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Vor dem Spiel gegen Nordsjælland machte vor allen Dingen die Ernüchterung die Runde: Jesper Rask hatte sich eine Schultergelenkssprengung zugezogen, würde gut einen Monat ausfallen und damit im Saisonendspurt nicht zur Verfügung stehen. Daher bot ich heute Pedersen zum ersten Mal in dieser Saison als Schlussmann auf, Ankergren nahm angeschlagen auf der Bank Platz. Im Feld wechselte ich zweimal: Andreas Christensen kam in die Innenverteidigung für den immer wieder unsicheren Andreas Egholm, zudem kehrte Hattrickschütze Jón Böðvarsson in die Startelf zurück.
Aufstellung Hobro IK: Pedersen – Tjørnelund, Christensen, Justesen, Bøge – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Andreas Pereira, Bersang – Böðvarsson
Aufstellung FC Nordsjælland: Jensen – Mtiliga, Gregor, Maxsø, Ticinovic – Vingaard, Mulder, Marcondes – John, Baldvinsson, Bech
Wir waren gegen Nordsjælland nach Meinung vieler Favorit, und wie ein solcher wollten wir auch auftreten: Spielbestimmend, selbstsicher und selbstbewusst. So hatten wir von Beginn an auch mehr Ballbesitz und waren die bessere Mannschaft, doch Nordsjælland empfing unsere Offensive knapp 25 Meter vor ihrem Tor mit zehn Feldspielern – mauern á la Mourinho, nur dass diese Spieler nicht annähernd die Qualität des Kaders von Chelsea hatten. So war es nicht verwunderlich, dass immer wieder Lücken im Defensivverbund klafften – die Art, wie wir unser Führungstor erzielten schon eher. Nach Querpass von Mikkel Thygesen führte Jacob Tjørnelund knapp dreißig Meter vor dem Tor den Ball. Der Linksverteidger sah sich um, fand keine Anspielstation und so ging er zwei Schritte und zog ab – der Ball flog wie ein Strich ins Kreuzeck, Jensen im Tor Nordsjællands war entweder zu überrascht oder schlichtweg zu schlecht und kam nicht mehr heran. Damit war das Offensivspektakel eröffnet, auch wenn die Nordsjællander Offensive nur zu Ansichtszwecken über den Rasen gondelte. Stattdessen lief einer unserer Spieler zu großer Form auf: Andreas Hugo Hoelgebaum Pereira, U21-Nationalspieler Brasiliens und längst Publikumsliebling hier. Der zentrale Offensivspieler bekam von Mads Hvilsom den Ball in den Fuß gespielt, umkurvte zwei Gegenspieler und lupfte den Ball über den herauslaufenden Jensen hinweg ins Tor. Zehn Minuten später und damit kurz vor der Pause funktionierte der gleiche Spielzug nochmal: Hvilsom bekam den Ball und lockte Ticinovic aus der Viererkette. Der Linksaußen schickte Andreas Pereira in den freien Raum und der Seleçao-Nachwuchsspieler ging mit Tempo an beiden Innenverteidigern vorbei, ließ auch noch Mulder stehen und schob den Ball überlegt in die lange Ecke. Mit diesem Komfortablen Vorsprung im Rücken ging es in die Halbzeitpause – doch die Vorwoche hatte uns gelehrt, solche Vorzeichen mit Vorsicht zu genießen. Entsprechend nahm ich auch in der zweiten Halbzeit keinen Offensivspieler vom Platz, auch weil in dieser Saison die Tabellenspitze eng zusammen war und auch die Tordifferenz am Ende würde entscheiden können. So ermutigte ich meine Spieler, weiter Druck zu machen und vor allen Dingen die Offensive der Gäste um Uffe Bech nicht ins Spiel kommen zu lassen. Die Spieler setzten die Vorgaben gut um und dominierten weiter, Nordsjælland kam nicht aus der eigenen Hälfte und kurz vor Schluss legten wir immerhin noch das 4:0 nach: Mathias Bersang flankte aus dem rechten Halbfeld nach innen, wo der aufgerückte Mittelfeldspieler Jonas Damborg mit dem Fuß zur Stelle war und den Ball über die Linie drückte.
Jacob Tjørnelunds Traumtor ebnete uns den Weg
Die letzte Auswärtsfahrt der Saison führte uns nach Randers, zu unserem persönlichen „Pokalschreck“, der in der Liga jedoch im Abstiegskampf steckte. Ich wechselte personell im Vergleich zur Vorwoche doppelt: Die Etatmäßige Nummer zwei, Rasmus Ankergren, ging zwischen die Pfosten, dazu ersetzte Jonas Damborg im Mittelfeld Thomsen.
Aufstellung Randers FC: Johnson – Tamboura, Fenger, Hansen, Thomsen – Bjarnason, Keller, Poulsen, Fisker – Ishak, Fall
Aufstellung Hobro IK: Ankergren – Tjørnelund, Christensen, Justesen, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Andreas Pereira, Bersang – Böðvarsson
Unser Gegner war schwer einzuschätzen. Obgleich sie eigentlich nicht mehr unsere Kragenweite waren, würden sie heute aus der Not heraus dennoch offensiv spielen müssen, um einen Sieg einfahren zu können und so eventuell noch die Klasse halten zu können. Das taten sie auch und öffneten uns schon früh in der Partie viele Räume, was wir eiskalt ausnutzten: Mads Hvilsom wurde von Andreas Hoelgebaum Pereira geschickt, ließ auf dem Weg zum Tor Thomsen stehen, tunnelte noch seinen ehemaligen Mitspieler und meinen ehemaligen Streithahn Hansen und prügelte den Ball dann ohne Rücksicht auf Verluste ins Tor. Wie schon in der Vorwoche öffnete uns unser Führungstreffer den Weg ins Spiel, Randers dagegen fand garnicht statt und auch die „Geheimwaffe“ Ishak blieb erschreckend blass. Ein anderer hatte das Spiel an sich gerissen: Mads Hvilsom. Der Torschütze unseres ersten Tores markierte noch vor der Halbzeitpause den Doppelpack: Diesmal von Linksverteidger Jacob Tjørnelund in Szene gesetzt und die Linie entlanggeschickt nahm er über seine Seite fahrt auf, ließ Thomsen stehen und schlenzte den Ball aus spitzem Winkel frech ins Tor. Nach der Pause wurde es für Randers immer schlimmer und für uns immer leichter: Ein Pass von Pereira auf Hvilsom öffnete das Spiel, der tanzte zum x-ten Mal Thomsen aus und spielte diesmal ab: Sein scharfer Pass fand Böðvarsson im Rücken der Abwehr, der Isländer hatte alle Zeit der Welt und schloss überlegt ab. Ein paar Minuten später war es wieder so weit: Andreas Pereira lud die Innenverteidigung Randers' zu einer privaten Tanzstunde und tanzte auch noch Schlussmann Johnson aus. Aus spitzem Winkel täuschte der Brasilianer einen Schuss an und legte den Ball flach zurück, wo Böðvarsson wieder viel zu frei stand und den Ball eiskalt im Gehäuse versenkte. Wir meldeten uns mit diesem Sieg also eindrucksvoll im Kampf um Europa und hatten einen Spieltag vor dem Ende alles in der eigenen Hand: Auf Rang drei liegend waren die ersten beiden Plätze mit vier bzw. fünf Punkten Vorsprung außer Reichweite, doch wir lagen zwei Punkte vor dem Tabellenvierten Brøndby und daher würde uns ein Sieg, wahrscheinlich sogar ein Remis zur Qualifikation nach Europa reichen. Randers dagegen war nicht zum träumen: Diese hatten nun drei Punkte Rückstand auf Vestsjælland und noch dazu das schwere Spiel in Kopenhagen vor der Brust, einziger Trostpunkt: Vestsjælland hatte mit Aalborg einen nicht minder schweren Gegner vor sich.
Mads Hvilsom und das Tor für Europa?
Quellen: Tjørnelund, Hvilsom
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