Die aktuelle Spielzeit verläuft für Bayer 04 Leverkusen alles andere als optimal. Nach 17 Spielen steht der Verein auf einem enttäuschendem fünften Rang, was die Europa League – Qualifikation bedeuten würde. Zu wenig für Vorstand und Fans, wenn man sich die vergangenen Jahre anschaut. Seitdem Sami Hyypiä den Trainerposten im Jahr 2012 zusammen mit Sascha Lewandowski übernommen hat, ist der SVB im höchsten europäischen Wettbewerb – der Champions League – vertreten. Doch zurzeit befindet sich der dafür benötigte Platz außer Reichweite. Sieben Punkte trennen Hyypiäs Jungs vom FC Bayern, von der Tabellenspitze gar ganze elf. Doch woran liegt es?
Am Trainer?
Dass Sami Hyypiä auf einmal nicht mehr der richtige Trainer sei, kann eigentlich ausgeschlossen werden. Seit seiner Amtsübernahme entwickelte sich Leverkusen immer weiter zu einer Topmannschaft in Deutschland, was durch die erspielten Punkte ersichtlich wird. In der Saison 2012/2013 standen nach Abpfiff des 34. Spieltags ordentliche 65 Punkte auf dem Konto. Im darauffolgenden Jahr stieg die Punkteausbeute auf beeindruckende 75 Zähler, womit der im Jahr 2000 aufgestellte Rekord von erreichten 73 Punkten übertroffen wurde. Dieser Rekord wurde in der abgelaufenen Saison zudem egalisiert, was zeigt, dass der Kader das erhöhte Niveau halten kann.
Auch die Defensivarbeit der Leverkusener ist ein Beweis für die überragende Arbeit vom Finnen Sami Hyypiä. Kassierte man in den Jahren 2010 bis 2012 jeweils 44 Gegentore, so wurde die Anzahl der Gegentreffer kontinuierlich kleiner. Im ersten Jahr von Hyypiä sank die Zahl auf 39 Gegentreffer, anschließend auf 34. In der abgelaufenen Saison musste Leno sogar nur 31 Mal hinter sich greifen, womit man den Defensiv-Rekord aus der Saison 98/99 nur um ein Tor verfehlte. Also kann die Misere der Werkself nicht am Trainer liegen.
An der Defensive?
Die Defensive bei Bayer 04 als Grund für das schlechte Abschneiden zu nennen, ist ebenfalls schwierig. Die reinen Statistiken widerlegen dies nämlich, da man nach 17 Spielen 19 Gegentore vorzuweisen hat. Doch damit schreitet man auf dem gleichen Pfad, wie in den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: 2011/2012 und 2012/2013 hatte man in der Hinrunde sogar 22 Gegentreffer schlucken müssen, 13/14 ebenso wie aktuell nur 19 Gegentore, 14/15 sogar nur 18.
Doch ohne Frage strahlt die Innenverteidigung um Dória und Toprak bei weitem nicht die Ruhe der vergangenen Saison aus. Häufig schleichen sich Fehler ein, die zu gefährlichen Chancen des Gegners führen. Leugnen kann man ebenfalls nicht, dass sich diese kleinen Unsicherheiten auf das gesamte Team auswirken, was die Leistung dann nach unten zieht. Verständlich ist es deshalb, warum Michael Schade heftig um die Dienste von Matthias Ginter buhlt.
An der Offensive?
Auch das nicht zwingend. Zwar ist nicht zu übersehen, dass Stefan Kießling seinen Torriecher verloren hat und seiner alten Form hinterherläuft. Neuzugang Timmy Thiele konnte den Ball in den Bundesligaspielen zudem kein einziges Mal im Netz unterbringen. So blieb die Pflicht oftmals an Griezmann und Son hängen, die Punkte für den Verein zu sichern. Doch vor Allem Kapitän Lars Bender kompensiert die schwächelnde Offensive mit vielen Treffern, wie dem Dreierpack gegen den FC Augsburg. So lesen sich auch die 31 Treffer, die auf dem Konto stehen, nicht schlecht. 2013/2014 waren es ebenso viele Tore, letzte Saison dafür ganze sechs mehr – nämlich 37. Also liegt es an der Offensive wohl eher nicht.
Am verbreiteten Kader?
Vielleicht ist das der Punkt, an dem Bayer Leverkusen ansetzen muss. Im vergangenen Sommer sind einige Spieler von ihren Leihen zurückgekehrt, sodass vor Allem im Mittelfeld Überbesetzung herrscht. Dementsprechend sind einige Spieler mit ihren Einsatzzeiten unzufrieden und bekunden dies auch öffentlich, wie beispielsweise Jens Hegeler. Ganz vorbei geht es an den Mannschaftskollegen sicher nicht, doch inwiefern sich das auf die Leistung auswirkt, ist fraglich. Doch das ist die einzige Veränderung zu der so erfolgreichen vergangenen Saison.
Das Fazit:
Am Trainer Sami Hyypiä liegt die Misere wohl am allerwenigsten, ebenso an der Offensive rund um Kießling, Milik und Co. Vermutlich wirkt der durch die Überbesetzung grenzenlose Konkurrenzkampf zu mannschaftsinternen Spannungen, die sich sowohl auf die Gemütslage, als auch auf die Leistungen der Spieler – inbesondere der Defensive – auswirkt. Vermutlich ist das auch der Aspekt, den der SVB-Vorstand in der Wintertransferphase aufgreifen und ausmerzen möchte. Möglich wären Leihen von den Eigengewächsen Lindner, Thomas und Babiarz. Aber auch der glücklose Timmy Thiele könnte verliehen werden, um den Konkurrenzkampf im Sturm etwas zu minimieren. Zudem könnte in einem anderen Umfeld endlich der Knoten vom 24 jährigen Stürmer platzen. Doch ist der Konkurrenzkampf wirklich der Grund allen Übels? Oder gilt doch: Konkurrenzkampf gleich bessere Leistung? Wir werden sehen, wie sich die Saison für Sami Hyypiä und Bayer 04 Leverkusen entwickeln wird.
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