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Chelsea-Boss Abramowich steckt hinter dubioser Vitesse-Übernahme
Am Montag platzte die Bombe in Arnheim. Vitesse verkündete auf einer Pressekonferenz, dass ein georgischer Multimillionär den Verein übernimmt und zum Titelkandidaten und Champions-League-Teilnehmer formen will. Damit gerät erstmals ein Eredivisie-Club in die Klauen eines ausländischen Investors. Der vorige Vorsitzende Maasbert Schouten spricht von einem „Geschenk des Himmels“, hinter dem scheinbar Chelsea-Boss Roman Abramowich steckt. Nachdem immer mehr Details für Verwirrung sorgen, wächst die Angst vor einem Luftschloss.
Im GelreDome wurde zwar Merab Jordania als neuer Boss von Vitesse Arnheim vorgestellt, doch laut einem Bericht des Finanzmagazins Quote, steckt niemand geringeres als Roman Abramowich hinter dem Deal. Sein „Freund“ bestritt dies auf der PK vehement.
Zweite Chelsea-Garde bald in Arnheim?
Laut Quote ist der 49-Jährige nur eine Marionette Abramowichs, dem russischen Milliardär, der den FC Chelsea durch seine Finanzspritzen an die europäische Spitze führte. „Jordania ist nichts anderes, als ein Strohman von Abramowich“, wird ein Freund des Russen zitiert, der anonym bleiben will. „De facto hat Roman also Vitesse gekauft.“ Vor allem Spieler aus der zweiten Mannschaft und der Jugend der „Blues“ sollen sich demnächst in den Niederlanden ins Rampenlicht spielen. Jungnationalspieler Jeffrey Bruma wird jedoch an der Stamford Bridge bleiben, heißt es. „Nein, er ist jemand, der in Zukunft in der Stammelf landen könnte“, so die Quelle.
Gar kein Milliardär
Für vier Millionen Euro hat Jordania einhundert Prozent der Anteile von Maasbert Schouten abgekauft. Vitesse plagen arge Finanzprobleme seit dem Weggang von Präsident Karel Albers im Jahre 2000, der in seiner langen Amtszeit den Bau des Gelredomes in die Wege geleitet und den Grenzclub dauerhaft nach oben gebracht hatte. Wegen Schulden in Höhe bis zu sechs Millionen Euro wurde der Verein kritisch beäugelt vom KNVB. Viele Profis mussten im Sommer den Verein verlassen, Jugendspieler füllten den Kader auf. Einer von ihnen ist der 17-jährige Mario van Ginkel, der bei seinem Pflichtspieldebüt gegen Ajax Amsterdam am Wochenende direkt traf.
So reich wie viele denken, ist der Ex-Nationaltrainer Georgiens indes nicht. „Dass Jordania Milliardär sein soll, ist einfach nur lächerlich. Ich habe auch geschäftlich mit ihm zutun gehabt. Allerhöchstens ein paar Millionen wird er haben.“ Immerhin bleibt der „goldene Anteil“ der Stichting Betaald Voetbal Vitesse (so die offizielle Bezeichnung des Clubs) unangetastet. Vereinswappen, Farben oder Standort dürfen nicht verändert werden. Die Fans sind begeistert: Am Tag der Präsentation gab es einen ungekannten Run auf Dauerkarten.
Jordania holt Barca-Talent zu Vitesse
Womit Jordania sein Geld verdient, ist das große Rätsel. Kriminelle Machenschaften werden dem ehemaligen georgischen Verbandschef nachgesagt. Die Frage während der PK, ob er schon einmal eine Pistole während einer Verhandlung mit einem türkischen Spieler gezogen hat, empfand der mehrmals verurteilte Geschäftsmann als lächerlich. Was man weiß ist, dass Jordania unter anderem als Spielervermittler Geld verdient und Fußball-Fernsehrechte in Osteuropa vertreibt. Dass der 17-jährige Landsmann und U-Nationalmannschaftskapitän Giorgy Chanturia Offerten von Chelsea und Zenit St. Petersburg ablehnte und nun laut Voetbal International aus der Jugend des FC Barcelona an den Rhein wechselt, erscheint auf einmal nicht mehr verwunderlich.
Velthuizen soll bleiben
Das Talent aus Katalonien wird jedoch nur als Investition für die Zukunft erachtet. Ganz andere Kaliber sollen Vitesse ab demnächst helfen, um die Meisterschaft mitzuspielen, die spätestens in drei Jahren gewonnen werden soll. Der Etat wird massiv nach oben geschraubt. An Trainer Theo Bos wird zunächst nicht gerüttelt, allerdings sollen neue Hochkaräter den Verein verstärken „koste es, was es wolle“, so Jordania. Man erwartet, dass einige Spieler aus Russland oder dem Ostblock vorgestellt werden. Oranje-Torwart Piet Velthuizen versteht nun auch das Hick-Hack um seine Person in den letzten Wochen. In den kommenden Tagen werden Gespräch mit dem Keeper über einen neuen Vertrag geführt. Sportliche und finanzielle Perspektiven stimmen auf einmal bei dem Verein, für den der 23-Jährige schon seit 14 Jahren spielt.
NEC-Fans höhnen
Jordania, der selbst Profi war (unter anderem bei Dinamo Tiflis) versuchte zuvor bei AZ Alkmaar und KV Mechelen vergebens Fuß zu fassen. Die genauen Beweggründe, warum er ausgerechnet in der Eredivisie investieren will, sind unklar. Jordania kündigte an, nach Arnheim zu ziehen. Der KNVB hatte keine Einwände gegen die Übernahme. Der Rest der Niederlande nahm die Koop mit gemischten Gefühlen auf. Der Tenor lautet, dass man froh ist, dass jemand Geld in den holländischen Fußball steckt. Ajax-Sportdirektor Rik van den Boog: „Konkurrenz belegt das Geschäft“. Die Fans des Erzrivalen NEC dekorierten die Fanzentrale in Arnheim in der Nacht von Montag auf Dienstag mit Spannlaken: „Vite$$e verkauft an einen kriminellen Randdebilen. Viel Erfolg mit dem neuem Luftschloss.“
Q:goal.com
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