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Halli Hallo, nach längerer Abwesenheit melde ich mich mal wieder zurück und probiere mich erneut an einer Managerstory! Diesmal werde ich etwas anders vorgehen und habe mich für eine Spielerstory entschieden. Ich hoffe, das Projekt hält lange an. Ganz bewusst habe ich mich für einen Spieler enstschieden, der polarisiert und der eine Menge Storypotenzial zu bieten hat. Viel Spaß beim Lesen! Über Feedback freue ich mich immer__________________________________________________ __________________________________________________ ____________
TEIL 01 - Emirs Welt
Fiese Typen hat es im Fußballgeschäft immer gegeben. Cantona, Effenberg, Gascoigne, Di Canio – Männer, die polarisierten und nicht nur im Fußballgeschäft in der Öffentlichkeit standen. Schaut man auf die heutigen Fußballer gibt es von diesen Spielern nur noch wenige. Stattdessen Schuljungen-Frisuren, sich wiederholende Interview-Floskeln und Boyband-Charme. Die Zeiten, wo Maik Franz seinen Gegenspielern auf die Füße kloppt oder Mario Basler mit Opa-Hut einen Eckball schlagen will sind vorbei. Naja fast. Einzelne Spezies der „Echten Typen“ gibt es schon noch. Selten – aber sie kommen vor. Einer von denen treibt sich in Hamburg rum – der Stadt der Brücken, der Stadt der Sünde, der Stadt des Nordens!
Donnerstag, 13. Oktober 2016 – irgendwo in einer Hamburger VIP-Bar
„Hey Emir! Musst du nicht schon längst im Bett sein?“
„David, alter Boxer! Lass‘ das mal meine Sorge sein. Die Abfahrt nach Mönchengladbach ist erst morgen Nachmittag! Trinkst du noch ein Glas Champagner mit mir?“
„Na Logo, Emir! Mit dir doch immer!“
Hallo Liebe Freunde! Mein Name ist Emir Spahic. Ich spiele für den Hamburger SV in der Fußball-Bundesliga. Die letzten Jahren waren nicht immer einfach für mich. In Leverkusen bin ich nach einem Wortgefecht mit einem Ordner aus dem Verein geflogen. Nun darf ich im Alter von 36 Jahren noch für den HSV meine Fußballschuhe schnüren. Hamburg ist eh eine schönere Stadt als Leverkusen. Also alles richtig gemacht! Leider haben es viele Kritiker in den letzten Jahren auf mich abgesehen und sind mit meinem Lebensstil nicht einverstanden. Auf dem Platz bin ich eben ein Hitzkopf und lasse mir nichts sagen. Und auch außerhalb des Platzes mag ich es nicht, wenn man mich doof von der Seite anmacht. Aus dem Alter, dass ich den perfekten Schwiegersohn geben muss, bin ich längst raus. Das sollen andere machen! Natürlich gehe ich gerne feiern, natürlich habe ich gerne hübsche Frauen um mich und natürlich habe ich Geld, welches ausgegeben werden muss. Ein Leben zwischen Social Media und Fußballplatz ist für mich nicht vorstellbar. Ich genieße das Leben! Und jetzt sitze ich hier mit einem langjährigen Freund im VIP-Bereich der Hamburger DaCaio Bar direkt an der Alster. Der Freund, der mich da eben begrüßt hat ist übrigens David Marcino. David hat sich durch die Organisation von MMA-Kämpfen in den letzten Jahren einen Namen in Hamburg gemacht. Hat mich schon öfters gefragt, ob ich nach meinem Karriereende nicht auch in diesen Bereich einsteigen will. Scherzkeks.
„Emir, schütte mir doch noch was sein“, sagt plötzlich das Mädchen neben mir. Ich schaue dem Blondie ganz tief in die Augen. „Für dich immer…. Wie heißt du nochmal?“ Mit großen Augen schaut mich das Blondie an. „Blödmann“, zickt es mich an und stapft auf und davon. „Ach, Emir! So geht man doch nicht mit Frauen um!“ sagt David plötzlich lachend. „Ach, da mache ich mir keine Sorgen, die kommt schon wieder! Und ich werde mich jetzt verziehen. Nicht, dass hier irgendwo Fotografen rumlungern und mich auf die Titelseite bringen. Also Ciao, David! Und falls du mal wieder Karten brauchst, sag Bescheid.“ „Danke dir Emir! Für das Heimspiel gegen Dortmund kannst du mir vielleicht drei oder vier Karten zurücklegen. Im Gegenzug bist du natürlich auch immer herzlich eingeladen, zu den MMA-Veranstaltungen zu kommen!“ „Danke, David! Ciao Ciao…“
Vor der Bar stieg ich in meinen geräumigen VW Touareg V6 TDI mit Luxusausstattung und machte mich auf den Weg in meine Wohnung im Hamburger Stadtteil Harvestehude. „Wohnung“ ist vielleicht nicht der ganz richtige Begriff – „Penthouse“ trifft es da schon eher. So gab ich – ganz stilecht – meinem lebensgroßen Stormtrooper im Flur ein High Five und machte es mir auf der weißen Ledercouch vor meinem Fernseher gemütlich. Noch schnell Tipico gecheckt und WhatsApp überprüft:Albin mal wieder – der faule Hund! Knallt seit ein paar Jahren eine heiße Blondine, lebt in einer protzigen Wohnung – zum Auto fahren ist er aber immer noch zu faul. Na gut, werde ich morgen wieder Fahrdienst spielen… Und jetzt erstmal ins Bett!
Freitag, 14.Oktober 2016 - 14:28 Uhr - irgendwo in Hamburg-Blankenese
Dass sich Albin mit seiner Perle für eine schicke Villa im exklusivsten Stadtteil Hamburgs entschieden hat passt zu ihm! In Blankenese war die Welt noch in Ordnung. Viele reiche, viele junge Leute leben hier und zeigen was sie haben. Von dicken S-Klassen bis schnittigen Lamborghinis - man fühlte sich hier wie in einem zweiten Monaco. Ich zeig zwar auch gerne, was ich habe aber dieses intellektuelle Gehabe der Blankeneser geht mir auf den Keks. So bin ich mit meinem Penthouse in Harvestehude - oder kurz "Hude" - mehr als zufrieden. Hier lassen die Leute einen in Ruhe und plappern dich nicht voll darüber, welches Handikap sie beim Golf haben oder wohin der nächste Segelturn geht. Mit Albin gingen auch manchmal die Hunde durch. Letzten Sommer - während der EM - umrundete er mit einem Segelboot die Balearen und fragte mich ernsthaft, ob ich mitkommen wolle. Ich habe dankend abgelehnt und ließ mir stattdessen auf den Bahamas Palmenblätter zuwedeln.
"Hey Emir!" Albin klopfte an die Beifahrerscheibe und grinste mich schräg an. "Steig ein", sagte ich. Albin öffnete den Kofferraum, lud seine Sporttasche hinein und setzte sich dann neben mich. Zum Abschied winkte er noch seiner Freundin, die vor der Tür stand. Auch ich zwinkerte der Braut zu. "Weißt du eigentlich was für ein Glück du hast?", fragte ich Albin, während ich durch Blankenese tuckerte. "Heiße Frau, schickes Haus - dir geht es richtig gut, Albin!" "Ich überlege mich von Jenny zu trennen", sagte Albin plötzlich. Mit einem Mal drückte ich auf die Bremse. "What the ****?" "Naja, Emir! Ich sehe dich und sehe, wie du reihenweise Mädels abschleppst und das Leben eines Rockstars lebst!" "Jetzt mach mal halblang, Albin!" "Nein, im Ernst Emir! Jenny und ich - das passt einfach nicht mehr! Ich habe viel Geld, ich lebe in Hamburg - eigentlich sollte ich es regelmäßig krachen lassen!" "Du klingst wie ein 16-Jähriger", grinste ich Albin an. „Aber lass uns da doch nochmal in Ruhe drüber reden, wenn wir vom Spiel wieder da sind! Gehen wir doch nächste Woche mal zusammen essen mit Jenny und… ich finde auch schon irgendeine!“ „Okay, Emir!“
Die nächste Station war das Kempinski Atlantic Hotel am Alsterufer. Hier sammelte ich noch Alen Halilovic ein. ‚Mein Schützling‘, wie ich ihn gerne bezeichnete. Als Alen im Sommer vom FC Barcelona nach Hamburg wechselte war ich nicht minder daran beteiligt – was einfach daran liegt, dass ich früher mit Alens Vater Sejad zusammen in der Türkei spielte und ich bis heute noch einen guten Kontakt zu ihn pflegte. „So jetzt holen wir Alen ab! Im Unterschied zu dir, IST Alen ein Teenager und darf vögeln wen und was er will, Albin!“
Zusammen eine Fahrgemeinschaft: Albin Ekdal und Alen Halilovic fahren bei mir mit
„Ola, Alen!“ sagte ich, als er zu uns ins Auto einstieg. „Alles gut?“ „Alles gut!“ antwortete der Blondschopf knapp. Sein Deutsch war noch ziemlich schlecht, aber er lernte von Tag zu Tag mehr dazu. Im Kempinski-Hotel wohnte er noch, da die Wohnungssuche in Hamburg selbst für Spitzenfußballer wie uns, immer schwerer wird. Als Alen ins Kempinski – einst langjähriger Wohnsitz von Udo Lindenberg – zog, gab ich ihm erstmal die Nummer des besten Escort-Services der Stadt. Der Kleine schaute mich nur mit offenem Mund an! Ich glaub, er war noch nicht so weit…
Nun ging es also mit dem Bus nach Mönchengladbach. Die knapp fünf Stunden Fahrt verbrachte ich mit Musik hören, Serien schauen (House Of Cards geht immer) und ein bisschen Plaudern mit dem Trainer. Markus Gisdol hieß der Mann, der seit neuestem bei uns am Seitenrand stand und Bruno Labbadia erst vor kurzem als Coach abgelöst hatte. Mein bosnischer Freund Ermin Bicakcic hatte mit Gisdol bereits in Hoffenheim Erfahrung gemacht und mir versichert, dass er ein seriöser Mann ist, der immer neue Ideen hatte. Das gefiel mir. Anders als Bruno Labbadia. Er hatte zwar auch seine Erfolge, dennoch hatte man oft das Gefühl, dass er seine Frisur wichtiger fand, als dass was auf dem Trainingsplatz passierte. Ich kam nicht sonderlich klar mit ihm und war ganz froh, dass er weg war.
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