Dorados de Sinaloa, das sollte also mein neues Team werden! Ich freute mich wirklich, Mexiko, Strand, Sonne, sexy Latina-Chicas, es hätte mich schlimmer treffen können. Bogdan war nicht gut auf mich zu sprechen, meinte nur kurz und knapp, dass 'die Depperten eh immer s'Glück haben', doch gegen Ende versöhnten wir uns doch wieder, scheinbar hatte nicht nur ich auf mexikanisches. Mein spanisch war zwar nicht das beste, deshalb habe ich mich noch ein Wörterbuch gekauft und meinen Spielerberater einen Spanischkurs für mich buchen lassen. Vorerst musste ich mit englisch mich versuchen zu verständigen, was in Südamerika gar nicht so einfach war. Über das Internet versuchte ich mir die Grundkenntnisse anzueignen und fußballerisches Wissen in spanisch zu büffeln. Doch mitten drunter riss mich ein Klingeln aus den Gedanken, wer könnte das sein, ich hatte schon fast allen bekannt gegeben, dass ich morgen nach Mexiko fliegen würde um den Vertrag zu unterzeichnen. Es war Becali's Fahrer, der mir nur sagte, dass der 'Big Boss' mich erwarten würde. Ein letztes Mal hoffentlich, dachte ich. Auch wenn ich zum ersten Mal mit dem Fahrer Smalltalk führen musste, der, wie ich erfuhr Mexikaner war und mir ein wenig etwas über die Liga und die Mafia erzählte. Er selbst war als Jugendlicher Anhänger von Cruz Azul, kam aber aus ärmlichen Verhältnissen und schaffte es deshalb nur selten ins Stadion zu gehen. Becali erwartete mich diesmal nicht mit Guavensaft, sondern hatte ein orangefarbenes Getränk mit überzuckertem Rand zubereitet. Es sah aus wie Orangensaft, aber was sollte der Zucker? Ich begutachtete das Glas vorsichtig, als Becali hereinkam. '
Sorin, schön, dass du kommen konntest! Eine Spezialität aus deiner Heimat für das nächste Jahr!' Kommen konnte, wollte ich schon sagen, hatte ich denn eine andere Wahl gehabt. Ich starrte weiterhin das Glas an, Tequila hatte ich anders in Erinnerung. Ich fragte nach, was das denn ist und ich sollte doch mit dem Alkohol maßhalten.
'Das ist Qamaraddin, probiere einfach mal und da ist kein Alkohol drinnen, du Witzbold!' Irgendwie klang das gar nicht mexikanisch und ein Schluck von dem Zeug ließ in mir die schlimmsten Erinnerungen hochkommen. Mit einem lauten Prusten spuckte ich Becali diese orange Etwas mit Stücken von etwas anderem auf den Teppich. Becali krümmte sich vor lachen, ich dachte eher, dass er mich gleich wegen dem Teppich lynchen würde, aber das schien ihn überhaupt nicht zu kümmern.
'Was zum Teufel ist das für ein scheußlicher Drink, sie sollten ihren Barkeeper mal beibringen, dass man die Sachen da drinnen vorher mixt!' gab ich sichtlich verärgert von mir. Bis sich Becali wieder eingekriegt hatte, hatte auch schon jemand die Sauerei auf dem Teppich beseitigt, verdammt, der war sogar darauf vorbereitet.
'Was ist hier los, was ist das?'
'Sorin, ich weiß, du hast dich auf Mexiko gefreut, aber das wird nichts! Ein alter Freund von mir hat einen Club in Arabien, du spielst ab sofort für Al Nassr in Riad!' Ich sprang auf:
'NEIIIINNN! Das ist nicht ihr Ernst! Jedes gottverdammte Land würde ich lieber nehmen, schicken sie mich doch gleich nach Nordkorea!' Ich kriegte mich kaum noch ein, Arabien, das konnte doch nicht sein. Becali redete weiter:
'Sorin, du hast hier nicht die Wahl, ich habe dir gesagt, dass ich den Verein auswähle und Mexiko halte ich nicht für gut für dich, du sollst dich in den Griff bekommen, nicht wilde Latino-Partys am Strand feiern! Arabien ist im Moment das richtige für dich, ich habe dir bereits alles besorgt, Donnerstag geht es los! Und jetzt entschuldige mich, ich habe noch Sachen zu erledigen!' Ich konnte den Grinser in seinen Augen sehen, als er sich eine Zigarre anzündete und mich mit offenem Mund stehen ließ. Leider konnte ich nicht so schnell reagieren, aber das war doch ein verdammter Scherz! In meiner Wut nahm ich das Glas mit Qamadingsbumswasauchimmer und pfefferte es mit voller Wucht an die weiße Wand hinter mir. Ich ließ den verblüfften Mexikaner, der mich wieder heimbringen wollte staunend stehen, gab die besten rumänischen Schimpfworte von mir und zerstörte mit einem herzhafte Fußtritt die Dekoration an seinem Gartenzaun. Ich war fertig mit Becali, dieser Bastard, da hatte ich die Chance nach Mexiko hin zu gehen und er schickt mich sprichwörtlich in die verdammte Wüste.
Knapp anderthalb Stunden ging ich, bis ich in Zentrum von Bukarest war, mittlerweile sollte jedes Viertel meine besten Schimpfworte kennen, doch ich wollte nur eines, Rache! Ich überlegte, wie ich es ihm am besten heimzahlen konnte, schließlich konnte es wohl kaum schlimmer kommen, obwohl Nordkorea ihm durchaus zuzutrauen war. Ich überlegte kurz und rief dann Ioana an. Ich wollte ihn da treffen, wo es ihn am schlimmsten treffen würde, seiner Familie. Ioana meldete sich sofort und hauchte fast schon mit tränenerstickter Stimme meinen Namen.
'Komm ins Café Naționăla in einer halben Stunde, ich warte auf dich!' Das war fast schon kalt, aber in dem Moment war es einfach nur die Wut, die aus mir sprach. Ich legte kurz meine Sachen in meiner Wohnung ab, trank zwei Red Bull auf Ex und beruhigte mich, nachdem ich den Stuhl für den Schreibtisch in Einzelteile zertrümmert hatte, allmählich wieder. Meine Nachbarn kamen natürlich wieder aus ihrer Wohnung und regten sich auf, was der Krach denn solle.
'Becali schickt mich nach Arabien, diese curva, das ist los!' schrie ich ihnen entgegen, schloss die Türe nicht allzu laut und lief die Treppen hinab.
Kurz darauf saß ich im Café um die Ecke und starrte auf mein Handy. Ich hatte keine Ahnung von Arabien, wollte es vorerst auch gar nicht wissen, was mich da erwarten würde, dazu hatte ich auch keine Zeit. Ioana war gerade zur Tür hereingekommen, sah mich und rannte fast schon mit tränenverschmiertem Gesicht auf mich zu. In diesem Moment überlief mich ein kalter Schauer, sowas nannte der Experte wohl Mitgefühl und ich fing Ioana auf, die sich in mich stürzte und in Tränen ausbrach. Ich streichelte sie sanft über ihr Haar und hielt sie fest. Die Menschen um uns hatten sich komplett auf uns fixiert und ich zuckte nur mit den Schultern und gab ein
'was denn, ich bin es gewohnt, so begrüßt zu werden, nach 2 Wochen ohne Kontakt!' Zwei Wochen hatte ich nicht einen Buchstaben mit Ioana gewechselt, doch sie schien es voll erwischt zu haben.
'Geht es wieder?' fragte ich sie vorsichtig, als sie sich scheinbar beruhigt hatte. Wortlos küsste sich mich und stammelte nur, dass sie mich so sehr vermisst hatte. Damit hatte sich die Sache, wie ich ihr das mit Arabien erklären sollte, auch wieder verflüchtigt. Ich trank mit ihr einen Café und eigentlich wollte ich sie danach flachlegen und mich an Becali rächen, indem ich ihm das Video schickte, aber ich konnte es nicht. Ich brachte es nicht übers Herz, irgendwie hatte es mich mit Ioana auch erwischt. Wir tranken fertig und ich nahm sie an der Hand und meinte nur, ich habe nichts vor, ob sie in meine Wohnung mitkommt. Es war ein Kinderspiel sie zu überzeugen, vermutlich hätte sie zu Chloroform und einer Tasse Qamadingsbumswasauchimmer ebenfalls ja gesagt.
Da saß ich also, auf der Couch in meiner Wohnung, dicht umschlugen mit Ioana, sie sich am mich klammerte, als würde sich hinter ihr eine Schlucht auftun.
'Warum hast du mir nichts gesagt, dass du mit Becali verwandt bist, verdammt!' sagte ich mit ruhiger aber fordernder Stimme.
'Weil ich gewusst habe, wie du reagiert hättest, Sorin, du hättest mich in die Wüste geschickt!' Verdammt, dachte ich, hier will mich jeder in die Wüste schicken! Eigentlich wäre das der perfekte Zeitpunkt, um ihr die Sache mit Arabien zu sagen, aber ich schob es auf später.
'Woher willst du das wissen, mir wäre es egal gewesen, ob du mit Becali oder die Tochter des Präsidenten gewesen wärst, ich wollte das süße Mädchen, dass ich vor dem Krankenhaus kennen gelernt habe!' 'Du hättest mich trotzdem angesprochen und mit mir etwas angefangen, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich Becali's Nichte bin?' 'Ja, ich weiß nicht, warum nicht, kümmert mich ja nicht, Becali hat nie zu mir gesagt, fang nichts mit meiner Nichte an!' Ioana seufzte.
'Entschuldigung, so war das nicht gemeint, ich kann nur gerade den Namen George Becali nicht hören, ohne einen Zerstörungsdrang zu verspüren.' 'Wieso?' Nun war definitiv der richtige Zeitpunkt!
'Er schickt mich nach Arabien! Ich hatte ein unterschriftsreifes Angebot aus Mexiko und er macht für mich einen Vertrag in Arabien klar!' Ioana's Augen wurden größer, aber zum Glück nicht nass.
'Und was wird mit ...... uns?' Ich zuckte nur mit den Schultern? Ich wusste es nicht, aber Ioana hatte schon fast wieder Tränen in den Augen.
'Nein, ich meine nicht, dass es aus ist, nur sag mir, was wir tun sollen? Ich bin tausende Kilometer weit weg und von einer Fernbeziehung halte ich genauso viel wie..' '... wie von einem Krankenhausaufenthalt, ich weiß!' beendete sie meinen Satz. Ich küsste sie. Wir saßen noch eine Zeit lang so da und grübelten über die Zukunft nach. Ich hatte keine Ahnung, ob Ioana eine Idee hatte, aber wie sollte das funktionieren, sie würde mich bei aller Liebe wohl kaum nach Arabien begleiten, noch dazu, was sollte sie Becali sagen. Da fiel mir ein, dass ich gar nicht wusste, was sie beruflich eigentlich machte.
'Ioana, sag mal, du hast mir noch gar nicht gesagt, was du beruflich machst!' Sie lächelte mich an.
'Millionärsverwandtschaft, schon vergessen?' Achja, war ja klar. Jetzt musste sie eigentlich nur noch eine passende Ausrede finden, wenn sie wirklich so verrückt nach mir war, würde sie wohl tatsächlich nach Arabien mitkommen.
Ich verbrachte nicht nur den Abend und die Nacht mit Ioana, sondern auch die meiste Zeit bis zu diesem Donnerstag. Sie machte mich glücklich und mich machte es glücklich, dass ich sie glücklich machen konnte und dabei auch Becali eins auswischen konnte. Wir redeten fürs erste nicht über Arabien, sondern darüber, was wir bis Donnerstag, übermorgen noch machen wollte. Ich hatte kaum mehr etwas zu tun, musste nur zum Training gehen und hielt mich danach im Fitnessstudio fit, wo auch Ioana mich besuchte, Becali würden wir hier sicherlich nicht treffen. Die Zeit bis Donnerstag verging leider wie im Flug und ich wusste, dass es wieder ein tränenreicher Abschied werden würde. Ioana hatte sich irgendwie rausgelogen, dass sie eine Freundin in Timisoara beuschen würde und erst Donnerstag Abend wieder hier wäre, dadurch 'wohnte' sie quasi bei mir. Bogdan war mit seiner Jobsuche ohnehin beschäftigt und er sagte mir auch, dass er Becali nicht verraten hatte, wer die Typen waren, die sein Stadion zerstört hatten. War das etwas der Grund für die Wüstennummer? Apropos Wüstennummer, ich brauchte mal ein Glas Wasser, um nicht Strohballen oder Sandhaufen zu spucken. Ich verwarf den Gedanken wieder und 'kümmerte' mich wieder um Ioana, so verliebt wir jetzt auch taten, in ein paar Stunden würde sie mir hinterher winken und wir blickten in eine ungewisse Zukunft. Wir bestellten uns ein Taxi zum Flughafen, auch wenn mich Becali führen lassen wollte, ich konnte ihn damit abwimmeln, indem ich sagte, dass mich Bogdan zum Flughafen begleiten würde und er besoffen sei. Der Taxifahrer war wieder einer der ganz geschwätzigen Typen, doch wir ließen uns davon nicht ablenken und vergnügten uns auf der Rückbank.
'Urlaub oder Flitterwochen?' frage der Taxilenker.
'Weder noch, ich muss nach Arabien und deshalb Klappe, hier hinten zählt jede Sekunde!' Damit konnte man nicht nur jeden zum Lachen bringen, sondern auch wieder ungestört Ruhe haben. Knapp eine Stunde später standen wir eng umschlungen am Check-In des Flughafens in Bukarest, gleich war es soweit. Ioana wirkte gefasst, ich hatte das mit etwas anderem gerechnet, aber das war mir ohnehin lieber. Der Zeitpunkt kam, als wir uns verabschiedeten, lang und intensiv küssten und Ioana mir hinterher sagte, dass sie so schnell wie möglich nachkommen würde. Ich war mir da nicht so ganz sicher, ob sie das wirklich durchziehen würde, aber ich hoffe natürlich, dass sie wirklich mich zumindest mal besuchen kommen würde. Meine Gedanken kreisten um alle möglichen Sachen, während an Board die letzten Checks vor dem Start durchgeführt wurden, eine letzte Herzchen-SMS von Ioana und dann war es echt soweit, ich verließ rumänischen Boden in eine unbekannte Zukunft.....
Quellen: Gartendeko, Ioana, Airbus A380
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