Die kurze Vorbereitung auf das nächste internationale Spiel, zu dem wir in die Schweiz fliegen mussten, wurde uns vor dem Spiel durch eine positive Nachricht versüßt: Andreas Hugo Hoelgebaum Pereira meldete sich wieder fit fürs Training und saß gegen die Young Boys Bern auch wieder auf der Bank, da ihm die Frische für 90 Minuten noch fehlte. Doch im fast ausverkauften Stade de Suisse Wankdorf erwischten wir einen schwer zu begreifenden Fehlstart: Wir hatten Anstoß, Hvilsom wagte sich direkt ins Dribbling und verlor den Ball an Sekou Sanogo. Die Berner konterten uns aus, über Steffen und Gerndt landete der Ball bei Guillaume Hoarau und der französische Mittelstürmer versenkte den Ball eiskalt. Die Spieler verstanden die Welt nicht mehr und auch ich war gelinde gesagt geschockt, aber es half ja nichts: Es musste weitergehen. Danach fand Bern aber offensiv nicht mehr statt und defensiv keine Ordnung und wir kombinierten uns nach Belieben durch die gegnerische Hälfte. Ein Versuch von Böðvarsson landete noch in den Armen von Mvogo (17') und ein Schuss von Bersang streifte das Außennetz (22'), doch dann war es so weit: Ruben Jessen fing einen Rückpass von Rochat ab, umspielte Torwart Yves Mvogo und versenkte den Ball eiskalt im Kasten der Schwarz-Gelben. Dennoch war unser Spiel nicht gänzlich zufriedenstellend und zur Pause zog ich so die Reißlinie: Andreas Pereira kam von der Bank und ersetzte den blass geblieben Mikkel Thygesen, Ruben Jessen rutschte ins defensive Mittelfeld zurück. Doch der junge Brasilianer spielte, als wäre er nicht verletzt gewesen, sondern hätte bei Zinedine Zidane hospitiert – die Magie unseres Offensivspiels war zurück. Keine drei Minuten waren in Durchgang zwei gespielt, da trug er sich das erste Mal in die Scorerliste ein: Pereira bediente Mads Hvilsom, der sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und eiskalt flach abschloss. Und nur einen Angriff später rappelte es erneut: Hoelgebaum Pereira bediente den links aufgerückten Außenverteidiger Jacob Tjørnelund, der mit Hvilsom eine Überzahlsituation herstellte. Im Rückraum wurde so Böðvarsson alleine gelassen und bekam den Ball zugespielt, der Isländische Torjäger schlenzte den Ball unhaltbar halbhoch rechts ins Tor. Damit hatten wir den Young Boys endgültig den Zahn gezogen und die Schweizer ergaben sich fast kampflos ihrem Schicksal. Über Andreas Pereira, Hvilsom und Böðvarsson kombinierten wir uns quer durch die Hälfte der Gastgeber, schließlich legte Pereira per Hacke auf für den Isländer und der lupfte den Ball mit einem Anflug von Überheblichkeit ins Tor – 4:1, die Messe war gelesen. Daraufhin schraubte die Mannschaft auch in Anbetracht des vor der Tür stehenden Duells mit Brøndby IF den Einsatz etwas zurück und schob sich den Ball sicher hin und her, ohne Bern die Möglichkeiten zum Kontern zu geben. In der Schlussphase wurde es dann nochmal deutlicher: Pereira schickte Jacob Tjørnelund, der den Ball buttterweich in den Strafraum löffelte. Dort stand abermals Böðvarsson völlig frei, nahm den Ball einmal an und zog Volley ab – 5:1.
Niedergeschlagene Gesichter in der Schweiz
Wie üblich hatten wir nach dem Europapokalabend nur eine kurze Regenerationsphase und dieses Mal mit Aalborg BK noch dazu einen sehr schweren Gegner vor der Brust. Der einzige kleine Vorteil für uns war dieses Mal, dass wir immerhin erneut ein Heimspiel und damit keine lange Reise hatten.
Dennoch sah man den Spielern natürlich ein wenig die Erschöpfung an und dementsprechend musste ich auch am Kader etwas umstellen. Nutznießer davon war hauptsächlich ein junger Spieler: Der dänische Rechtsaußen Zander Hytloft rutschte aus der U19 für dieses eine Spiel in den Kader, nachdem er bereits mehrfach mit der ersten Mannschaft mittrainiert hatte. Die Jugendausbildung bei Hobro IK war logischerweise nicht die beste und dementsprechend hatte Hyltoft noch nie für eine dänische U-Nationalmannschaft gespielt, aber er war physisch für sein Alter schon recht weit und dementsprechend traute ich ihm zumindest ein paar Minuten dänischer Liga zu, falls das Spiel es zulassen würde. Und zunächst sah es auch ganz gut aus, Brøndby hatte zwar mehr Ballbesitz, aber die erste torgefährliche Szene hatten wir: Amankwaa bedienten Matthias Bersang auf rechts, der nahm den Ball einmal an und versuchte es aus der zweiten Reihe. Schlussmann Nicolai Larsen verschätzte sich etwas und hatte dann einige Mühe, den Ball noch aus dem Toreck zu kratzen. Ansonsten war die erste Hälfte aber fußballerische Magerkost, nur selten kamen spielerische Elemente durch. Doch kurz vor der Pause musste sich Jeseper Rask bei uns im Tor das erste Mal geschlagen geben: Rasmus Jönsson kam nach Doppelpass mit Nicklas Helenius im Sechzehner zum Abschluss und versenkte die Kugel mit dem ersten Torschuss der Partie im langen Eck. Aber wir steckten nicht auf und ich brachte zur Pause einen neuen – nicht Hytloft, für den ich den mentalen Druck, ein Spiel herumreißen zu müssen, als zu hoch ansah, sondern Mittelstürmer Jón Dáði Böðvarsson. Doch es brachte uns nicht viel, wir waren weiterhin nur nach den seltenen Kontern torgefährlich: Einmal traf ebenjener Böðvarsson den Ball nicht richtig und schob den Ball aus fünfzehn Metern etwa genauso weit über den Kasten, einmal schloss Amankwaa ab und schlenzte den Ball knapp am langen Pfosten vorbei. Dafür wurden wir dann in der Schlussphase nochmal bestraft: Helenius machte den Ball fest und legte für Nicolaj Thomsen zurück, der direkt abzog und den Ball unhaltbar in die lange Ecke nagelte. Es war die Entscheidung in diesem Spiel, der Sieg war Aalborg nichtmehr zu nehmen – und wir hatten den Moralschub nach dem internationalen Sieg grandios in den Sand gesetzt.
Nachdem uns schon die beiden letzten Male durch einen Sieg im Pokal – wenn auch im Europapokal – Selbstvertrauen holen konnten, wollten und mussten wir auch dieses Mal den Sieg holen. Es ging gegen den abgestiegenen Randers FC in der ersten Runde des DBU Landspokals, ehe wir durch die Länderspielpause wieder eine Regeneratinsphase hatten.
Das Heimspiel an diesem Mittwochabend wurde für einen unserer Spieler zu etwas besonderem: Im Tor begann heute Oliver Schnitzler, der ehemalige Aalener stand erst das dritte Mal überhaupt im Kader der ersten Mannschaft, hatte sich jedoch im Training hervorgetan. Das Spiel begann und Schnitzler hatte zunächst einen ruhigen Abend, wir waren wie zu erwarten von Beginn an dominant und bestimmten das Spielgeschehen. Wir erspielten uns erste Chancen, auch weil Andreas Pereira wieder mit von der Partie war, und kamen schon bald das erste Mal sehr gefährlich zum Abschluss: Amankwaa bekam den Ball von Andreas Hoelgebaum Pereira, der Rechtsaußen jagte den Ball aber an die Latte. Kurz danach, in der 19' Minute, fiel aber die hochverdiente Führung. Thygesen setzte sich in der Mittelfeldzentrale gegen Allansson durch und steckte den Ball auf Amankwaa durch, der den Ball mitnahm und eiskalt einschieben konnte. Kurz danach konnte auch Schnitzler das erste Mal am Spiel teilnehmen: Baye Djiby Fall kam nach Zuspiel von Kasper Fisker zum Abschluss und zielte auf die Lange Ecke, doch Schnitzler bekam den Fuß rechtzeitig ausgefahren und lenkte ihn am Tor vorbei. Direkt im Gegenzug hatten wir dann wiederum eine Chance, doch der schwedische Schlussmann Karl-Johan Johnsson konnte den Distanzschuss von Andreas Pereira ebenfalls entschärfen. Nach der Pause konnten wir dann auf 2:0 erhöhen, als der eingewechselte Ruben Jessen auf Mads Hvilsom querlegte, der den Ball von der Strafraumkante aus ins Tor setzte. Mit dem Selbstbewusstsein, das Spiel entschieden zu haben, machten wir dann sogar noch das 3:0: Matthias Bersang kam vom rechten Flügel nach innen gezogen und legte auf Anders Jacobsen zurück, der den Ball direkt nahm und ihn unhaltbar entgegen der Laufrichtung von Johnsson im Kasten versenkte. Zwar kassierten wir nach einem Konter durch Fall noch das 1:3, doch wir konnten uns dennoch mühelos durchsetzen und in die nächste Runde einziehen – weit vorher stand jedoch nach der Länderspielpause die Begegnung gegen den FC Midtjylland an. Auch mit unserem Los für das Pokalachtelfinale waren wir zufrieden: Es war ebenfalls der FC Midtjylland, die demnach zweieinhalb Wochen nach dem 13. Spieltag ein weiteres Mal im Hobro Idrætscenter antreten würden.
Oliver Schnitzler zeigte ein ansprechendes Debüt
Quellen: Young Boys, Schnitzler |
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