Pünktlich um 18 Uhr des nächsten Tages nach Gewinn der Meisterschaft, des Crown Prince Cups und auch des King's Cups hatten wir nach einer langen anstrengenden Saison nur noch ein Ziel: Feiern! Für mich, wie auch für Adrian und Fábian gehörten zu einer normalen Feier Alkohol dazu, für Mohammed war es völlig normal mit alkoholfreien Cocktails, Rosenwasser und etwas anderem, womit ich schon bei Becali damals Bekanntschaft gemacht hatte, zu feiern. Doch es war vorherzusehen, dass diese Meisterschaftsfeier wohl auch gleichzeitig ein Art Abschlussfeier sind würde, denn nach dieser Saison würde es kaum möglich sein, mich in Arabien zu halten. Das schien auch Fabio Cannavaro zu ahnen, der sich herzlich von mir verabschiedete, mir alles Gute für die weitere Karriere wünschte und dann schleunigst in Richtung Heimat verduftete. Die Feier mit der Mannschaft verlief weitgehend langweilig und glich eher einem Kindergeburtstag, doch wir vier wollten noch etwas besonderes erleben. Adrian hatte die Idee, eine Yacht zu chartern und auf See zu feiern, doch wo sollten wir hier in der Nähe Alkohol herbekommen? Zum Glück war das auf der Yacht inbegriffen, ein zypriotischer Unternehmer machte uns diesen Gefallen und auch wenn wir nicht übertreiben wollten, so musste das einfach sein. Bei Mohammed mussten wir lange Zeit Überredungsarbeit leisten, er hatte in seinem Leben noch nie Alkohol getrunken, sein Glaube verbat ihm dies, doch für eine Pilgerreise nach Mekka dürfte er einen Abend lang feiern, wie ein Europäer, sagte er.
Gegen 22 Uhr am nächsten Tag kam auch, mit einiges an Verspätung, die Yacht an. Ich hatte es so kurzfristig leider nicht geschafft, Ioana einzuladen und Bogdan war ohnehin wieder zu beschäftigt, um sich Zeit für seinen besten Freund zu nehmen. So waren wir ganz für uns alleine, eine nette kleine Party, bei der wir auch über unsere Ziele redeten. Mich interessierte vorallem, wie es Adrian und Fábian hierher verschlagen hatte. Während es bei Adrian vorallem das fürstliche Gehalt war, dass ihn, nachdem er von Polen aus in die Türkei zu Trabzonspor gewechselt war, in die Wüste lotste, war es bei Fábian Estoyanoff eher die aussichtslose Lage, irgendwo noch einen anständigen Vertrag zu finden. Mittlerweile konnte er auch recht gut Englisch, deshalb erzählte er mir, dass er einst wie ich begonnen hatte, ein junger Uruguayer, mit großen Zielen und dem Traum, es im Fußball bis ganz nach oben zu bringen. Im Alter von 23 Jahren wechselte er damals für die Lächerlichkeit von 800.000€ zum großen FC Valencia. Dort konnte er seine gute Saison in Uruguay aber nicht bestätigen, wurde Jahr um Jahr verliehen und so verstrich eine einst steil verausgesagte Karriere eher im Sand. Auch der Wechsel nach Griechenland brachte nicht die gewünschte Wende, so suchte er im Winter 2012 das Weite und ging zurück in seine Heimat, zurück zu seiner Liebe, Peñarol. Als sein Vertrag dort im Januar 2015 nicht mehr verlängert wurde, sah er sich gezwungen, den Schritt in die Wüste zu machen, eine Art letzte Chance. Adrian fühlte mit und unterhielt sich lange mit Fábian, pber verpasste Ziele, Träume und Dinge, die sie anders gemacht hätten. Ich unterhielt mich mit Mohammed und eine Frage, die ich ihm schon seit Monaten stellen wollte, platzte nun, ohne Vorwarnung aus mir heraus.
'Sag mal, Mohammed, hast du nie gedacht, einmal im Ausland zu spielen? Ich meine, du bist doch viel zu gut für diese Liga hier, gibt es keinen Verein, der dich verpflichten will, der dich reizen würde?' Mohammed schüttelte den Kopf und gab mit mit wenigen Worten eine Antwort, die man kaum missverstehen konnte:
'Sorin, du kennst doch sicher Jesús Navas! Ich bin im Prinzip sein arabisches Spiegelbild, ich kann mir nicht vorstellen, hier wegzugehen, alles hinter mir zu lassen und wo anders neu zu beginnen!' Ich staunte. Ich hätte eher mit einer Verpflichtung gegenüber dem Scheich, oder zu hohen Ablöseforderungen gerechnet, aber Heimweh hier her? Ich nahm einen großen Schluck von meiner Margarita.
'Es ist also Heimweh? Wie bist du drauf gekommen?' 'Auf den Reisen mit der Nationalmannschaft. Anfangs ging es kaum ein paar Tage, mittlerweile ist etwa ein Monat kein Problem mehr, aber auf Dauer kann ich mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Ich bin jetzt 28, da ist es ohnehin schon zu spät für.....' 'Blödsinn, es ist nie zu spät!' fiel ich ihm ins Wort,
'es gibt einige Vereine in Europa, die glücklich wären, einen Spieler wie dich in ihren Reihen zu haben! Es war mir immer eine besondere Freude, mit dir zu spielen, ich hoffe, das weißt du!' Mohammed nickte erneut.
Wir redeten noch lange weiter, fanden später sogar noch Zeit, auf dem Deck uns gegenseitig den Ball hin und her zu schieben und versprachen uns, in Kontakt zu bleiben, egal, was passieren würde. Die Nummern von Adrian und Mohammed hatte ich ohnehin schon, wir tauschten unsere Nummern gegenseitig aus und gingen mit einem guten Gefühl morgens von Board, dem Gefühl, hier nicht nur Kollegen, sondern Freunde gefunden zu haben. Am späteren Nachmittag ging es mit dem Flugzeug von der Küste in Dschidda, wo unsere Yacht wieder Richtung Zypern fuhr, wieder zurück nach Riad, knappe zwei Stunden waren es. Für Adrian und mich waren die nächsten Stunden sehr stressig, es hieß packen, denn bereits am nächsten Morgen würde es über Istanbul zurück nach Hause gehen. Ich verließ diesmal mit einem gemischten Gefühl Arabien an diesem 22. Juni.
In etwas mehr als einer Woche würde der Transfermarkt aufmachen, ich wusste also nicht, ob ich nochmals nach Arabien zurückkehren würde, oder nicht. Ioana hatte in der Zwischenzeit viele Reisen unternommen, um eine passende Heimat zu finden, wo sie sich wohl fühlen würde. Ich sah es ihr an, als wir uns in Bukarest am Flughafen in die Arme fielen, dass sie grübelte und mir wohl doch gute Nachrichten sagen wollte. Auf der Fahrt zu meiner Wohnung, Verzeihung, unserer Wohnung waren wir vorerst noch anderwertig beschäftigt, schließlich hatten wir und knapp 3 Monate nicht gesehen, doch zuhause angekommen, wollte ich es wissen und fragte sie, was sie mir schon die ganze Zeit sagen wollte.
'Sorin, du weißt ja, ich war die letzten Monate viel auf Reisen, habe viel gesehen und tatsächlich gibt es drei Orte, an denen ich mich nahezu wie zuhause gefühlt hatte, hier, hier uuuuuund hier.' Sie zeigte mir mit dem Finger auf der Landkarte, welche Städte ihr besonders gefallen hatten. Auf die erste Stadt hätte ich selbst auch kommen können, Paris. Vorallem bei Verliebten hoch im Kurs gab es aber auch fußballerisch hier einiges, doch von Vereinen wie es PSG einer ist, hielt ich nicht besonders viel. Ich musterte die zweite Stadt, auf die sie zeigte. Neapel, Italien. Das kam für mich doch überraschend, gefiel mir aber schon besser als Paris, zumindest von fußballerischer Sicht aus. Der SSC Napoli war einer der Vereine, die sehr stark im Kommen sind und viele gute und interessante Spieler in ihren Reihen haben.
'Also Schatz, von diesen zweien würde mich Neapel mehr reizen, ich war noch nie dort, anders als in Paris, dort ist es mir persönlich zu voll und in den Vororten zu unruhig und unsicher. Was war die dritte Stadt nochmals?' Bevor sie darauf zeigen konnte, läutete mein Handy, es war Balint, mein Spielerberater. Er klange hektisch und ich verstand ihn nur sehr schlecht, die Verbindung war nicht gerade gut.
'Balint, bitte sag, dass es wichtig ist, neben mir sitzt meine Freundin, sonst muss ich dich wegdrücken!' 'Sorin, hör zu, ich bin hier in Sevilla, wo mich der Verein über dich ausgefragt hatte, ich glaube, dass die ernsthaft überlegen, dich zu verpflichten, weißt du, was das heißt?' 'Natürlich, ich brauche dringend Flamenco-Stunden und kannst du mir unterwegs eine Flasche Sangria mitbringen?' 'Nicht lustig! Hör zu, da sind noch zwei andere Sachen, die ich die sagen muss. Ich weiß, wie der Zeitungsartikel über dich mit Espanyol zustande gekommen war, Bogdan hat sich scheinbar verplaudert bei einem Reporter, der undercover in seinem Club war und ihn mit der Masche reingelegt hatte, dass er ein Freund von dir sei.' 'Dieser Penner, der macht mir immer alles kaputt, wenn ich mal so eine Chance habe, was gibt es sonst noch?' 'Sorin, die zweite Sache ist, ich hatte vor einigen Tagen einen Anruf bekommen, sonde.............r deine Nummer haben wollte, er sagte, er kennt dich, deshalb habe ich sie ihm gegeben, normalerweie mache ich das nicht, aber es schien mir ihn Ordnung.' Balint redete wie in einem Fluss und durch die schlechte Verbindung hatte ich die Hälfte nicht mitbekommen.
'Balint, die Verbindung ist total schlecht, wem hast du nun meine Telefonnummer gegeben?' Bevor Balint antworten konnte, war die Verbindung unterbrochen und auch als ich ihn zurückrief, meldete er sich nicht. Ich widmete mich wieder Ioana, doch während sie erneut versuchte, mir die dritte Stadt zu zeigen, klingelte mein Mobiltelefon erneut. Auf dem Display erschien eine mir unbekannte, ausländische Nummer, ich vermutete den Scheich und meldete mich:
Sorin: Hallo, Sorin hier, mit wem spreche ich?
?: Sorin, ich habe deine Nummer von deinem Spielerberater. Hör zu, du wirst im Sommer eine der heißesten Aktien auf dem Transfermarkt sein und ich konnte zufällig mithören, dass auch ........ rsucht dich zu verpflichten!
Wieder knackte es, die schlechte Verbindung schien an mir zu liegen.
Sorin: Ich habe nicht verstanden, welcher Verein versucht mich zu verpflichten?
?: Ganz recht, du hast schon verstanden. Hör zu, ich habe nicht lange Zeit, aber ich kenne dich als risikofreudigen Menschen, einer, der seinen Weg geht und seine Ziele genau verfolgt. Ich schicke dir gleich eine Adresse und den Zeitpunkt für ein Treffen, nähere Infos bekommst du noch, ich hoffe, dass du noch der bist, den ich in Erinnerung habe, risikofreudig und für alles bereit! Lass uns dort treffen, ich schicke dir die Adresse!
Bevor ich die Möglichkeit hatte, zu antworten, oder überhaupt nachzufragen, mit wem ich da gerade gesprochen hatte, war die Leitung gekappt, mein Gesprächspartner hatte aufgelegt und ließ mich mit einem staundenden Gesicht zurück. Nur Augenblicke später vibrierte mein Handy und meine Pupillen weiteten sich. Das war eine SMS, die mich tatsächlich sehr überraschte, doch was nun. Sollte ich tatsächlich dieser Sache nachgehen, wenn ich möglicherweise die Chance hatte, zu Sevilla zu wechseln? Dazu wollte ich erst einmal Ioana befragen.....
Quellen: Mohammed Al Sahlawi, Ioana
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