01 Vom Deutschen Meister zum Bundesligaabstieg
Wir schreiben den 19. Mai 2007, Antonio da Silva flankt den Ball von der linken Seite in den Strafraum der Cottbuser. Torjäger Gomez springt am Ball vorbei, doch dahinter nickt Sami Khedira den Ball gegen die Laufrichtung von Piplica in die Maschen und versetzt das Gottlieb-Daimler-Stadion in Extase. Der Deutsch-Tunesier, der acht Monate zuvor sein Profidebüt gab sichert dem VfB Stuttgart mit diesem Treffer die deutsche Meisterschaft 2007. Ein Triumph an den vor der Saison nicht einmal die kühnsten Optimisten in den Reihender Schwaben denken konnten. Eine Woche später hatten die Stuttgarter sogar noch die Möglichkeit auf das Double, doch im Finale des DFB-Pokals musste man sich dem 1.FC Nürnberg nach Verlängerung geschlagen geben.
Knapp neun Jahre später. Nach einem 1:3 beim VfL Wolfsburg ist der zweite Bundesligaabstieg der Stuttgarter Vereinsgeschichte besiegelt. Doch wie konnte es so weit kommen?
Schon in der Saison nach der deutschen Meisterschaft läuft es unrund beim VfB. Die Neuzugänge Bastürk, Marica und Schäfer floppen, in der Champions League wird man, in einer zugegebenermaßen schweren Gruppe, letzter und scheidet aus. Und auch im DFB Pokal ist nach dem Viertelfinale durch eine peinliche Niederlage gegen den FC Carl Zeiss Jena Endstation. In der Liga schafft man es dagegen immerhin noch sich mit einer Steigerung in der Rückrunde für den UEFA Cup zuqualifizieren.
Für Meistertrainer Armin Veh ist nach einem erneut schwachen Saisonstart 2008/09 Schluss beim VfB. Markus Babbel übernimmt und führt die Schwaben mit einer überragenden Rückrunde wieder in die Champions League. Am Ende der Saison muss man den Abgang von Goalgetter Mario Gomez hinnehmen, der für 30 Mio Euro zu den Bayern wechselte. Wie schon nach der Meisterschaft schaffte man es aber nicht sich adäquat zu verstärken und präsentierte am Ende den Russen Pawel Pogrebnyak als Gomez-Nachfolger. Dazu holte man den einstigen Publikumsliebling und Dribbelkünstler Aliaksandr Hleb für eine stolze Ablösesumme zurück an den Neckar, doch auch der Weißrusse kann in seinem zweiten Engagement bei den Schwaben seinem Einkaufspreis nicht gerecht werden.
Der schwache Start in die Saison entwickelte sich dann so langsam zur Tradition und für Babbel war nach 14 Spielen und einem enttäuschenden 17. Tabellenplatz Schluss. Unter seinem Nachfolger Christian Gross erreichte man das Achtelfinale der Königsklasse in dem man dem FC Barcelona zu Hause ein 1:1 abringen konnte, doch auswärts dann chancenlos ausschied. Inder Liga entwickelte sich dann auch die starke Rückrunde zur Tradition beim VfB und man konnte sich für die Europa League qualifizieren, was angesichts des mittlerweile hohen Spieleretats aber auch noch zu wenig war.
Im Sommer 2010 verließ mit Sami Khedira der nächste junge Wilde den VfB. 14 Mio Euro überwiesen die Königlichen von Real Madrid für ihn. Zudem übernahm Fredi Bobic den Posten von Horst Heldt, der zum FC Schalke 04 ging.
In der Folgesaison dann nichts neues, bescheidener Saisonstart, Gross wird entlassen. Nachfolger Jens Keller muss sogar 59 Tage nach Amtsantritt ebenfalls seinen Platz räumen, Chaos pur bei den Schwaben. Bruno Labbadia übernimmt und führt Stuttgart auf Platz Elf. Das erste mal seit 2006 spielt man damit im Ländle nicht international. Doch unter Labbadia ist endlich mal wieder so etwas wie Kontinuität zu erkennen. Trotz extremem Sparkurs, bedingt durch fehlende Einnahmen aus der Champions League, führt Labbadia Stuttgart zurück in die Europa League und ins DFB Pokal Finale 2013, wo man sich dem FC Bayern München mit 2:3 geschlagen geben muss.
Beim vorerst letzten Auftritt auf internationaler Bühne scheitern die Schwaben in der Qualifikation zur Europa League am kroatischen Außenseiter HNK Rijeka. Damit ist der Niedergang endgültig eingeleitet. Für Labbadia steht nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt die Entlassung. Auch Thomas Schneider kann den VfB nicht aus dem Abstiegskampf zerren und wird durch Huub Stevens ersetzt, der die Stuttgarter vor dem Abstieg retten kann.
im Sommer 2014 wird Meistertrainer Armin Veh zurück an den Neckar geholt. Veh soll die Schwaben zurück in höhere Tabellenregionen führen, doch es kommt mal wieder anders. Veh tritt nach gerade einmal zwölf Spieltagen zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist Bobic ebenfalls nicht mehr bei den Schwaben, er wurde kurz vor Anpfiff zum fünften Spieltag entlassen. Erneut wird Huub Stevens engagiert, der den VfB Stuttgart auch dieses Mal haarscharf vor dem Abstieg retten kann.
Doch ein Jahr später ist das Unheil dann nicht mehr abzuwenden. Mit Alexander Zorniger wird der zehnte Trainer in neun Jahren präsentiert. Zornigers Offensivfussball, den er selbst als alternativlos betitelt, findet im 0:4 gegen den FC Augsburg seinen Tiefpunkt und auch er muss gehen - ein unfassbarer Trainerverschleiß. Bisheriger Coach der Reserve, Jürgen Kramny bringt den Erfolg zunächst zurück. Im Februar ist der Abstiegskampf kein Thema mehr. Doch nach einem einzigen Sieg aus den letzten dreizehn Spielen ist der Abstieg nicht mehr abzuwenden, ein Abstieg den man sich über Jahre hinweg erarbeitet und schließlich dann auch verdient hat.
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