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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : BMW steigt aus der Formel 1 aus



Meckpommi
29.07.2009, 22:32
Jetzt ist es offiziell: Die nächste Formel-1-Saison findet ohne BMW statt. Der Automobilhersteller will nach der laufenden Saison aussteigen.
"Natürlich ist uns diese Entscheidung schwer gefallen", sagte der Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im BMW-Hochhaus in München. "Wir haben gestern im Vorstand entschieden, wir richten unser Motorsport-Engagement neu aus. Die BMW-Group wird ihr Engagement in der Formel 1 mit Ablauf der Saison 2009 beenden."
Dies sei ein konsequenter Schritt vor dem Hintergrund der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens, erklärte Reithofer im Beisein von Motorsportdirektor und BMW-Sauber-Chef Mario Theissen. "Aus Sicht des Unternehmens kann ich diese Entscheidung nachvollziehen", erklärte er.

Lösungen für Formel-1-Mitarbeiter

In welchem Umfang es zu einem Stellenabbau in München oder Hinwil kommt, stehe derzeit noch nicht fest. Entwicklungsvorstand Klaus Draeger: "Da wir diese Entscheidung erst gestern getroffen haben, können wir noch nichts Genaueres mitteilen. Wir werden verschiedene Szenarien erarbeiten und bewerten und uns bemühen, für die Mitarbeiter am Standort Hinwil und die in das Formel-1-Projekt eingebundenen Beschäftigten in München Lösungen zu finden."
(http://ad.de.doubleclick.net/adj/sportal-contentad/auto_motorsport;ind=no;be=formel1;sz=1x1;tile=2;or d=) Schätzungen zufolge sollen insgesamt 700 Beschäftigte für das Formel- 1-Team arbeiten. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden die Mitarbeiter informieren, sobald wir Klarheit haben", sagte Draeger. Was mit den beiden Piloten Nick Heidfeld aus Mönchengladbach und Robert Kubica aus Polen passiert, ist derzeit ebenfalls unklar.
Ein Möglichkeit für den Fortbestand des Rennstalls wäre eine Übernahme durch Peter Sauber, der noch 20 Prozent an dem Team hält. BMW hatte bei seinem Rennstall 2005 die Mehrheit übernommen. Allerdings müsste Sauber sich einen neuen Motorenlieferanten suchen.

Bedauern in der Branche

Mit Bedauern reagierte der Internationale Automobilverband auf die BMW-Ankündigung - fühlte sich aber auch in seinem Bestreben nach Kosteneinsparung auch gegen den Widerstand einiger Teams bestätigt. "Es war seit einiger Zeit klar, dass der Motorsport die weltweite ökonomische Krise nicht ignorieren kann", teilte die FIA in einer Presseerklärung mit. Unter anderem wollte die FIA mit Präsident Max Mosley an der Spitze eine Budgetobergrenze einführen.
Dagegen war die Teamvereinigung FOTA, deren Mitglied BMW-Sauber ist, Sturm gelaufen. Wären diese Regeln nicht so heftig von einigen Teamchefs abgelehnt worden, wäre der Rückzug von BMW und weiterer solcher Ankündigungen in Zukunft möglicherweise zu vermeiden gewesen, hieß es in der FIA-Erklärung. Ein Mercedes-Motorsportsprecher beruhigte unterdessen: "Diese Entscheidung hat keinen Einfluss auf unser Formel-1-Engagement." Die Schwaben bedauerten ebenfalls den Ausstieg von BMW.

Toyota bleibt dabei

Dass BMW die Entscheidung mitten in der Saison bekanntgab, dürfte vor allem mit dem neuen Concorde Agreement, der Verfassung in der Formel 1, zusammenhängen. Mit dessen Unterzeichnung wird in dieser Woche gerechnet. Darin sollen sich die Teams unter anderem auch für die kommenden Jahre bis 2012 zur Formel 1 bekennen.
Ein riesiges Aufatmen ging unterdessen fast zur gleichen Zeit durch das Lager von Toyota. Das in Köln-Marsdorf ansässige Team erhielt die Zusage aus Japan, weiterhin in der Formel 1 mitzufahren, erklärte Teamsprecherin Fernanda Villas-Bôas de Mello. Seit langem war spekuliert worden, dass nach Honda auch der zweite japanische Automobilkonzern die Königsklasse aus finanziellen Gründen verlassen könne. Durch Kostenreduzierungen werde man das Formel-1-Engagement beibehalten, hieß es nun in dem Schreiben aus der Toyota-Zentrale.

Erwartungen nicht erfüllt

Das in diesem Jahr klar verpasste Ziel, um die WM mitzufahren, soll den Aussagen der Hauptverantwortlichen nicht den Ausschlag gegeben haben. Nach zehn von 17 Rennen ist BMW-Sauber Achter in der Konstrukteurswertung, die Piloten Heidfeld und Kubica liegen im Fahrer-Klassement auf den Rängen 13 und 15.
"In der aktuellen Saison können wir die Erwartungen leider nicht erfüllen", erklärte Draeger in einer Pressemitteilung von BMW unter der Überschrift: "Konsequenter Schritt im Zuge der Neuausrichtung der BMW".

Vor der Saison Titelkandidat

Seine größten Erfolge feierte BMW-Sauber, das bislang auf 63 Grand-Prix-Starts kommt und im März 2006 sein Debüt gefeiert hatte, mit dem Premierensieg Kubicas im Juni 2008 im kanadischen Montréal.
2007 war das Team Zweiter in der Konstrukteurswertung geworden, allerdings begünstigt durch die damalige Disqualifikation von McLaren-Mercedes wegen der Spionage- Affäre. Der derzeit um den WM- Titel kämpfende Sebastian Vettel feierte in einem BMW-Sauber 2007 seine Formel-1-Premiere, nachdem Kubica einen Unfall in Montréal gehabt hatte.
2005 hatte BMW die Übernahme des damaligen Schweizer Sauber-Teams bekanntgegeben. Zuvor war der Automobilhersteller von 2000 an Motorenlieferant für das Team Williams. Der Rennstall hatte den ehrgeizigen Plan, binnen weniger Jahre an die Weltspitze zu fahren, kontinuierlich umsetzen können.
Vor der laufenden Saison war BMW-Sauber als ernsthafter Titelkandidat gehandelt worden, so war auch das Ziel im vierten Jahr. Mit dem neuen Wagen blieben die Weiß-Blauen allerdings deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück. Der Ausstieg betrifft unterdessen nicht das Engagement von BMW unter anderem in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft.


Quelle:http://www.sportal.de (http://www.sportal.de/)