommen, hier zerstört es ein bisschen die Wirkung des Bildes.
Beim letzten Bild dürftest du mit einem Normalobjekt fotografiert haben, oder? Mit einem Zoom oder Tele wären da vielleicht noch einen Ticken bessere Bilder rausgekommen, vor allem Detailaufnahmen. Aber für die technischen Voraussetzungen ein richtig gutes Foto!

Ich hoffe, dass du dann auch in Norwegen etliche Fotos machst und die auch mit uns teilst! :yes:

Trotsche
17.08.2014, 14:56
Danke dir! Tja, wie gesagt, das Foto de Schlange ist schon uralt. Habs wiederrausgekramt und kann deshalb nicht viel dazu sagem, wann ich das unter welchen Lichtverhältnissen aufgenommen habe. Wüsste deshalb auch nicht, wie ich das jetzt aufnehmen würde. Aber mit dem Blitz hast du recht und dessen Wirkung habe ich schon versucht etwas zu vertuschen. :D
Ja, an das letzte Foto erinnere ich mich noch ziemlich gut. Das ist von einem Holzsteg aus über dem Gehege mit meinem 18-55mm Objektiv aufgenommen. Dazu sollte man vielleicht sagen: das Wolfsgehege in Osnabrück ist grob geschätzt 4-5 Fußballfelder groß, wirklich gigantisch und eigentlich vollkommen naturbelassen (der Zoo lag ursprünglich mitten im Wiehengebirgswald). Es ist mein absolutes Lieblingsgehege und Wölfe ja auch meine Lieblingstiere. Man kann sie wirklich sehr lange Zeit prima beobachten, weil das Gehge so weitläufig ist, nur zum Fotografieren sind das halt sehr schlechte Vorrausetzungen. Umso überraschter war ich, als nach einer halben Stunde die Wölfin ihre drei Jungen (hier leider nur zwei zu sehen) direkt zum Steg geführt hat. In meiner Aufregung hab ich dann mehr oder weniger ohne große Einstellungen nur Schnappschüsse gemacht. :pardon: Mit mehr Ruhe wäre da auch vielleicht mit dem alten Objektiv etwas Besseres bei rumgekommen. Vielleicht bin ich nächste Woche nochmal da, dann werde ich mir einiges an Zeit nur für die Wölfe einplanen - obwohl die Jungen nun ja schon fast ausgewachsen sind.

Steve-0
17.08.2014, 15:56
Andolis: Perfekter Fokus, perfekte Komposition, perfekte Sättigung, leider ganz leicht unscharf :/

Präriehund: Top, nix dran auszusetzen

Gorillababy: Die Szene ist so perfekt und echt wunderschön, den leicht falschen Fokus kann man da absolut verzeihen

Schlange: Sagt mir nicht so zu, kann's aber gar nicht an irgendwas festmachen

Warzenschweine: Super geil, gefällt mir richtig gut das Foto

Schneeeule: Würde versuchen mit Bildbearbeitung dem Gefieder etwas mehr Struktur und Kontrast zu geben. Super Hintergrund, super Fokus, aber die Eule sieht sehr gleichmäßig weiß aus, da kann man bestimmt noch was rausholen :)

Wölfe: Super Szene, die Schwächen hast du ja schon selbst treffend analysiert. Nächstes Mal wird das Foto dann besser :good:

Insgesamt sehr schöne Tierfotos, habe das selbst mal im Zoo in GE versucht, war aber mit kleiner Nichte da und hatte nie die Zeit, mich ausgiebig an Gehegen aufzuhalten.

Wie sind die Lichtverhältnisse so im Burgers Zoo? Würde da auch gerne mal wieder hin und dann Fotos machen. :yes:

Trotsche
17.08.2014, 16:33
Erstmal Danke fürs ausführliche und sehr hilfreiche Feedback! :good: Freut mich so noch viel mehr als ein: "Gute Fotos!"

Burger's Zoo ist leider für Fotos nicht so dolle, wie ich dachte. Die große Tropenhalle ist einfach genial, überall krabbelt und fleucht irgendwas über Blätter und Äste, dazu die vielen Vögel. Da entstehen fast austomatische tolle Konstellationen. Die Meereshalle ist eher ungünstig. Durch die Dunkelheit und das Wasser sind fast keine Fotos möglich. Die Deserthalle ist nett, aber auch nicht optimal dafür. Wenig Kleintiere und die großen in uninspirierten künstlichen Felsgehegen, bei den Vögel und Luchsen immer mit Maschendraht. Der Rest des Zoos ist deurlich älter und das sieht man nunmal an jedem Gehge. Da ist es schwer kein Gitter und keine Betonwand aufs das Foto zu bekommen. Lichtverhältnisse sind aber meistens okay, obwohl der Zoo auch zu einem Großteil im Wald liegt. :yes:

Viz-E
18.08.2014, 10:17
Die Eule und die Schlange gefallen mir nicht sooo gut aber der Rest ist richtig geil und wäre auch Desktophintergrund würdig :good:

Trotsche
26.07.2015, 18:22
Ich habe ja den größten Teil der Zeit seit letztem Sommer in Norwegen verbracht und natürlich auch viele Fotos gemacht. Jetzt tatsächlich 8 Monate Tag für Tag abzuarbeiten macht keinen Sinn und weckt wahrscheinlich auch kaum Interesse. Aber ich hab vor ein paar Tagen mal meine Bilderbibliothek und Reisenotizen geordnet und fand die Fotos und das Geschribsel auch zu spannend um es ungezeigt vergammeln zu lassen.

Vielleicht kann man so ein paar Fotos thematisch zusammenpacken und ein paar Sätze dazu schreiben. Dann gerät chronologisch und geographisch zwar alles komplett durcheinander, aber (Achtung: Möchtegernphilosoph!), das war meine Reise ja auch. Ganz besonders die 6 Wochen in Mai bis Juli waren eigentlich eine einzige Aneinanderreihung von Rückschlägen und Verlusten, von zerstörten Zelten, über verlorene Kameraakkus bis zu unkontrollierbaren Wetterlagen und Festsitzen mitten im Nirgendwo, weil das Trampen mal wieder nicht funktioniert hat. Ein wunderbares unübersichtliches Chaos also, schlichtweg das beste, was ich je getan hab.


Mit dem Wetter als "Thema" kann man wohl tatsächlich am besten anfangen.



#1 Winter, Wind & Wetter


Zelten in der Nähe von Tromso:

http://www11.pic-upload.de/26.07.15/4rwg4imunuhj.jpg

In Richtung Tromso bin ich überhaupt nur gekommen, weil das Wetter nicht mitgespielt hat. Eigentlich hatte ich vor zunächst mal über die Vesteralen und Lofoten zu reisen, zwei Inselgruppen im Norden Norwegens. Ich war aber nur 3 oder 4 Tage unterwegs als ich über Nacht in Stö in einen Sturm geraten bin, den mein Zelt nicht überlebt hat. Glücklicherweise auf einem Campingplatz - und das auch nur um einmal WiFi zu haben um im Liveticker das zweite Relegationsspiel des HSV zumindest ansatzweise mitverfolgen zu können. So habe ich die Nacht einigermaßen überstanden, musste aber am nächsten Tag klatschnass bei -3°C (im Juni!) noch knapp 250km zu Freunden trampen um da meine Sachen zu trocknen. Das war ein Spaß.
So hatte ich auf jeden Fall genug von irgendwelchen Inseln und bin nach zwei Tagen mit heißem Kaffee und warmer Dusche in Richtung Nordkapp aufgebrochen. Das Wetter war nicht wirklich besser, aber nicht direkt an der Küstenlinie zumindest ertragbar. Temperaturen wie in Ibiza hab ich schließlich auch nicht erwartet.
Zwei Tage habe ich von Harstad, wo ich über den Winter gerabeitet hatte, bis nach Tromso gebraucht - um dann festzustellen, dass mir der Couchsurfer bei dem ich mich einquatieren wollte kurzfristig abgesagt hatte. Weil ein Hostel pro Nacht knapp 80€ kostet, blieb nicht viel anderes übrig als am selben Abend noch weiter Richtung Norden und aus der Stadt wieder heraus zu kommen. Ich hatte dann großes Glück, dass ich von ein paar Jungs von der Norwegischen Armee (sind die also doch zu was nutze) ein gutes Stück mitgenommen worden bin.
Mein Zelt hab ich dann irgendwo nahe bei Nordkjosbotn aufgeschlagen - siehe Foto, das übrigens gegen 2 Uhr Nachts gemacht worden ist. Mitternachtssonne ist schon was tolles.


Norwegischer Winter

http://www11.pic-upload.de/26.07.15/4iivode4gjhi.jpg

Dieses Foto des Wohnhauses der Farm auf der ich ein halbes Jahr gearbeitet habe ist im März entstanden. Harstad, die nächstgelegende Stadt, liegt bereits deutlich über dem Polarkreis und der Winter fällt dementsprechend aus. Von Mitte November bis Ende Januar ist es tatsächlich einfach dunkel. Über 3 Monate sieht man darüber hinaus die Sonne nicht. Das geht ganz schön an die Nieren. Ich bin in Deutschland schon anfällig für schlechte Laune und Grübeleien über die dunkle Jahreszeit. Das ist in Norwegen echt nicht besser geworden.
Erst Mitte Februar, wenn man wieder einige Stunden Tageslicht hat und die Sonne wieder über die Berge kommt, hat man eine Möglichkeit den Winter wirklich zu genießen. Als Norddeutscher ist es mir, das ist meine Entschuldigung, genetisch einfach nicht möglich, irgendein ansatzweise erkennbares Talent für Skifahren und Langlauf zu entwickeln. Aber zumindest der Spaß war da und blaue Flecken heilen ja auch recht schnell wieder ab..
(Die Frisur war natürlich nur temporär. Aber wenn ihr die Preise von Friseuren in Norwegen kennen würdet....)

http://www11.pic-upload.de/26.07.15/kxd8fjws593h.jpg
http://www11.pic-upload.de/26.07.15/swtemt2jrs8.jpg


Strand & Sonne

http://www11.pic-upload.de/26.07.15/4qhpbya8kfcw.jpg

Zwischenzeitlich gab es aber durchaus auch mal tage mit gutem Wetter - oder zumindest mit irgendetwas, das in die Richtung "gut" ging. Meine letzten Tage der 6-Wochen-Tour habe ich dann doch noch auf den Lofoten verbracht. Und auch wenn die Temperaturen 15°C nie überstiegen haben und sonnige Momente wie dieser hier meist nur extrem kurz waren, gab es sie doch.
Wie hier in Unnstad gibt es auf den Lofoten teilweise wirklich wahnsinnig schöne Strände, eingerahmt von Klippen und Felsmassiven. Die Lofoten, und auch die Vesteralen, zählen ohnehin einfach zu den schönsten Orten der Welt. Wenn man dann noch 24h Sonnenlicht hat, macht es einen unheimlichen Spaß sie zu bereisen und dank des "Jedermanns-Rechts" sein Zelt dort aufzuschlagen, wo man gerade ist.

Das Foto ist eines von denen, die ich mit dem Handy aufnehmen musste. Meine Kamera lief zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr... Der nächste Block trägt dann vielleicht den Titel "Pleiten, Pech & Pennen" - da gibt's wahrlich genug von.



Wenn Wind weht...

http://www11.pic-upload.de/26.07.15/xsj7mah3mlq.jpg

Ich würde jetzt gerne irgendwie die Windstärke verdeutlichen. Ein vernünftiges Foto habe ich dafür aber nicht gefunden. Also eine kleine Anekdote: das obere Foto habe ich auf einer WhaleWatchingTour in Andenes auf den Vesteralen aufgenommen - zwei Tage bevor der Sturm mein kleines Zelt weggefegt hat. Auf die Tour gehe ich beizeiten nochmal ein. Soweit nur: das dort oben sind drei Grindwale die das Boot recht zufällig passiert hat. Ich hatte die wunderbare Möglichkeit mich nicht mit den anderen Touris an die Bootsreling drücken zu müssen um mit 10 Jahre alten Digicams verschwommene Fotos zu schießen, sondern glücklicherweise mein Telezoomobjektiv dabei. So wenig wie ich das sonst nutze, so sehr hat es sich dieses Mal gelohnt. Nicht nur bei den Grindwalen.
Aber ich wollte auf den Wind kommen. Einfache Sache: es waren so viele Deutsche auf dem Boot anwesend, dass alle Lautsprecher-Durchsagen immer auch in Deutsch wiederholt wurden. Nach ein paar "Unfällen" hieß es dann irgendwann: "Liebe Gäste, wie sie bemerkt haben, weht starker Wind von links. Wenn sie sich also übergeben müssen, dann bitte über die rechte Seite des Bootes - ansonsten kommt's zurück!"


Soweit erstmal. :) Wenn ihr Lust habt, setz ich mich gerne nochmal an ein paar mehr Teile. Über Naturerlebnisse, Couchsurfing & Trampen, Pleiten, Pech & Pannen oder was weiß ich..

Bayernfan96
26.07.2015, 18:32
Schön ein bisschen was von deiner Reise zu lesen, da bekomm ich selbst wahnsinnig Lust mal wieder nach Norwegen zu fahren :good:

Über ein bisschen mehr Erlebnisbericht würde ich mich sehr freuen ;)

Viz-E
26.07.2015, 19:00
Ich bin für sowas immer zu haben und liebe es,Berichte und Bilder von Leuten die man "kennt" (also nicht irgendwas von irgendwem auf irgendeiner Internetseite) zu schauen und zu lesen. Erst recht, wenn es Orte sind an denen ich noch nicht war und wohl auch nie hinkommen werde. Tolle Bilder und gut geschrieben bislang

Alex_1995
26.07.2015, 19:23
Bin heute erst auf den Thread aufmerksam geworden und muss sagen, dass die Bilder gut aussehen.:good:
Am besten sind aber immernoch die aus dem Weserbergland (muss wohl daran liegen, dass ich da wohne :D)
Die aktuellen aus Norwegen sind allerdings auch eine Wucht und machen Lust das Land mal zu besuchen.
Ich werde den Thread jetzt öfter verfolgen und hoffe auf weitere tolle Bilder.:)

Wolverine
26.07.2015, 20:00
Da bekomm ich wieder fernweh. :( Die Bilder bestätigen nur dass Norwegen eines der tollsten Länder Europas ist.
Sehr gerne mehr davon :good:

Steve-0
27.07.2015, 01:24
MEEEEEEEEEEEEHR (Die Uhrzeit lässt tiefgründigere Aussagen nicht mehr zu!) :D

RealHSVer
27.07.2015, 10:37
Klasse Trotsche. Würde sich gerne mehr sehen.

GAD777
27.07.2015, 14:15
Tolle Bilder und sehr interessante Reise (Aufenthalt)... über mehr würde ich mich auch freuen :yes:

Trotsche
27.07.2015, 15:10
Freut mich ehrlich, dass das hier so viel Anklang findet. :) Danke an euch alle!
Werde die Tage dann mal einen zweiten Teil posten!

Trotsche
28.07.2015, 15:14
#2 Trampen bis zum Nordkapp


Trampen verdient auf jeden Fall nochmal einen eigenen Part in den Berichten. Insgesamt über 3000km hab ich so in Norwegen, Schweden und Finnland zurückgelegt und bin dabei vom Westende der Lofoten, über Tromso, Hammerfest und das Nordkapp bis nach Lappland gekommen - ohne auch nur eine Krone dafür zu bezahlen. Wer also behauptet die Tramperkultur sei tot, hat es nur nicht probiert.


Das berühmte erste Mal:

http://www11.pic-upload.de/28.07.15/thxjganqbr6m.jpg
Vor Norwegen bin ich in meinem Leben noch nie getrampt. Braucht man deutschlandweit glücklicherweise auch kaum noch in Zeiten von Facebook-Fahrgemeinschaften und "Quer-durch-Land"-Tickets bei der Bahn. Für die 6 Wochen hatte ich aber schlicht und einfach gar keine andere Möglichkeit. Allein für Zug und Bus von Oslo nach Harstad hab ich gut ein Drittel meines gesamten Budgets verprasst. War in dem Moment auch ganz okay. Ich hasse fliegen, musste die Nacht danach im Flughafen pennen und wollte einfach nur noch im Norden ankommen. Die Preise für Nahverkehrsmittel sind in Norwegen, gemessen am dortigen Preisniveau sogar ziemlich fair, bleiben auf Dauer aber trotzdem unbezahlbar. Darüber hinaus bin ich zwar mit SmartPhone, aber ohne Internetflat losgezogen (gute Entscheidung!) und hatte deshalb weder die Möglichkeit facebook und Co nach Fahrgemeinschaften abzusuchen, noch die Busfahrpläne im Vorraus zu checken.
Also Trampen, wollte ich ja eh mal gemacht haben.
Meine erste Strecke die ich zurücklegen wollte war von Harstad nach Andenes, die Nordspitze der Vesteralen-Inselgruppe, knapp 170km insgesamt. Geplant hatte ich dafür 2 Tage, schließlich liegt auch eine Fähre auf dem Weg, gebraucht habe ich sage und schreibe 4 Stunden. Ich habe nichtmal meinen MP3-Player angeschaltet als das erste Auto angehalten hat. Eine nette Frau, Anfang 60 vielleicht, ausgezeichnete Englischkenntnisse. Um mich zur Fähre bringen zu können, ist sie sogar einen Umweg von fast 40km gefahren. Ein ausgezeichneter Start also.

Das Foto ist ein paar Tage später entstanden, ebenfalls auf den Vesteralen auf dem Weg nach Nordmela. Ich hatte den Daumen rausgehalten und ein älterer Herr mit Pick-Up ist angehalten. Ich kann kaum norwegisch, er gar kein Englisch. Trotzdem hat er mich für einige Kilometer auf der Ladefläche mitgenommen, damit ich mir einen vernünftigen Platz suchen konnte um mein Zelt für die Nacht aufzustellen.



Die nördlichste Stadt der Welt (na gut, jetzt nicht mehr):


http://www11.pic-upload.de/28.07.15/3ags282b3md.jpg
Nachdem ich auf den Vesteralen in einen Sturm geraten bin, hatte ich keine Lust mehr auf Inseln. Stattdessen, weil das Trampen so überragend funktioniert hat, hab ich mich in Richtung Nordkapp aufgemacht. Mal mehr, mal weniger bin ich auch eigentlich ganz gut vorrangekommen und habe bis auf einen Tag, wo ich fast 5 Stunden lang im Regen an der Straße stand, auch keine Probleme gehabt einen Lift zu finden.
Hammerfest, das "Tor zum Eismeer", liegt nicht auf dem direkten Weg zum Nordkapp sondern, ähnlich wie Tromso, muss man einem Seitenabschnitt der Europastraße folgen um dorthin zu gelangen. Ich war mit vorher nicht ganz sicher, ob es lohnend ist, das zu versuchen. Schließlich ist auf diesen Seitenabschnitten weniger Verkehr und das Wetter war extrem schlecht. Am Ende bin ich dann 4 Tage in Hammerfest gecouchsurft und das war immer noch zu wenig.
Seit der Verleihung der Stadtrechte an Honnigsvag 1998 hat Hammerfest den Titel "Nördlichste Stadt der Welt" zwar offiziell verloren - das wird dort allerdings konsequent ignoriert. Zurecht. Nach wie vor, auch nach dem Ölboom am Anfang der 2000er Jahre, ist Hammerfest von allen in Norwegen ohnehin hässlichen Städten, die, die am meisten ausstrahlt. Oslo ist nur irgendeine andere "Möchtegern-Großstadt", Trondheim bis auf den Hafen extrem unschön, Tromso hat den Charm eines Wolfsburgs am Meer und das Aushängeschild Bergen ist auch nicht im Ansatz mit Dresden zu vergleichen. Hammerfest bildet da nicht wirklich eine große Ausnahme, schön ist die Stadt (10.000 Einwohner) bestimmt nicht. Auf der gesamten Insel wächst, außer in künstlichen Vorgärten, kein einziger Baum, kein Busch, keine Pflanze generell, außer Heidekraut und ein paar Flechten. Man fühlt sich wirklich ein bisschen wie am Ende der Welt. Aber: es gibt 100 Anekdoten und Geschichten über die Stadt zu erzählen, am besten von ortsansässigen Couchsurfern, und eine übertrifft die andere an exotic.
Ein Beispiel: Die komplette Stadt Hammerfest ist von einem gut zwei Meter hohem Zaun umgeben, der ein bisschen an die Dingofences in Australien erinnert. Darüber hinaus gibt es auch nur zwei Straßen, die hinein und hinaus führen - eine nach Norden, eine nach Süden. Die Durchfahrten im Zaun sind dabei mit bunten Flatterbänden und Tüchern behängt, die im Wind ein bisschen an Tibet oder Nepal erinnern. Grund sind Rentiere. Die Insel auf der Hammerfest liegt ist ursprünglich Eigentum der samischen Bevölkerung Norwegens und deren Hauptwirtschaftszweig ist die Rentierzucht. Die halbdomestizierten Tiere können sich dabei frei bewegen und werden nur zweimal im Jahr eingefangen um ihren Gesundheitszustand zu kontrollieren und die Männchen zur Schlachtung herauszusuchen. Damit nicht ständig Rentierherden von bis zu 2000 Tieren durch die Stadt ziehen, wurde der "reingjerde" errichtet.
Trotzdem besteht die Hauptaufgabe des Bürgermeisters nachwievor darin, jeden morgen mit den Mitarbeitern der Kommune durch die Straßen zu fahren und vereinzelte Tiere einzufangen und wieder nach draußen zu schaffen. Als Tourist ist das ganz witzig mitanzusehen und ein heilloses Durcheinander.

Ingesamt hat die Stadt einen alternativen Hauch, den man ihr und Norwegen generell nicht unbedingt zutraut. Ich habe vier Tage in einer WG gelebt, in der mir auch am letzten Tag noch nicht klar war, wer jetzt eigentlich mit wem zusammen ist. Manchem ist das vielleicht ein bisschen zu schräg, ich fands klasse.
War bestimmt nicht mein letzter Besuch da oben.

(Wer auf Kreuzfahrten steht: die berühmte Hurtigruten machen vor dem Nordkapp Zwischenstopp in Hammerfest. Das Durchschnittsalter auf dem Schiff ist durchschnittlich vielleicht ein bisschen höher als hier im Forum, aber alle Rückmeldungen waren bisher überschwänglich positiv.
http://www11.pic-upload.de/28.07.15/zwj7g19zfiq4.jpg
http://www11.pic-upload.de/28.07.15/jg39jpnpcvmi.jpg


Genervt bis zum Nordkapp:

Wenn man denn schon trampt, gehört ein Besuch am nördlichsten Punkt Europas natürlich dazu. Zumindest am zweitnördlichsten Punkt, das wahre Kapp liegt nämlich noch einige Kilometer weiter. Außerdem liegt das Nordkapp eigentlich gar nicht auf dem Festland, sondern auf einer Insel. Eigentlich ist das Nordkapp also der "zweit- oder drittnördlichste Punkt Europas, der über eine Straße ohne Fähranbindung zu erreichen ist". Schenken wir uns das!
Hin, das "onetimeinmylife"-Selfie machen und wieder verschwinden. Ernsthaft: so viel Symbolkraft das Erreichen des Globus auch hat, ich war tatsächlich ein bisschen stolz, es war bestimmt der langweiligste Ort des Reiseabschnittes. Da steht diese Statue die nachher auf jedem Foto zu sehen ist, über 1000 Caravans, ein Besucherzentrum mit Kaffee und Kuchen für die Fußkranken und, ungelogen, jede zweite Stimme, die du hörst ist deutsch. Allein schon der Weg dahin ist beschissen. Zumindest ist der Eintritt für alle Wanderer und Fahrradfahrer frei - jeder mit einem Auto draf 35€ bezahlen.
Nachdem ich eine Woche in diversen Autos gesessen habe, wollte ich zumindest die letzten 15km von Skarsvag (dem nördlichsten Dorf der Welt) in dem bei einer überragend netten Couchsurferin zu Gast war, laufen. Super Idee! Zunächst mal gibt es keinen Wanderweg. D.h., man darf den kompletten Weg entlang der Straße zurücklegen. Okay, das ist in Norwegen nicht unüblich. Wenn du keine genauen Ortskenntnisse hast, bist du häufig einfach aufgeschmissen, da muss man mit Leben. Was mir aber richtig auf den Sack gegangen ist, sind die blöden Camping-Wagen-Touris nicht mal daran denken ein bisschen Platz zu machen und immer haarscharf (am besten ärgerlich hupend!) an dir vorbeibrausen. Fakt nebenbei: in ganzen 6 Wochen bin ich ein einziges Mal von einem Caravan mitgenommen worden. Sonst immer und ausschließlich nur von Ortsansässigen. Sollte das nicht eigentlich andersherum sein?
Ja, wie gesagt: bin am Nordkapp gewesen, hab' das Selfie gemacht (gibt's auf facebook) und spare mir damit einen zweiten Besuch.

http://www11.pic-upload.de/28.07.15/c84vu8424d57.jpg
http://www11.pic-upload.de/28.07.15/3icxuxpy92eb.jpg


Kleines Fazit:

Ich habe über 6 Wochen nicht einen Bus bezahlt. Anders wäre die Reise auch gar nicht zu finanzieren gewesen.
Das Straßennetz in Norwegen ist recht einseitig. Soll heißen, wenn ich von Harstad nach Tromso fahre, etwa 300km, gibt es genau eine Straße dorthin. Von Köln nach Bremen beispielweise kann ich zwischen 15 verschiedenen wählen: den schnellsten, den kürzesten, den über Land, den schnellsten ohne Autobahn, den kürzesten ohne Autobahn, den mit Zwischenstopp in Osnabrück, generell den schönsten mit einer Attraktion für Kinder auf dem Weg, und, und, und ... In Norwegen gibt es eine einzige Straße an der kein weg vorbeiführt. Als Tramper kommt einem das natürlich unheimlich entgegen, weil man zwangsläufig für eine geraume Weile denselben Weg wie der Fahrer hat und der sich nicht fragen muss, wo ich vielleicht hinmöchte. Gleiche Richtung = gleicher Weg.
Darüber hinaus ist die maximal Geschwindigkeit auf norwegischen Europastraßen 80kmh, meist deutlich niedriger. Je niedriger die Fahrgeschwindigkeit, desto eher wird man mitgenommen. Außerdem dauert Autofahren in Norwegen so deutlich länger als wenn man von München nach Hamburg mit 160 über die Autobahn brettert und die Leute haben nicht gegen etwas Abwechslung.
Die grundsätzliche Bereitschaft Anhalter mitzunehmen ist auch im norden nicht viel größer als hier und manchmal, besonders bei schlechtem Wetter und an einer ungünstigen Stelle, steht man doch die eine oder andere Stunde. Aber dann kommt halt doch jemand vorbei, der von seiner langen Fahrt gelangweilt ist, früher selbst Tramper war oder schlicht und einfach Mitleid hat.
Die Leute, die einen mitnehmen, sind meistens sehr offen und freundlich interessiert - natürlich nach norwegischen Maßstäben. Gastfreundschaft in Norwegen ist nicht gleich Gastfreundschaft in Pakistan.
Einige Leute waren wirklich ein bisschen sehr schräg. Wirklich eine schlechte Erfahrung mit Trampen habe ich während der ganzen Zeit aber nicht einmal gemacht.
Über die Zeit habe ich allerdings nur zweimal andere Tramper getroffen. Ich hätte damit gerechnet, dass wesentlich mehr unterwegs wären. Gerade auf dem Weg zum Nordkapp.


Leute, die ich übers Trampen kennengelernt habe:

- ein norwegisches Pärchen aus Nordkjosbotn, die mich an diesem Wochenende zuhause besuchen
- einen Schweizer aus Luzern, den ich im Frühling besuche
- einen norwegischen Truckfahrer von den Lofoten, bei dessen Familie ich ein paar Wochen später 4 Tage verbracht habe
- einen norwegischen Soldaten, mit dem ich ein stundenlanges Gespräch über die Armee und den Militärdienst hatte (ein guter Freund hatte mir einige Tage vorher geschrieben er würde sich verpflichten und wir hatten einen deftigen Streit darüber). Hab meine Meinung nicht geändert, eher gefestigt, trotzdem war das Gespräch echt hilfreich! Björn - mange takk!

Jemand 'ne Idee für einen spannenderen Titel? :D

RealHSVer
28.07.2015, 15:29
Schöner Teil. Als Titel fände ich zum Beispiel Der Tramper - Eine unerwartete Reise ganz passend. Ein wenig in Anlehnung an den Hobbit. xD

GAD777
28.07.2015, 15:36
Wieder sehr schöne Bilder und interessante Texte :good: ... kurz und knapp... Trotsches' Reisen ;)

Trotsche
28.07.2015, 15:52
Trotsches' Reisen finde ich prima. :) Kannst du das ändern?

GAD777
28.07.2015, 15:56
Trotsche;830854']Trotsches' Reisen finde ich prima. :) Kannst du das ändern?

Schon passiert :)

Wolverine
28.07.2015, 16:13
*Henningsvaer, bitte :P

Wow, was für Erlebnisse. Da bin ich ja fast schon neidisch dass du sowas alles auf eigene Faust unternimmst und hinbekommst. :D
Wir waren damals im Skipsfjorden (Camping), also einen Fjord weiter als Honningsvag. Da gabs sehr viele Tramper, die alle am Campingplatz rasteten, bevor es weiterging zum Nordkapp oder zurück (einer kam sogar aus Bochum, der uns angesprochen hat :D). Auch auf dem Weg zum Nordkapp haben wir viele Zelte gesehen, gerade auf dem letzten Stück, wo es ja nur diese Moosfelder gibt, gabs coole Zelte, die wirklich zwischen dem ganzen Moos und den Steinen farblich getarnt waren. :D Der Nordkapp an sich mit dem Globus ist relativ langweilig, da geb ich dir recht. Aber ich bin einfach ein Naturmensch und diese Aussicht die man auf dem Plateau hatte, wie man einfach von da oben in den verschwindenden Horizont guckt, zu wissen, dass dort irgendwann nur noch Island und die Arktis kommt. Wie du seitliche die anderen Fjorde siehst mit ihren Steilwänden, das finde ich einfach überwältigend.
Glücklicherweise hatten wir auch Hochsommer und richtig gutes Wetter, so konnten wir den Nordkapp um 3 Uhr nachts! bei strahlendem Sonnenschein und tiefstem Sonnenstand besuchen.

U.a. folgende Bilder konnte ich da machen:

https://farm9.staticflickr.com/8281/7731767384_fa0ed3a0cf_m.jpg (https://flic.kr/p/cMek5d)Nordkap 1 (https://flic.kr/p/cMek5d) by Henning (https://www.flickr.com/photos/trolljegeren/), auf Flickr https://farm9.staticflickr.com/8432/7814347022_bd43c49339_m.jpg (https://flic.kr/p/cUwz85)Nordkapp Shadows (https://flic.kr/p/cUwz85) by Henning (https://www.flickr.com/photos/trolljegeren/), auf Flickr

Trotsche
28.07.2015, 17:43
@Wolverine:

Henningsvaer und Honnigsvag hab ich im Text komplett durcheinander geschmissen. :sarcastic: Ist jetzt geändert, danke für den Tipp!
Die Fotos sehen spitze aus! Könnten auch die Postkarten sein, die es im Besucherzentrum zu kaufen gibt. Ich hatte leider nicht so wahnsinnig gutes Wetter und auch keine besonders klare Sicht. War aber auch erst Anfang Juni und rattenkalt. Insgesamt ist der Juni wohl eigentlich noch ein bisschen zu früh um in Norwegen entspannt reisen zu können. Das hat mir zumindest jeder Norweger erklärt den ich getroffen hab'. Vielleicht ist im Juli dann mehr los - mir waren's jetzt aber schon viel zu viel Touris. Dann lieber nur eine Stunde dort verbringen und am nächsten Tag das Zelt wieder mitten im nirgendwo aufschlagen und für sich selbst sein. :)

Renão
29.07.2015, 19:27
Sehr schön alles - da krieg ich auch Lust mal wieder meine Bilder vom der Hurtigrute letztes Jahr auszupacken ^^

Trotsche
06.08.2015, 13:21
#3 Wo Elch und Pottwal sich "Gute Nacht!" sagen


44 Nationalparks gibt es im Staatsgebiet Norwegen, 37 auf dem Festland, 7 auf der vorgelagerten Inselgruppe Spitzbergen, einer schöner als der andere. Damit sind 7% des Landes unter strengem Naturschutz (in Spitzbergen gar 24%). Zum Vergleich: in Deutschland gibt es 16 Nationalparks die insgesamt 0,60% ausmachen. Fairerweise muss man hinzufügen, dass die Flächen der Nord- und Ostsee dort nicht miteingerechnet sind, es handelt sich also nur um die terristische Fläche der Bundesrepublik.
Egal, was bleibt ist, dass ein riesengroßer Teil der Natur Norwegens unter strengem Schutz steht. Das führt dazu, dass einem beim morgendlichen Zeitungholen (tatsächlich so geschehen) auch mal ein Elch im Vorgarten begegnen kann. Keine Phrase: man muss tatsächlich 3x hingucken und sich die Augen reiben bis man noch im Halbschlaf begreift, dass da wirklich ein Elch vor einem steht, keine 5 Meter entfernt.


Whale-Watching in Andenes:


Über die Whale-Watching-Tour hatte ich im ersten Teil ja schon ein paar Worte verloren. So wahnsinning viel lässt sich da auch kaum noch hinzufügen. Vor meiner Reise hatte ich, bis auf ein paar Schweinswale an der Nordseeküste und die Delfine in Duisburg, noch nie irgendwelche Wale gesehen. Deshalb wollte ich unbedingt eine solche Tour machen und bin dafür bis nach Andenes, "the tip of Andoya", getrampt. Der Freund des Couchsurfers bei dem ich zwei Nächte untergekommen bin, arbeitet bei der Whalesafari Andenes (http://www.whalesafari.no/). Trotzdem musste ich noch fast 100€ für die Bootstour blechen. Aber es hat sich gelohnt.
Grind- und Pottwale konnten wir trotz des beschissenen Wetters, die Fotos täuschen ein bisschen, sehen. Es war dann halt ein "arangiertes Naturerlebnis", deswegen aber nicht weniger beeindruckend. Und auch wenn's alles in allem so ein Touri-Ding war, hab ich es jetzt gemacht, endlich Wale gesehen, ein paar gute Fotos gemacht und kann die 100€ dann nächstes Mal in etwas anderes investieren.
Also trotz der norwegischen Preise und deutschen Gegen-den-Wind-Kotzern eine absolute Weiterempfehlung. Kekse gab's übrigens auch noch.

http://www11.pic-upload.de/06.08.15/6sky8r1jdal4.jpg
http://www11.pic-upload.de/06.08.15/nzvw9o74jee2.jpg


Rentiere überall:


Rentiere gehören zu Nordnorwegen genauso dazu wie die See, die Fjorde und der Wind. Das erste Foto, der ein oder andere hat es vielleicht auch schon bei Facebook gesehen, habe ich im März auf einer Fahrradtour aufgenommen, zu der Zeit als ich noch gearbeitet habe. Ich war völlig begeistert davon endlich mal Rentiere zu sehen und habe in einem Rausch bestimmt 100 Fotos geschossen.
Wäre nicht nötig gewesen. Die Viecher sind überall.
Einer der Hauptwirtschaftszweige Nordnorwegens ist neben dem Fischfang und dem in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger werdenden Tourismus, immer noch die Rentierzucht. Vor allem für die Samen hat die traditionelle Haltung von Rentieren, d.h. die Tiere mehr oder minder frei umziehen zu lassen und nur 2x im Jahr zusammen und nach Norden bzw. Süden zu treiben, eine große Bedeutung. Das kommt nicht immer gut an und viele Städte, wie zum Beispiel Hammerfest, haben immense Probleme damit.
Man unterscheidet dabei zwei Unterarten der Rentiere: die wilden und die domestizierten. Die Wildtiere, auf dem 1. Foto, sind ein ganzes Stück größer und gleichen vom Aussehen eher dem kanadischen Karibu. Die domestizierte Variante ist kleiner, hat die größeren Fettpolster und sind die Tiere, die Vorbild für Rudolph und die Crew des Weihnachtsmannes gewesen sind. Sie dienen vor allem als Fleischlieferanten und Spezialität weltweit. Während erstgennante recht scheu sind, läuft die domestizierte Variante auch gerne durch Dörfer und Siedlungen, wie unten in Skarsvag am Nordkapp, und frisst die ohnehin spärlich bepflanzten Vorgärten kurz und klein. Im Gegensatz zu Deutschland, wo man sich wieder tierisch darüber aufregen würde, interessiert das in Norwegen allerdings wenig. Man ist angemessen genervt, bleibt aber gelassen.
http://www11.pic-upload.de/06.08.15/759zt72xbjy.jpg
http://www11.pic-upload.de/06.08.15/sx3x9ry6l46f.jpg


Elche im Vorgarten:


Auch nach mehreren Monaten in Norwegen war es nach wie vor unheimlich komisch, wenn einem ein Elch über den Weg gelaufen ist. Das passiert zwar nicht im Ansatz so häufig wie mit den Rentieren, dafür sind die Tiere aber auch immens größer. Von zuhause und dem Osnabrücker Land bin ich einfach nichts größeres gewöhnt als Rehe und Hasen. Wenn dann auf einmal ein über 2m hoher Elch vor dir über die Straße läuft, kommst du dir vor wie in Afrika auf Großwildsafari. Für Norweger ist das schnickschnack, aber ich war jedesmal begeistert. Oder die angesprochene Elch-im-Vorgarten-Geschichte - das wahr schon ziemlich außergewöhnlich! Leider konnte ich an dem Morgen kein Foto machen. Ich hatte die Kamera ein paar Tage zuvor im Meer versenkt..
Das Bild hier kommt aus dem März als ich auf den Lofoten Farmzubehör ausgeliefert habe. Hab angehalten und den kompletten Verkehr behindert, die Straßen sind ja nicht so breit, aber ich musste ein Foto machen. Touri sein lebe hoch!

http://www11.pic-upload.de/06.08.15/kh19uspt7q3j.jpg


Scheue Otter auf Andoya:


Kurz & knapp: zwei Tage nach der Whale-Watching-Tour habe ich begonnen die Westseite der Insel Andoya hinunterzuwandern. Dabei bin ich diesem Otter begegnet. Leider war er sehr scheu und hat mich nicht näher herangelassen, deshalb sind die Fotos auch eher bescheiden geworden. Ich wollte es trotzdem zeigen, einfach weil der Moment so großatig war. Mutterseelenallein auf einem Schotterweg entlang der Steilküste und dann ist dort einfach mal ein Otter.

In Harstad, wo ich gearbeitet habe gibt es auch Otter, gesehen habe ich leider keinen. Mein Chef allerdings schon. Auf dem Weg nach Hause, die Straße führt ein paar Kilometer entlang der Küste, hat er einen Otter gesehen der sich mit einem extrem großen Heilbutt abmühte. Er ist kurzerhand angehalten, ausgestiegen, hat dem Otter den Fisch in einem heldenhaften Zweikampf entrissen und ihn für das Abendessen mitgebracht. Er schmeckte selbst mir als notorischem Fischstäbchenfutterer großartig, der Otter hatte Geschmack - und sogar ein Freund der Familie, er lebt vegan, konnte ihn essen. Schließlich war der Fisch auf natürliche Art & Weise ums Leben gekommen.

http://www11.pic-upload.de/06.08.15/taulimmg1qah.jpg


Zum Abschluss ein Suchbild - finde die zwei Vögel:


http://www11.pic-upload.de/06.08.15/fe1v8y99w4ig.jpg

Viz-E
06.08.2015, 21:15
Toll wie gut Du dich auch informiert hast über die ganze Natur, das Land und die Tiere. Den grauen Vogel rechts über dem weißen hab ich natürlich gefunden :good:

Ganz tolle Bilder, gerne noch mehr!!!

Renão
07.08.2015, 02:03
Ja, jag vil leva, jag vil dö i norden ;)

Trotsche
22.08.2015, 17:11
Habe zzt. leider keinen Laptop, bzw. schon einen, der sich aber nicht mit dem Internet verbinden will, so dass ich leider vorerst neuen Beitrag über Norwegen verfassen kann.
Ich hoffe aber zumindest, dass das mit diesem Foto hier funktioniert. Das ist eine Karte, in der Mann so rubbellosmäßig die Länder freimachen kann, in denen man gewesen ist. War ein Geburtstagsgeschenk und ich finde es echt strak. :)
Ein gewisser Platz ist ja durchaus noch frei, das schafft Motovation!

http://images.tapatalk-cdn.com/15/08/22/162416b392bedd1eff6fcc62ba727dcc.jpg

Bayernfan96
22.08.2015, 17:50
So eine Karte muss ich mir auch mal zulegen, sicherlich nett als Gedankenstütze :sarcastic:

Aber du hast da ja noch einiges vor dir :D

Renão
25.08.2015, 15:51
Einfach mal nach Russland, dann sieht das bald ganz anders aus. Ist von Norwegen ja auch nicht allzu weit ;-)

Gesendet von meinem GT-I9505 mit Tapatalk

Trotsche
25.08.2015, 16:16
Ist für 2020 geplant. Auf dem Weg nach China muss man ja automatisch dort hindurch. 😄

Viz-E
05.09.2015, 09:06
Ein Traum, dass Du so ein Ding hast. Wir wollten eigentlich eine Weltkarte aufhängen und dann mit kleinen Stecknadeln die Orte markieren, in denen wir waren. Als es hing, fanden wir es aber ziemlich unsexy. Im Internet hatten wir dann diese "Rubbelkarte" gesehen aber nicht wirklich viel Vertrauen in das Prinzip gesteckt. Ist das denn gut? Kann man das ziemlich genau ausrubbeln und sieht auch vernünftig aus?

Trotsche
06.09.2015, 21:18
Ich finde, sie ist halt ein ganz cooles Gadget für über den Schreibtisch oder so. Um wirklich Wandschmuck zu sein, ist sie einfach zu klein.
Das Ausrubbeln klappt soweit prima. Allerdings standen Länder wie Luxemburg und Monaco auch noch noch nicht auf dem Programm!
Die Motivation und Begeisterung eine solche Karte langsam von Gold zu Grün umzufärben ist auf jeden Fall großartig. Ich habe schon wieder echt Bock auf einen neuen Kurztripp! :)

Viz-E
07.09.2015, 17:33
Soll auch im "dritten" Zimmer über den Schreibtisch. Denke wir bestellen uns die dann auch einfach mal :)

Trotsche
07.09.2015, 22:42
8650

Wäre so etwas in der Art nicht auch vielleicht etwas für euch? :)

Viz-E
08.09.2015, 18:22
Haben wir auch schon gesehen aber ist für den gedachten Platz leider zu groß. Außerdem mag ich Fotos von mir meistens nicht :D

forza juve
08.09.2015, 20:52
Haben wir auch schon gesehen aber ist für den gedachten Platz leider zu groß. Außerdem mag ich Fotos von mir meistens nicht :D
Versteh ich bei deinem Gesicht

Renão
10.09.2015, 14:22
Trotsche;837886']8650

Wäre so etwas in der Art nicht auch vielleicht etwas für euch? :)


Dafür werde ich das hier mal (europazentrisch) vorschlagen - danke für die Idee ;)

Trotsche
10.09.2015, 14:25
Dafür werde ich das hier mal (europazentrisch) vorschlagen - danke für die Idee ;)
Dann mach doch mal ein Foto wenn der Vorschlag angenommen werden sollte :)

Renão
12.09.2015, 01:16
Vorschlag angenommen, Umsetzung steht aber erst mittelfristig an :)

Gesendet von meinem GT-I9505 mit Tapatalk

massl
15.09.2015, 01:17
Klasse Idee. :)

Viz-E
29.09.2015, 20:38
Wir haben übrigens die Scratchmap bestellt und da kommen Fotos drumherum :sarcastic: Meine Frau hat die Posts hier nicht gesehen und ich hab ihr auch nix davon erzählt und sie kam auf diese herausragende Idee :sarcastic:

Viz-E
02.10.2015, 20:45
Mal ein erstes Bild von unserer Scratch Wand

https://scontent-fra3-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xat1/v/t34.0-12/12092533_936069739807152_1061055027_n.jpg?oh=e6129 ca5bf874944e4fcbc3bf00f8fcb&oe=5611ADE5

Trotsche
03.10.2015, 16:16
Das sieht richtig prima aus! :) Kommen die Fotos dann drumherum?

Viz-E
03.10.2015, 16:18
Trotsche;845642']Das sieht richtig prima aus! :) Kommen die Fotos dann drumherum?

Ja genau, wenn es fertig ist poste ich nochmal ein Bild. Wir waren schon überall aber so richtig viel weg ist ja nicht :D
Mauritius z.B. ist so klein gewesen, da war gar keine Farbe drunter. Madeira und Lanzarote genauso.

Dafür haben wir z.B. ganz Österreich oder Frankreich aufgerubbelt, obwohl wir ja nur in Wien und Paris waren.

Viz-E
05.10.2015, 19:14
Da wir zu viele Fotos haben und uns nicht entscheiden konnten, haben wir uns erstmal gegen Bilderrahmen und für "Fotos direkt an die Wand" entschieden. Mal sehen wie lang das wirkt und ob man dann nicht evtl. doch irgendwann umsteigt.

Hatten die Bilder erst krumm und schief



https://scontent-fra3-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/v/t34.0-12/12081396_937261859687940_1947131498_n.jpg?oh=d9ffe 5dc39ce1db89ec5349b63751e73&oe=56147958

empfanden wir beide aber für zu "unruhig" und irgendwie krosig.

Haben sie jetzt grade

https://scontent-fra3-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xap1/v/t34.0-12/12077082_937261843021275_815784717_n.jpg?oh=dd61a2 cad7f26d2fee0bff1b5cac5837&oe=5614A27E

Trotsche
05.10.2015, 23:20
Na, das sieht doch richtig gut aus! :good: Ich denke so oder so ähnlich wird's in meinem (noch 10 Jahre fiktiven) Wohnzimmer dann auch aussehen. Allerdings fand ich für meinen Geschmack das krumm & schiefe System besser. :D

Trotsche
06.10.2015, 19:59
Da ich seit letztem Wochenende endlich wieder Internet auf meinem Laptop habe, dachte ich, ich könnte diese Reihe ja noch ein bisschen fortsetzen. So ein, zwei Dinge wollte ich dann doch noch loswerden.



4# Über Sofas, Tipis & ein geliebtes kleines Auto


Man sagt den Norwegern nach, sie seien still, schweigsam, zurückhaltend oder gar unfreundlich, zehnfach gesteigerte Norddeutsche sozusagen. In vielen Fällen stimmt das auch, zumindest an der Oberfläche. Es ist nicht einfach in Norwegen Kontakte zu knüpfen oder die Menschen dazu zu bewegen aus sich raus zu kommen. Natürlich sind Norweger nicht unfreundlich - im Gegenteil - aber man kommt selten über diesen einen bestimmten Punkt hinaus, an dem man sagt, man hätte jemanden wirklich kennengelernt. Eine gewisse Distanz ist sehr lange zu spüren. Trotzdem habe ich so unfassbar tolle Gastfreundschaft und erstaunlich viele offene Menschen kennengelernt - mal übers Trampen, häufiger über Couchsurfing, manchmal einfach über Zufälle. Drei kleine Geschichten würde ich gerne erzählen. Natürlich kann ich hier keine Fotos von den Leuten de ich besucht habe, posten. Deshalb wird der 4. Teil ein kleines bisschen textlastiger.


Midsommernacht bei Freunden:

In Norwegen wird, anders als in Schweden, Midsommer immer in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni gefeiert. Im Prinzip unterscheidet sich das Ganze, mal abgesehen von der Hintergrundgeschichte, nicht essenziell von unseren Osterfeuern. Ein Haufen Holz wird in Brand gesteckt um böse Geister zu vertreiben, meist hält ein berühmter Sohn der Stadt eine kleine Rede, danach wird gegessen und getrunken. Ich war in der Midsommernacht bei Freunden in Harstad für die ich vorher einige Male gearbeitet hatte. Ich krieg's nicht mehr ganz auf die Reihe - es gab eine Menge Bier - aber ich weiß noch, dass abends beim Essen neun Nationen am Tisch saßen und es zum Nachtisch zwei Wahnsinns finnische Kuchen gegeben hat. Gerade dieses mit vielen Leuten zusammenkommen und zu essen und zu trinken, gerade natürlich auf den etwas abgelegenen Farmen, gehört in Norwegen noch viel mehr zur Kultur als in Deutschland. Und wenn mir hierzulande Familientreffen und der Weihnachtsbesuch immer verdammt schnell auf die Nerven gegangen sind, waren die Abende dort oben immer Highlights der Monate. Ob nun Midsommer, Thanks Giving, Weihnachten oder die diversen Skiveranstaltungen im Fernsehen. Es war immer eine äußerst nette Angelegenheit.
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Samische Musikerfahrungen in Finnland:

Über Couchsurfing habe ich Mitte Juni einen Host in Kautokeino an der Grenze zu Schweden gesucht. Weil mir niemand geantwortet hat und die Auswahl an Hosts generell nicht wirklich üppig war, habe ich am Ende auch jemanden angeschrieben, die sich gerade erst angemeldet und noch gar keine Erfahrungen mit Couchsurfing hatte - eine der besseren Entscheidungen der Reise. Ihr Name war Bigga, sie kam ursprünglich aus Finnland und sagte zu, dass ich zwei Tage auf ihrer Couch pennen konnte.
Als ich ein paar Tage später bei ihr auftauchte, stellte sich schnell heraus, dass sie ursprünglich Sami ist. Die Samen waren und sind immer noch die Ureinwohner Lapplands, also großer Teile der nördlichen Bereiche Norwegens, Schwedens und Finnlands. Im Gegensatz zu den raren norwegisch-deutschen Unterschieden, war der kulturelle Abstand zu der samischen Lebensweise tatsächlich eine neue Erfahrung. Samen leben ursprünglich nomadisch, ähnlich wie die Inuit, und ziehen mit ihren Rentierherden auch heute noch durch die Lande. Weil wir uns so gut verstanden haben lud Bigga mich ein, ein paar Tage länger zu bleiben und mit ihr zu einem traditionellsamischen Musikfestival nach Finnland zu fahren. An dem Punkt spontan 'ja' zu sagen, war eine noch bessere Entscheidung. Traditionell samisch haben wir die drei Tage in Inari (FIN) mit Biggas Bekannten in einem Tipi gewohnt. Einem recht modernen mit Eisenstangen, aber eben einem, das einer von ihren Freunden benutzt, wenn er mit den Rentieren umherzieht. Das tolle daran: nicht weil ein doofer Tourist dabei war und für Schauspielerei bezahlt, sondern weil sie das immer so machen. Für mich wurde also kein Touri-Programm abgezogen - ich war wirklich da als Biggas Freund, nicht mehr nicht weniger. Die Musik wurde über die Tage zur absoluten Nebensache, das 'Festival' war im Prinzip eine einzige Bar am Ende der Welt - aber das im Tipi liegen, quatschen, Bier trinken oder etwas rauchen, und die samische Kultur kennenzulernen, war vielleicht die exotischste und außergewöhnlichste Erfahrung der Reise. Besonders ein Satz am Morgen nach einem guten und feuchtfröhlichen Abend ist mir in Erinnerung geblieben: "Every morning when you think dying is a good option already, take a bit of this finnish gin." ScheiPe, der Kerl hatte Recht! Das Zeug brennt wie Feuer, dir geht es danach noch beschippener, aber nach fünf Minuten so gut wie selten.
Allerdings habe ich über die drei Tage auch einige der negativen Seiten der Samen kennengelernt, bzw. den Problemen, mit denen viele indigene Bevölkerungsgruppen zu kämpfen hatten: vom Verlust der eigenen Identität, der hohen Arbeitslosenquote bis hin zu Alkoholismus und Gewalttätigkeiten.
Mit Finnen in eine traditionelle Sauna zu springen und dann im eiskalten Fluss zu baden ist übrigens auch großartig. Ich hab eine Menge bekloppter und außergewöhnlicher Menschen kennengelernt.
Je länger ich über dieses Wochenende nachdenke, desto mehr merke ich, wie viel es mir gebracht hat.
Tipp am Rande: in Finnland gibt es eine Spezialität bei der ganze Fische mit Kartoffeln angebraten angeboten werden, häufig als Partysnack zwischendurch. Sieht komisch aus, schmeckt aber super!

http://www11.pic-upload.de/img/28008686/2015-06-20-23.20.58.jpg


Und da waren dann noch die Norweger, die dir einfach mal ihr Auto leihen:

Im letzten Frühjahr bin ich mit einem Milchtruck-Fahrer die Küste und die Lofoten runtergetrampt. Wir hatten unsa damals so verstanden, dass ich zum Abendessen zu ihm und seiner Familie nach Hause bin und die mich eingeladen haben wiederzukommen. So wie man das halt macht wenn man höflich ist. Drei Monate später stand ich dann tatsächlich nochmal vor deren Tür.
Insgesamt war ich vier Tage dort und hatte eine sehr schöne Zeit. Soweit, so gut. Aber nur um das festzuhalten - wir hatten uns vorher nie gesehen, keine gemeinsamen Bekannten, nichteinmal dieselbe Sprache. In jedem Fall habe ich erzählt, dass ich es schade fände nicht alles der Lofoten sehen zu können, weil mein Flug nach Hause in ein paar Tagen ginge und es weiter Richtung Westen immer schwieriger wird zu Trampen - eben besonders wenn man Zeitdruck hat. Mir nichts, dir nichts hatte ich am nächsten Tag ein Auto. Sie haben es mir für einen Tag geliehen. Ich bin dann bis nach A dem Westend der Lofoten gefahren, habe mir alles angesehen und es richtig genossen einmal selbst Fahrer zu sein.
Das sind dann einfach die Momente die das Reisen einzigartig machen. Von dieser Gastfreundschaft, die ich nicht nur in diesen drei Fällen erlebt habe, sondern noch viel öfter, versuche ich so viel wie möglich mit in den Alltag zu nehmen. Zum Beispiel in dem ich gerne Couchsurfer bei mir aufnehme.
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Noch ein paar Worte zum Thema Couchsurfing:

Für den, der Couchsurfing noch nicht kennt: das Grundprinzip ist ganz einfach. Wenn ihr für eine Nacht nach Hamburg müsst, aber keine Lust auf ein Hotel habt oder neue Leute kennen lernen wollt (vielleicht auch einfach gerade kein Geld locker habt) fragt ihr Freunde, ob die wen kennen, bei dem ihr pennen könnt. Couchsurfing macht nichts anderes als euren Freunden diesen Schritt abzunehmen. Müsst oder wollt ihr also über Nacht in eine Stadt, tippt ihr euer Reiseziel ein und die Website liefert euch eine Reihe von Leuten, die euch vielleicht aufnehmen wollen. Alles andere klärt ihr dann, wie bei einem Freundesfreund auch, mit den Leuten selbst. Dabei funktioniert das natürlich nicht nur in der Hansestadt, sondern auch in Paris, am Nordkapp, in Melbourne oder Rio.

Ich habe bisher etwa 15-20 Erfahrungen mit Couchsurfing gemacht: als Gast in Norwegen, Magdeburg und Oldenburg und als Host bei mir in Berlin. Eine wirklich dermaßen negative Erfahrung war nie dabei. Im Gegenteil - man lernt eine Menge Leute kennen, findet neue Freunde und erlebt die Stadt an der Seite eines Locals auf eine ganz andere Art & Weise. Ich hab die tollsten Erlebnisse gehabt: sei es das finnische Musikfestival, eine ganz tolle Frau am Nordkapp bei der ich fast eine Woche geblieben bin oder einfach die wahrscheinlich coolste Studenten-WG in Magdeburg. Ganz nebenbei ist der finanzielle Faktor auch nicht unwesentlich. Eine Couchsurfingnacht kostet nichts. Das ist das Grundprinzip.
Ich hatte auch schon jemanden hier, den ich absolut nicht leiden konnte und den ich am nächsten Morgen rausgeworfen habe. Aber das ist ja auch das Schöne, Verpflichtungen hat auch keiner.
Couchsurfing ist das einfachste Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Menschen, die alle diese eine Leidenschaft für Reisen oder generell für Neues verbindet.

Darüber hinaus gibt es in einem Netzwerk mit unheimlich vielen Leuten die einfach einen kleinen Schaden haben, noch viel mehr Potential für coole Events, Meetings oder Pubtouren. In Berlin gibt es jeden Abend viele unterschiedliche von Couchsurfern organisierte Veranstaltungen. Ein besonders schönes Beispiel ist der Späti-Crawl. Am Freitagabend treffen sich, je nach Wetter, 30-100 Reisende, Couchsrufer, Backpacker und Locals an einem wöchentlich wechselnden Treffpunkt und ziehen von Späti zu Späti. Dabei wird jeweils ein Bier getrunken. Weil selbst bei 40 Leuten häufig fast 20 verschiedene Nationen anwesend sind und er Alkohol bekanntlich die Zunge löst, entstehen die interessantesten Gespräche und häufig wird im Anschluss zusammen gefeiert.

Log In | Couchsurfing (https://www.couchsurfing.com/dashboard)
-> Das hier ist mein Couchsurfing-Profil. Wer immer von euch in Berlin vorbeischaut ist herzlich eingeladen!

ralf
08.10.2015, 21:42
Wirklich sehr interessant zu lesen :good:
Hast einige tolle Erfahrungen gemacht, fernab der typischen Touri-Routen!

Wenn ich mal nach Berlin komme, würde ich mich melden ;)

Viz-E
09.10.2015, 17:09
Richtig toll geschrieben bzw. die darin geschilderten Erlebnisse sind klasse. Genau solche Momente wird man sein Leben lang nicht vergessen. Das ist kein "ich fahr zu einem Ort mit 500 anderen Leuten und mache ein Bild von einem Gebäude was ich mir tausendfach aus dem Internet ziehen kann" Urlaub, sondern Erlebnisse und Erfahrungen die vielleicht sogar fürs Leben prägen. Ganz tolle Sache :good:

Trotsche
02.01.2016, 15:36
#1 Rumänien - Planung ist, eine Karte an die Wand zu pinnen


Pünktlich um den Jahresanfang herum habe ich endlich mal grob anfangen meine größte Tour in 2016 zu planen. Also ich hab eine Karte besorgt und aufgehangen. Schief. Sei's drum!
Nach Norwegen geht's diesmal in eine andere Richtung und auch nur für 4-5 Wochen in August und September. Ein Freund von mir hat auch Bock und eventuell ziehen wir zumindest mal zusammen los und schauen dann vor Ort, was passiert. Vielleicht reist man zusammen, vielleicht trennt man sich schon nach einigen Tagen und trifft sich später wieder, vielleicht auch nicht.

Noch das obligatorische Ratespiel - wo geht's hin?
Da ich momentan ohne Kamera bin, muss die Handyqualität reichen. Wäre ja auch viel zu einfach, wenn ihr die Städtenamen lesen könntet.
:)


9804

robbynab
02.01.2016, 15:40
Sieht stark nach Osteuropa aus. Die roten Punkte sind aber nicht alles Ziele, oder? :D

Brokkoli
02.01.2016, 16:52
Darf ich auch mitraten? :P

Bayernfan96
02.01.2016, 22:53
Irgendwie schreit etwas in meinem Kopf Rumänien :D

Trotsche
02.01.2016, 22:54
Gib's zu Brokkoli: du hast es ihm verraten um mir den ganzen Spaß zu verderben! :keule:

Wolverine
02.01.2016, 23:01
Also ganz links am Rand der Stadtname sah mir schon mal sehr nach "Belgrad" oder Beograd" aus :D

Trotsche
02.01.2016, 23:04
Bayernfan96 lag schon richtig. Im Spätsommer geht's nach Rumänien. :)

Bayernfan96
02.01.2016, 23:06
Naja, man sieht halt die Donau. Ich kenne keinen anderen Fluss, der so ein Flussbett hat :P

Brokkoli
02.01.2016, 23:08
Bayernfan96 lag schon richtig. Im Spätsommer geht's nach Rumänien. :)


Solange du aus diesem komischen Wald wieder kommst :D

Trotsche
07.03.2016, 16:37
#5 Pannen, Pech & Kameras


Eine Erfahrung, die beinahe jeder beim Reisen macht ist, dass unterwegs sein eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Fehlschlägen und Miseren sind - von meinem im Sturm zerstörten Zelt hatte ich ja schon erzählt. Unglücklicherweise hatten die meisten Miseren aber vornehmlich mit meiner Kamera zu tun - wir haben auch jetzt noch ein schwieriges Verhältnis zu einander.


I - Wie Sie eine Kamera sinnvoll versenken:

http://www2.pic-upload.de/img/29961446/DSC_0370.jpg


Text, den ich damals in unsere Freundeskreis-Gruppe bei Facebook gepostet hatte:

Sie finden es langweilig, ein Objektiv in einer schottischen Straße fallen zu lassen? (Amn.d.R.: ist mir auf unserer Studien-Fahrt passiert.) Sie wollten schon immer "keine halben Sachen machen"? Ja?
Dann päsentieren wir Ihnen den allerneusten Trend: Versenken Sie Ihre Kamera samt Objektiv im norwegischen Meer!
Wir garantieren: völlige Funktionslosigkeit dank unserer patentierten Salz-killt-alles-Technologie! Wunderschönes Nordlicht ohne jegliche Fotografiemöglichkeit und einen garantiert blitzlichtfreien Advent!
Greifen Sie jetzt zu! Alles was sie brauchen ist ein Billig-Stativ, einen Kiesstrand und etwas zuviel Enthusiasmus.
Sparen Sie sich doch einfach das Nachdenken und platzieren Sie ihre Kamera samt Stativ möglichst nahe und unstabil an der Wassergrenze, stellen Sie den Selbstauslöser ein und touchieren Sie ihren Aufbau dann ganz leicht, bei dem Versuch, in den gewünschten Bildausschnitt hinein zu sprinten!
Wir garantieren den Totalschaden! Yippiaiyei!

Erstaunlicherweise fand ich ganze Situation damals statt ärgerlich eher unheimlich amüsant, klassisch im Sinne von "Shit happens!". Leider musste ich dann einen nicht unwesentlichen Teil meines für die nächsten Monate eingeplanten Reisebudgets in eine neue Kamera investieren. Blöde sache!



II - Wie Sie eine Kamera sinnvoll zerkratzen:

http://www2.pic-upload.de/img/29961119/DSC_0757.jpg

Schuld ist eigentlich wieder das Stativ. Oder ich. Wenn man bedenkt, dass ich auch nach Vorfall Eins noch immer dem selben Billigstativ vertraut habe. Tatort war diesmal jedenfalls die Hügelkette etwas östlich der Stadtgrenze von Hammerfest (http://www.fifaplanet.de/showthread.php/27161-Trotsches-Reisen/page6?p=830846&viewfull=1#post830846), Ursache der dortige unfassbar starke Wind, den man vielleicht auf dem oberen Bild erkennt. Es war wirklich schwer sich zu halten (und dementsprechend noch leichtsinniger mit Stativ einen Schnappschuss zu machen, ich weiß).. Ich wollte aber eines dieser coolen FotosFotos machen, in denen man von hinten mit Selbstauslöser fotografiert eine lange Bergstraße entlangwandert. Dafür muss man leider seiner Kamera für eine kurze Weile den Rücken zudrehen.
Jedenfalls dachte sich der Wind, es wäre wohl irgendwie witzig in dieser Zeit die Kamera umzupusten. Lange Rede kurzer Sinn: das im Gehäuse verbogene Objektiv konnte ich mit roher Gewalt wieder in die richtige Richtung biegen und es funktioniert, bis heute!, auch noch einwandfrei. Die zwei fetten Kratzer auf der Linse bekommt man aber nicht so ohne weiteres weg - glücklicherweise fallen sie auf Fotos aber auch nicht weiter auf. Trotzdem dann schon ärgerlich - im Gegensatz zum ersten Mal war ich da nämlich schon auf meiner abschließenden Tour und hatte weder Reperatur- noch Ersatzmöglichkeiten.



III - Wie Sie ohne Schnickschnack eine Kamera sinnvoll lahmlegen:

http://www2.pic-upload.de/img/29961473/DSC_0967.jpg

Das obrige Bild ist das letzte, das ich mit meiner Kamera in Norwegen aufgenommen habe.
Der Grund?
Einfach, aber effektiv: vergiss den Akku bei der Person, bei der du als letztes gepennt hast. Lass es dir dann erst auffallen, wenn du schon 2 Länder und 800km weiter bist. Nie wieder habe ich so geflucht, beim Trampen 2 Tage lang so erfolgreich gewesen zu sein, wie als ich bemerkt hatte, das mein Kameraakku fehlt - die letzten 2 Wochen habe ich dann mit meinem Uralt-Smartphone Fotos gemacht.
Der positive Effekt war immerhin, dass man seine Umgebung nicht ständig durch eine Linse beobachtet und nicht bei jedem komischen Felsen anhält und denkt: "Mensch, das muss ich unbedingt fotografieren." Den Punkt möchte ich für meine nächste Reise nach Rumänien unbedingt beibehalten - trotz mittlerweile (fast) funktionsfähiger Kamera.

PABLOLOKO
07.03.2016, 18:25
es ist als ob gott, oder wer auch immer, nicht wolle dass du fotos schießt

Trotsche
21.07.2016, 14:15
Von Haselünne nach Amsterdam - Zwischen Windmühlen, Frikandeln & Co


Mitte Mai war ich mit meinem Freund für fünf Tage mit dem Fahrrad in Norddeutschland und den Niederlanden unterwegs. Vom Emsland ging es in fünf Etappen über Münster, Zwillbrock, Arnhem und Utrecht bis nach Amsterdam. Das ganze ist zwar schon eine Weile her, aber wir haben es bisher verpennt gehabt, die Fotos auszutauschen. So viele davon gibt es auch gar nicht. Zum einen kann man nur in den Pausen die Kamera hervorholen, zum anderen möchte ich keine Fotos zeigen, auf denen wir drauf sind. Muss nicht sein.
Alle Fotos in diesem Beitrag sind überdies unbearbeitet und in Rohfassung. Die interessanteren sind für mich natürlich ohnehin die, auf denen einer von uns abgebildet ist.

Der ursprüngliche Plan war es eigentlich den direkten Weg nach Amsterdam zu nehmen, das hätte von meinen Eltern - wo wir gestartet sind - nur etwa 3 Tage gebraucht. Ich habe erstaunlicherweise 6 Jahre mit meiner Familie direkt an der Grenze gewohnt, bin aber nie in Amsterdam gewesen. Warum eigentlich nicht? Es erwies sich aber als mehr der weniger unmöglich, ein bezahlbares Hostel oder einen willigen Couchsurfer in der Hauptstadt zu finden und so haben kurzerhand die Pläne umgeschmissen und eine längere auf fünf Tage ausgelegte Tour über ca. 500km herausgesucht. Das hatte den Nachteil, Amsterdam mangels Zeitmangels kaum sehen zu können, dafür aber wesentlich ruhiger die Niederlande durchqueren zu können und mehr Zeit für Interessantes am Wegesrand zu haben.


Tag 1 - Haselünne bis Münster

Von einem kleinen Dorf nahe Haselünne im Emsland wollten wir querfeldein bis nach Münster radeln und dort bei einer jungen Couchsurferin übernachten. Die ersten Probleme hatte wir aber schon nach gut einem Kilometer - ich hatte mein Handy vergessen und das andere Fahrrad einen Platten. Glück im Unglück - so konnten wir nochmal schnell zurück, meine Sammlung an technischen Geräten vervollständigen und uns dem lädierten Rad widmen. Ein Loch konnte ich nicht finden, also habe ich den Vorderreifen neu aufgepumt und alles ordentlich befestigt. Glücklicherweise schien das gereicht zu haben und wir hatten bis Amsterdam keine Probleme.
Die Fahrt bis Münster war unspektakulär und entspannt. Wir sind bis in den Nachmittag hinein über Strecken und durch Orte gefahren, die ich durch Tagestouren und Fernstreckenanfänge sehr gut kenne. Das Emsland ist nicht so sehr spannend, aber hin und wieder mit ländlichem Charme versehen und bietet kaum Steigungen und viele verkehrsberuhigte Wege. Am Wegesrand kann man dann mal hier einen alten Bauernhof bestaunen, eine uralte Eiche mit lokaler Geschichte finden oder selbstgemachten Honig aus kleinen Selbstbedienungs-Schränckchen kaufen. Erst kurz vor Münster verloren wir das erste Mal den Ems-Radweg aus den Augen, dem wir gefolgt waren und mussten leicht genervt einige Kilometer entlang einer Hauptstraße radeln, bis wir die eigentliche Wegführung wiedergefunden hatten.
Nach knapp 140km kamen wir mit leicht schmerzenden Beinen in Münster bei der Couchsurferin an. Wir hatten einen richtig coolen und spaßigen Abend zusammen in ihrer WG mit Tee und Sushi und stehen auch jetzt noch in Kontakt.

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Tag 2 - Münster bis zur Grenze Zwillbrock

War es am Vorabend noch relativ einfach gewesen nach Münster hinein zu finden, erwies sich das herausfahren als Katastrophe. Wir waren auf den Europaradweg R1 gewechselt dem wir die nächsten 250km bis nach Utrecht folgen worden. Doch schon die Beschilderung in Münster war miserabel. Wir verloren 2 Stunden daran Abstand zur Fahrradstadt zu gewinnen und kamen auch danach lange nicht so gut voran wie noch am Tag zuvor. Die Strecke war weiterhin unspektakulär und so zwei Monate später weiß ich kaum noch etwas von dem Tag, eigentlich nur dass die Landschaft deutlich hügeliger wurde und wir bei 25°C uns ordentlich abstrampeln mussten.
Abends kehrten wir nahe der deutsch/niederländischen Grenze in einen Imbiss ein, stopften uns mit wohlverdienten Bratkartoffeln und Rührei voll und schlugen dann das Zelt in einem nahen Waldstück auf.



Tag 3 - Von der Grenze Zwillbrock bis Arnheim

Am nächsten Tag verschlechterte sich das Wetter rapide. Schon die beiden Tage in Deutschland war es unbeständig gewesen, jetzt hatte es aber in der Nacht geregnet und auch morgens auf dem Rad konnten wir der Nässe nicht davonfahren. Außerdem schafften wir es uns schon auf den 15km zu verfahren und kamen deutlich weiter südlich in die erste holländische Stadt als von uns geplant. Dort mussten wir erstmal einen Supermarkt finden, einkaufen und dann irgendwie auf den R1 zurückkehren und schon war der größte Teil des vormittags dahin. Der dritte Tag stand eigentlich die gesamte Zeit unter dem Druck, unbedingt Arnhem erreichen zu müssen bevor ein Unwetter losbräche. Schon den Tag zuvor, wir fuhren schließlich schnurstracks Richtung Westen, hatten wir mit Gegenwind zu kämpfen. Jetzt aber wurde er besonders heftig und zusammen mit der Nässe auch besonders ekelig. Auch der dritte Tag hat so relativ wenig Spaß gemacht. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem wir auf den Rhein trafen. Danach fuhren wir zwar immer noch mit Gegenwind, aber auf dem Deich wenigstens mit einer schöneren Aussicht und umringt von blökenden Schafen.
Arnhem haben wir rechtzeitig erreicht und konnten uns so unterstellen und wurden glücklicherweise nicht sehr nass. Um uns bei Laune zu halten haben wir die verschiedenen holländischen Snacks in einem Imbiss ausprobiert und uns danach dafür entschieden, unser Zelt diesmal auf einem Campingplatz etwas außerhalb direkt am Rhein aufzuschlagen und eine heiße Dusche zu nehmen. Auch wenn wir zwischendurch Sorge hatten, regnete es diese Nacht nur leicht und das Zelt hielt stand.

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Tag 4 - Von Arnhem nach Utrecht

Um es vorwegzunehmen: Tag vier der Reise und die Kilometer nach Utrecht waren mit einigem Abstand die schönsten der Reise. Der R1 führt von Arnhem fast ausschließlich am Rhein entlang und auch wenn für niederländische Maßstäbe einige ordentliche Steigungen zu bewältigen sind, entschädigt die Strecke mit einigen schönen Panoramen, Naturschutzgebieten und an diesem Tag auch überwiegend mit Sonnenschein oder zumindest Trockenheit.
Erstes Highlight war eine Rheinaue auf der Wildpferde zu bestaunen sind. Mit wilden Saatgänsen und zwei Löfflern im Vordergrund bot das eine wunderschöne Aussicht (einzig getrübt von einem noch grauen Himmel). Allein für die Löffler an diesem Tag war ich unheimlich dankbar. Aus irgendeinem Grund wollte ich diese Tiere schon immer wild sehen und hatte über das Jahr hinweg auch immer wieder überlegt eine Tour durchs Donaudelta zu machen. Löffler sind vielleicht ein Beispiel dafür, wie exotisch und außergewöhnlich auch mitteleuropäische Naturräume sein können und wie schützenswert sie sind.
Einige Kilometer weiter bekam der Rhein Zulauf und wurde nochmals deutlich breiter. Neben alten Hafenanlangen machten wir nochmals Pause und genossen Sonne und die Vogelwelt der Feuchtwiesen. In diesen Maitagen waren unheimlich viele und außergewöhnliche Zugvögel unterwegs und es verging kaum eine Stunde, in der wir nicht anhalten mussten um welche zu beobachten.
Dann waren wir, recht plötzlich, in Utrecht. Utrecht ist definitiv einen Besuch wert - die engen Straßen und Kanäle, die historischen Gebäude und die unfassbar vielen Fahrradfahrer füllen die eigentlich kleine Stadt mit Leben. Leider hatten wir gar nicht genügend Zeit für einen ausführlichen Besuch, weil wir vor Sonnenuntergang noch einen Campingplatz finden wollten.
Das war schwieriger als gedacht. Ganz entspannt und ruhig fuhren wir noch einige Kilometer, fanden entlang der Route aber keinen Platz ein Zelt aufzuschlagen. Keine offiziellen Campingplätze, kein Platz für eine unbemerkte Übernachtung. Dank des langsamen Fahrtempos und der wahnsinnigen Schönen Strecke entlang eines Kanals bekamen wir aber gar nicht mit, wie weit wir schon gekommen waren. Als ein Schild Amsterdam nur noch 25 Kilometer entfernt auswies, waren wir einigermaßen erstaunt.
Just in dem Moment fanden wir aber wohl den schönsten Campingplatz der ganzen Niederlande. Ein Bauer hatte wohl zu viel Land und vermietete auf einer seiner Wiesen an einem Entwässerungskanal Stellplätze für Zelte und Campingwagen, natürlich mit Duschen und Toilettenwagen. So weit, so gut. Aber dieser Bauernhof war eben ein Bauernhof aus dem Bilderbuch: mit Kühen auf der Wiese, Pferden auf der Weide, mit Schäferhunden, Katzen, freilaufenden Schweinen und Hühnern, einer Voliere mit Sittichen und einem Gartenteich mit Kois. Mehr Bauernhof konnte man sich nicht wünschen. Auf Nachfrage bekamen wir sogar umsonst noch eine Flasche frische Milch, abgefüllt direkt aus dem Tank. Das hatte so viel von bäuerlicher Romantik, dass ich mir fast gewünscht hätte mit den Kindern auf dem Hof aufgewachsen zu sein.
Leider habe ich keine Fotos von dem Hof, nur vom Campingplatz auf der Wiese, weil ich nicht noch die Familie mit fotografieren nerven wollte.

Der Rhein:
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Utrecht:

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Der Campingbauernhof:
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Tag 5 - Utrecht bis Amsterdam

Der letzte Tag verlief unspektakulär. Von unserem Schlafplatz waren es ja tatsächlich nur noch ein paar Kilometer bis zur Stadtgrenze von Amsterdam. Bis zu Stadtgrenze wohlgemerkt. Amsterdam ist so weitläufig, wie ich es bisher nur von London kenne. Vom ersten offiziellen Amsterdamer Vorort bis zum Hauptbahnhof haben wir gute anderthalb Stunden gebraucht, trotz Fahrradautobahn und direktem Zubringer.
Abends mussten wir leider wieder bei meinen Eltern sein, weil wir einem alten Schulfreund von mir versprochen hatten, auf seinem 20. Geburtstag dabei zu sein. So hatten wir Amsterdam nicht mehr viel Zeit und konnten nur einmal kurz die wichtigsten Punkte abfahren und etwas essen.
Natürlich gab es dann wieder Stress mit der DB und unseren Fahrradkarten, ich bin - wie immer bei solchen Geschichten - leicht in Panik geraten und die drei Stunden im IC nach Hause waren stressiger als die gesamte Fahrt auf dem Fahrrad. Aber hey, das kennt man ja. Danke Deutsche Bahn!

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Fazit:

Am Ende der fünf Tage bleibt stehen, dass ich schon schönere Touren gemacht habe. Welche mit besserer Streckenführung, mit mehr Interessantem am Wegesrand und auch mit besserem Wetter. Auch wenn die Niederlande für letzteres nichts kann, war ich doch ein bisschen enttäuscht. Nur der vierte Tag konnte halten, was ich mir vom Landstrich versprochen hatte.
Wenn ich in der nächsten Zeit nochmal von meinen Eltern aus nach Westen fahre, dann wohl entweder nach Belgien oder die niederländische Küste entlang. Auch wenn der Rhein schön war, vom Rest des Landesinneren habe ich soweit genug.
Einzig die Tatsache, so eine Tour zu zweit zu machen, war überragend gut.
Jetzt steht im August, erstmal eine kleine Tour von Berlin nach Hamburg an, alleine. Darauf habe ich schon schwer Bock!

Trotsche
30.10.2016, 21:38
#2 - Musik im Ohr


In diesem Sommer hat's aus 1000 Gründen nicht wirklich mit dem großen Reisen geklappt. Sieht zurzeit nicht so aus als ob es 2017 damit besser würde.
Umso mehr wurmt es manchmal, wenn Freunde oder Couchsurfer einem erzählen, was sie planen, unternehmen, erleben und sehen. Eine Spitze hat es sicherlich erreicht als mein Freund für drei Monate nach Irland verschwunden und an seinen freien Tagen von einem zum anderen Ende der grünen Insel getrampt ist. Zurückgeblieben in Berlin durfte ich mir, wenn er denn mal Zeit dafür hatte, seine tollen Reiseberichte und Erzählungen anhören.
Schnitt.
Für mich ist Musik ein elementarer Teil vom Reisen, besonders, wenn ich längere Zeit alleine unterwegs ist. Wenn ich reise bin gibt es von Zeit zu Zeit Momente in denen ich kein Bock mehr habe, unmotiviert bin, alles verfluche oder mich frage, warum ich mir das antue. Wenn man nass und frierend am Straßenrand steht und vergeblich auf Mitleid mit Trampern wartet oder schon wieder im unbequemen Zelt am Waldrand statt auf einer bequemen Matratze im Hotel übernachtet.
Es gab schon einige Momente, in denen ich jeweils absolut kein Bock mehr hatte und alles abbrechen oder zumindest zum nächsten Hotel fahren wollte. In solchen Momenten fande ich Musik immer Wunder wirkend. Habt ihr schon mal "Dirty Paws" von Of Monsters And Men gehört, wenn ihr auf einer einsamen Straße entlangwandert und vergeblich darauf wartet, das euch jemand mitnimmt? Das ist wirklich magisch.

Wenn ich diesen Sommer schon nicht selbst unterwegs war, hab ich immerhin hin und wieder an einer Spotify-Playlist gearbeitet. Die Songs sind mir in den letzten Jahren meist zufällig irgendwo begegnet und haben deshalb untereinander keine besonderen Zusammenhänge, außer, dass sie mir gefallen. Ob es so gut war eine Liste mit Songs zu erstellen, die ich allesamt mit dem Unterwegssein verbinde, wenn man nicht unterwegs sein kann, war von Moment zu Moment unterschiedlich. Mal gut und motivierend, mal schlecht und frustrierend.
Das ist jedenfalls der Link zur Playlist.



The Skogvollvatnet Records
Link (https://open.spotify.com/user/11184673851/playlist/4QUHPRbc4fUk7uemR4ERzf)
Auf müden Füßen, gegen den Wind, vor'm Zelteingang, unter Mitternachtssonne, im Fahrradsattel, frierend, mit schwerem Rucksack, im Regen oder in Sachsen-Anhalt.

Trotsche
12.01.2017, 13:31
#3 - Westrumänien: Von Timisoara und Arad


Im Sommer hatte ich eigentlich geplant den August in Rumänien auf Streifzug zu gehen. Das hat wegen Umzug und daraus resultierenden zeitlichen und finanziellen Gründen nicht hingehauen. Aber: im November startete mal wieder eine RyanAir-Aktion, bei der es Flüge von Berlin nach Timisoara für 15€ Hin und Zurück im Angebot gab. Da war es natürlich schwer zu widerstehen.
Zeittechnisch blieb ein Urlaub mitten im Semester natürlich trotzdem schwierig. Deshalb wurde es dann ein verlängertes Wochenende zu zweit, anstelle eines ganzen Monats alleine. Um aber wenigstens ein bisschen "Backpacking-Charakter" zu behalten, entschieden mein Freund und ich uns in West-Rumänien für zwei der fünf Tage aufzuteilen und zumindest zeitweise alleine zu reisen - eine goldrichtige Entscheidung.
Leider war zu dem Zeitpunkt meine Kamera leicht angeschlagen. Ich kann deshalb nur wenige Bilder von meiner mittelmäßigen Smartphone-Kamera präsentieren.




Tag 1: Berlin - Timisoara

Wir kamen Donnerstagabend erst spät in Timisoara an. Deshalb bestand der Rest des Abends lediglich aus dem Transfer in einem klapprigen Omnibus vom Flughafen in die Stadt, aus der Suche nach dem Hostel und einer kleinen Erkundungstour Richtung Studentenviertel um noch etwas essbares zu bekommen. Viel mehr Zeit als für zwei Eindrücke blieb kaum.

Nummer eins: in Rumänien ein vegetarisches Essen zu bekommen ist beinahe unmöglich. Es gibt schlicht kein fleischloses Gericht und wenn man einen Rumänen fragt, antwortet der auf die Frage nach einer vegetarischen Alternative unter Umständen mit: "Do you mean chicken!?" Es bleibt einem also kaum etwas anderes übrig als entweder auf eine langweilige Pizza zurückzugreifen oder lediglich zwei Beilagen zu bestellen. Wir haben uns für ersteres entschieden.
Nummer zwei: Rumänien ist ungeheuer preisgünstig. Das gilt auch für Alkohol. Es ist auch für uns nichts neues gewesen, dass man östlich der Oder sein Bier für eine wesentlich niedrigere Summe bekommt. Aber in einer rümänischen Bar im Studentenviertel dann nicht einmal einen Euro für einen halben Liter zu bezahlen, war doch schon beeindruckend. Ich wähle meine Reiseziele nicht nach dem jewiligen Preisniveau aus. Aber wenn man ein Jahr in Norwegen unterwegs gewesen ist, fühlt man sich in Rumänien wie im Paradies.

Erkenntnis des Tages: Es gibt kaum originales rumänisches Bier. Aber Wein. Richtig guten Wein.


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Tag 2: Timisoara – Arad

Am zweiten Tag haben wir uns direkt morgens aufgeteilt. Mein Freund wollte die Chance nutzen und einen Abstecher nach Transsylvanien machen. Mir war das allerdings eine wesentlich zu lange Busfahrt von knapp 8h. Transsylvanien läuft mir nicht weg und wenn ich ohnehin irgendwann mal einen ganzen Monat Zeit zur Erkundung habe, wollte ich mich diesmal lieber auf das Umland von Timisoara in West-Rumänien konzentrieren. Da mein Freund gleich einen Bus vormittags genommen hatte, konnte ich in der Studentenstadt, die auch als "östliches Klein-Wien" bekannt ist, noch ein bisschen herumstromern. Um das vorwegzunehmen: spannend ist Timisoara nicht. Nach einer Stunde des Umherwanderns hat man alle Plätze und Kirchen gesehen. Da ich dort auch niemanden kannte, der mir etwas interessantes hätte erzählen können und Timisoara nicht touristisch genug für Stadtführungen oder ähnliche Angebote ist, habe ich mich dann am frühen Nachmittag auf zum Bahnhof und nach Arad gemacht. Arad ist eine dieser Städte, die man auf seiner Reiseroute meist nicht dabei hat. In etwa so wie Wuppertal oder auch Osnabrück in Deutschland. Was nicht heißt, dass die nichts zu bieten hätten. Aber ehrlich gesagt war mir Arad in der Reiseplanung auch nur aufgefallen, weil die Bahnverbindung daorthin so gut gewesen schien.
Mit dem Regionalzug zwischen den beiden Städten sind es knapp 70km. Leider kenne ich den Preis für das Ticket nicht mehr – aber es müssen zwischen ein und zwei Euro gewesen sein. Lächerlich also im Vergleich zur Deutschen Bahn. Die Busse sind sogar noch deutlich billiger – aber darauf hatte ich nun echt keine Lust. Man kann in Rumänien übrigens grundsätzlich keine Tickets für Züge und Busse über das Internet buchen, das geht nur am Schalter und führt so immerwieder zu allerhand denkbaren Problemen. Allein den Zug und das richtige Gleis zu finden, war dann schon ein Abenteuer – englische Beschriftungen oder Durchsagen sucht man vergeblich. Weitergeholfen hat mir dann ein junger Rumäne, mit dem ich dann auch zusammen ein Abteil belegt habe. Er hat mir während der knapp anderthalb stündigen Fahrt eine große Menge über Rumänien erzählen können. Das war echt klasse. Telefonnummern haben wir ausgetauscht – wenn ich das nächste Mal wieder in der Gegend bin, werden wir uns treffen.
Abends war ich mit einem Couchsurfer verabredet, bei dem ich die beiden Nächte in Arad pennen durfte.

Erkenntnis des Tages: Zugfahren in Rumänien ist ein echtes Abenteuer. Man weiß nie, wann man wo ankommt und ist definitiv auf die Hilfe von Ortskundigen angewiesen.

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Tag 3: Arad

Mein Couchsurfer war unheimlich bemüht und hat mir das Level der rümänischen Gastfreundschaft auf eine tolle Art und Weise näher gebracht. Am ersten Abend waren wir zusammen im Pub und haben über Gott und die Welt geredet – dann der niedrigen Alkoholpreise waren wir auch zur Sperrstunde um 01:00 Uhr auf einem guten Weg Freunde zu werden.
Am nächsten Tag hat er mich dann durch Arad geführt. Auch die westrumänische Industriestadt ist nicht wesentlich spannender als Timisoara. Mein Host Chriszan hat sie mir aber auf eine so tolle Art und Weise näher gebracht, dass ich mir bald richtig heimisch vorkam. Es waren so kleine Dinge: wir haben uns ein traditionell rümänisches Frühstück geholt, er hat mir beim durch die Stadt wandern kleine Alltagsgeschichten über die einzelnen Plätze und Häuser erzählt und mir viele Gründe dagelegt, warum er sein eigenes Land gleichsam liebt und hasst. Für mich sind es genau diese Begegnungen, für die ich Reisen und vor allem Couchsurfing so sehr mag. Ein Land wie Rumänien und seine Menschen nicht durch das Fenster eines Hotels, den Worten eines professionellen Reiseführers oder eines Buches zu sehen. Sondern von Fast-Freund durch die Stadt geführt zu werden und dabei Geschichten zu hören, die dir kein Reiseführer erzählen kann.

Erkenntnis des Tages: Rumänien hat jede Menge Ecken und Kanten. Die machen das Land so anders, außergewöhnlich und interessant.


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Tag 4: Arad – Timisoara

Am nächsten Tag musste Chris schon früh morgens arbeiten. Nach unserer Verabschiedung bin ich ins Naturhistorische Museum Arads – ein Gebäude mit einem einzigen Raum und furchtbar präperierten Tieren der heimischen Fauna – und dann wieder zum Bahnhof. Diesmal war es wesentlich einfacher den Zug zu finden. Der Bahnhof von Arad ist übersichtlicher und moderner als die meisten in Deutschland. Die Bahnfahrt zurück nach Timisoara war spannend. Bei der ersten Fahrt war ich noch so vertieft in das Gespräch mit dem jungen Rumänen gewesen, dass ich kaum rausgeschaut hatte. Diesmal hatte ich mehr Zeit dafür. Der Unterschied zwischen Stadt und Land in Rumänien ist immens. Man merkt Rumänien natürlich das erst 1989 abgesetzte kommunistische Regime an. Es hapert und funktioniert nicht an allen Ecken und Enden, auch in der Stadt. Aber die ländlichen Gebiete sind noch einmal drei Stufen darunter: man fühlt sich, ich zitiere an dieser Stelle meinen Reiseführer, "um hundert Jahre in der Zeit zurückversetzt." Der Vergleich scheint im ersten Moiment abwertend oder romantisiert, je nachdem in welche Richtung man es drehen mag, ist aber nicht grundsätzlich falsch. In einigen Momenten kam ich mir unsicher vor, im Wissen immer noch in Europa zu sein. Wenn man Pferdegespanne oder Hütten offensichtlich ohne fließend Wasser oder Strom sieht, bekommt man ein seltsames Gefühl solch einen Landstrich touristisch zu bereisen. Nicht vom Sicherheitsgedanken – ich habe mich an keinem Zeitpunkt der Tour auch nur annähernd unsicher oder von irgendetwas bedroht gefühlt (das war in Polen beispielsweise schon ganz anders) - sondern von einem Entwicklungs- bzw. Lebensstandartsgefälle wegen.
Abends habe ich meinen Freund wiedergetroffen und wir sind zusammen in ein anderes Hostel.

Erkenntnis des Tages: Ich muss so schnell wie möglich nach Rumänien zurück und dort länger Reisen.


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Tag 5: Timisoara – Berlin

Unser Flug zurück nach Berlin ging erst am Abend. Wir entschieden uns also den letzten Tag in Rumänien zusammen auf Pärchenart zu verbringen, inklusive Essen gehen und gemeinsamer Stadterkundung. So weit, so unspektakulär. Spannend dabei war, dass Rumänen entegen meiner bisherigen Erfahrungen mit Osteuropa vielen Dingen sehr viel aufgeschlossener sind. Ein Punkt dabei ist immer, wie wir uns als homosexuelles Paar in der Stadt bewegen können. Das war in Polen noch vergleichsweise schwierig und abends auch einmal sehr bedrohlich als wir in einen Pulk betrukener Fußballfans geraten waren. In Rumänien ist uns das nicht ansatzweise passiert. Am Ende haben wir beinahe jegliche Scheu verloren und uns weitgehend wie immer verhalten, zumindest also nicht versteckend, dass wir zusammen gehören.
Insgesamt scheint in Rumänien eine deutlich höhere Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden zu bestehen. Kaum steht man mal für ein paar Sekunden orientierungslos an der Bushaltestelle, da kommt direkt jemand auf einen zu und erklärt alles was du wissen möchtest (und darüber hinaus). Oft zwar unbehelligt in Rumänisch – aber die Geste zählt!

Erkenntnis des Tages: Rumänien beinhaltet ein sehr angenehmes Reisegefühl.

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Jedenfalls: das war sicherlich nicht mein letzter Trip nach Rumänien. Das Land ist interessant, anders und entdeckenswert, dabei allein des Preisniveaus wegen noch sehr einfach zu bereisen und kaum toruristisch erschlossen. Ich habe mehr Gastfreundschaft erfahren als in meheren Touren durch Mitteleuropa zusammen und mich jederzeit sicher und gut aufgehoben gefühlt – mein Freund teilt diese Ansicht übrigens. Nächste Mal nehme ich dann auch endlich Kurs auf Transsylvanien.

ralf
12.01.2017, 13:47
Wieder ein interessanter Reisebericht :good:
In Rumänien selbst war ich bisher nicht, aber 2 die mit mir Abitur gemacht haben kamen mit 14 Jahren aus Rumänien nach Deutschland und auch mein Vater hat bereits mehrmals Rumänien bereist.
Die ländlichen Gebiete sind wirklich furchtbar rückständig, aber es wird versucht dies stückweise zu verbessern, dies geschieht aber sehr langsam. So wurden auf den meisten Schnellstraßen die Fuhrwerke verboten da es doch sehr viele Unfälle gab. In Folge dessen schlachteten auch viele Bauern ihre Pferde und mehr Pferdefleisch kam in Europa in Umlauf --> Pferde/Lasagne- Skandal :D
In Sachen Internet sind die Rumänen aber gut aufgestellt, fast jeder noch so kleine Bauer kann schnelles Internet vorweisen...
Ich hab auch geplant in den nächsten 2 Jahren mal einen Abstecher nach Rumänien zu machen, ein meist sehr gastfreundliches Land

PS: Die Autobahnen sind noch erwähnenswert. So gibt es einige Autobahnen die wie ausgestorben sind, da die Rumänen für diese Maut zahlen müssten. Als Ausländer darfst du ohne Maut über diese kaum befahrenen Autobahnen düsen :D

Viz-E
12.01.2017, 13:50
Mit "Wuppertal" hattest Du mich schon im Sack, da musste ich einfach weiterlesen.
Schöner Bericht, die Bilder aus Timisoara gefallen wir überraschend gut. Klingt vom erzählen her nach vielen Parallelen zu Kuba. Niedriges Preisniveau, arme Menschen mit niedrigen Lebensstandards und trotzdem freundlicher als jeder einzelne in Deutschland, schöne Landschaft.

Freue mich schon dann bald was über Toulouse zu lesen

Trotsche
13.01.2017, 11:39
a) Mit "Wuppertal" hattest Du mich schon im Sack, da musste ich einfach weiterlesen.

b) Schöner Bericht, die Bilder aus Timisoara gefallen wir überraschend gut.

c) Freue mich schon dann bald was über Toulouse zu lesen


a) Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen. ;):D

b) Das täuscht vielleicht ein bisschen. Timisoara ist wirklich nicht spannend. Zu langweilig um für eine Städtereise zu begeistern, zu groß dann doch schon wieder als dass du so Dorfkneipenmäßig als Touri besondere Kontakte knüpfen könntest. Ohne diese Kontakte und ohne jemanden der dir was erzählen kann, bist du da so in drei Stunden auch durch mit der Stadt. Gilt aber für Arad genauso. Beide Städte sind eben auch nicht unschön - tolle Altstädte findest du in Osteuropa aber sehr häufig.
Auch wenn mir Polen nicht so gut gefallen hat wie Rumänien - Poznan würde ich dir eher noch ans Herz legen als Timisoara. Oder eben einen anderen ´Teil Rumäniens.

c) Ich gehe mal stark davon aus, dass da was kommt. Da habe ich dann auch endlich wieder meine Kamera dabei.

Trotsche
17.01.2017, 13:07
Knipsen in der Biosphäre Potsdam

Am ersten Wochenede des neuen Jahres waren wir zu zweit in der Biosphäre in Potsdam. Ich habe zum Jahreswechsel mich endlich mal wieder meiner Kamera angenommen, sie wieder funktionstüchtig bekommen und nötiges Kleinzeug besorgt. Die große Tropenhalle neben dem Campus der Fachhochschule bot dann eine nette Möglichkeit, ein paar Bilder zu schießen und wieder ein bisschen reinzukommen.
Mehr als Knipsen ist es dann auch nicht geworden. Die Biosphäre ist nicht schön, lieblos gestaltet und erinnert an so alte 70er, 80er-Jahre-Raubtierhäuser aus alten Zoos - nur halt mit mehr Grünzeug. Keine Wunder, dass der Verein finanzielle Probleme hat. Wir kommen jedenfalls auch nicht wieder. Nicht, wenn man zwei große und wunderschöne Zoos bzw. Tierparks in Berlin quasi nebenan hat, wo man sogar günstiger hineinkommt.

Long story short - hab ein paar Fotos gemacht:


Ein Monarchfalter:

http://www2.pic-upload.de/thumb/32505883/DSC_0057.jpg (http://www.pic-upload.de/view-32505883/DSC_0057.jpg.html)
http://www2.pic-upload.de/thumb/32505885/DSC_0068.jpg (http://www.pic-upload.de/view-32505885/DSC_0068.jpg.html)


Ein Chamäleon:

http://www2.pic-upload.de/thumb/32505884/DSC_0105.jpg (http://www.pic-upload.de/view-32505884/DSC_0105.jpg.html)


Ein madagassischer Gecko:

http://www2.pic-upload.de/thumb/32505888/DSC_0113.jpg (http://www.pic-upload.de/view-32505888/DSC_0113.jpg.html)


Ein Laubfrosch:

http://www2.pic-upload.de/thumb/32505889/DSC_0120.jpg (http://www.pic-upload.de/view-32505889/DSC_0120.jpg.html)


Ein bunter Lori:

http://www2.pic-upload.de/thumb/32505890/DSC_0137.jpg (http://www.pic-upload.de/view-32505890/DSC_0137.jpg.html)